Der deutsche Industriegigant Bosch weitet sein Engagement in der Formel E aus. Neben dem Serien-Sponsoring gab das Unternehmen nun eine langfristige Technologie- und Entwicklungspartnerschaft mit dem US-Team Dragon/Penske Autosport bekannt.
Bosch-Produkte wie ein elektronisches Fahrzeugmanagementsystem sollen schon im neuen Rennwagen zum Einsatz kommen, den das Team im Frühjahr dieser Saison - wohl vor dem zweiten Rennwochenende in Rom am 10. April - einführt. Den bevorstehenden Saisonauftakt in Saudi-Arabien (26./27. Februar) bestreiten DTM-Vizemeister Nico Müller und Teamkollege Sergio Sette Camara mit dem Fahrzeug aus der Saison 6.
Bosch entwickelt Motor für Gen3-Auto
Bosch plant laut eigenen Angaben sogar die Entwicklung eines kompletten Elektroantriebsstrangs für die Saison 9 (2022/23), wenn die neuen und leistungsstärkeren Gen3-Autos die aktuellen Modelle ablösen werden. Damit stößt der Zulieferer zum indischen Autobauer Mahindra und Techeetah-Partner DS Automobiles, die sich ebenfalls bereits langfristig zur Formel E bekannt haben.
"Die jetzt beschlossene langfristige Partnerschaft markiert für unser Team einen bedeutenden Wendepunkt", wird Dragon-Besitzer Jay Penske in der Pressemitteilung zitiert. "Ich freue mich darauf, in dieser Saison die ersten Früchte unserer Zusammenarbeit auf der Rennstrecke einzufahren, wenn wir im Laufe des Jahres unser neues Penske Autosport-Package einführen."
Müller hofft auf großen Schritt mit neuem Auto
Dragon hatte sich wie Meister-Team DS Techeetah und Vize-Teammeister Nissan dazu entschieden, die Saison mit Rennwagen aus dem Vorjahr in Angriff zu nehmen. Im Zuge einer Kostensenkung dürfen die Hersteller in der Formel E für die kommenden beiden Saisons nur einen Antriebsstrang homologieren. Dragon mit Sitz in Los Angeles und Silverstone schloss die vergangenen drei Saisons jeweils auf dem vorletzten Platz in der Meisterschaft ab und zählt zu den kleinsten Teams in der Formel E.
"Wir beginnen die Saison mit dem Saison-6-Auto, deshalb wird der Auftakt nicht leicht für uns", sagte Audi-Werksfahrer Nico Müller kürzlich im ran-Podcast. "Wir werden ab Rom ein neues Auto an den Start bringen, wenn alles klappt. Das wird hoffentlich noch mal ein Schritt in die richtige Richtung sein. Wir haben aus der Saison 6 gelernt, erhoffen uns mit dem neuen Auto aber einen großen Schritt nach vorne. Die Autos sehen von außen gleich aus, aber die Technik ist ziemlich unterschiedlich von Team zu Team."
Zulieferer-Power bei Formel-E-Teams
Mit Bosch engagiert sich neben Schaeffler (Audi), ZF (Mahindra) und Mahle (DS Techeetah) ein weiterer bedeutsamer Zulieferer aus Deutschland nun auch bei einem Formel-E-Team. "Die Zusammenarbeit mit Dragon ergänzt unser erfolgreiches Engagement als Seriensponsor der Formel E. Bosch unterstreicht durch die Partnerschaft den Anspruch, führender Anbieter für Antriebslösungen sowohl in der Elektromobilität für Serienfahrzeuge als auch im elektrifizierten Motorsport zu sein", sagt Dr. Markus Heyn, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH.
Kern des Bosch-Systems im Dragon-Boliden ist die zentrale Fahrzeugsteuerung namens MS 50.4P. Sie steuert neben den Motorfunktionen und dem zentralen Energiemanagement auch weitere Fahrzeugfunktionen wie die Bremsenergierückgewinnung und das Display im Fahrercockpit.
"Unser Ziel in der Optimierung der Steuerungssoftware ist, bei allen Strecken- und Rennbedingungen, immer die optimale Balance zwischen Energieeffizienz und Rundenzeit zu finden, um die Potenziale des Fahrzeugs bestmöglich auszuschöpfen", erklärt Dr. Klaus Böttcher, Leiter von Bosch Motorsport.
Formel E: Zuverlässigkeit heikles Thema
Wie wichtig die Software-Komponente in der Formel E ist, bekam Müller in seiner Debütsaison 2019/20 mit Dragon einige Male zu spüren. Der zweifache DTM-Vizechampion, der in der Formel E wieder auf Dauerrivale Rene Rast im Audi-Werksauto trifft, tat sich oftmals schwer mit dem unausgereiften Dragon-Renner. Ein Punktgewinn gelang dem Schweizer in den elf Rennen nicht.
Die einzigen beiden Zähler für das Team erzielte der frühere Formel-1-Fahrer Brendon Hartley, der vor dem 6-Rennen-Saisonfinale in Berlin durch Sergio Sette Camara ersetzt wurde. "Die Zuverlässigkeit vor allem mit Blick auf die Software ist heikel", sagte Müller. "Es muss alles passen, damit die Antriebsstränge über ein ganzes Wochenende hinweg funktionieren und keine Fehler beim Rekuperieren auftreten."
Bosch mit seiner über 100-jährigen Motorsport-Tradition gab 2018 eine dreijährige Serienpartnerschaft mit der Formel E bekannt. Die Bosch-Gruppe ist ein international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit weltweit rund 394.500 Mitarbeitern. Sie erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2020 nach vorläufigen Zahlen einen Umsatz von 71,6 Milliarden Euro.
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