Die Formel E nutzt die Corona-Zwangspause, um sich erstmals im Bereich des Sim-Racing zu engagieren. Ab dem kommenden Samstag, 18. April trägt die Elektro-Serie an neun aufeinanderfolgenden Wochenenden eigene Veranstaltungen aus.

Es wird zwei getrennte Starterfelder geben. Das erste besteht aus Formel-E-Fahrern. Für das erste Event haben sich 14 Piloten angekündigt. Pro-Gamer und Influencer bilden das zweite Starterfeld. Sie müssen sich Woche für Woche neu qualifizieren. Jeweils von Montag bis Donnerstag haben sie die Möglichkeit dazu. Die schnellsten 18 dürfen am darauffolgenden Event teilnehmen. Die drei in der Gesamtwertung am besten platzierten Sim-Racer sind automatisch qualifiziert.

Beim Pre-Season-Test am 18. April werden noch keine Punkte für die Gesamtwertung vergeben. Die Punktevergabe bei den restlichen Rennen orientiert sich an jener der realen Formel E. Für die Pole Position und die schnellste Rennrunde gibt es jeweils einen zusätzlichen Zähler. Beim Finale, das am 13. Juni ausgetragen wird, gibt es doppelte Punkte.

Besonderer Clou: Der beste Sim-Racer erhält nach Abschluss der Serie eine Testfahrt in einem Formel-E-Rennwagen auf einer realen Strecke. Die Rennen sollen nach einem speziellen Format namens Race Royale ablaufen, sprich: Nach jeder Runde wird der langsamste Fahrer eliminiert. Den zehn verbliebenen Piloten bleibt dann noch ein Sprint bis zur Ziellinie, in dem sie um die Punkteränge kämpfen.

Zum Einsatz kommt die Sim-Racing-Plattform rFactor2 mit der aktuellen Fahrzeuggeneration und den Fahrzeuglackierungen der Saison 2019/2020. Alle Rennen werden auf der offiziellen Webseite der Formel E sowie auf den YouTube-, Facebook- und Twitch-Plattformen der Serie im Live-Stream gezeigt. Rennstart ist jeweils um 14:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Die Übertragungen sollen etwa 90 Minuten dauern. In dieser Zeit werden jeweils die Rennen der Formel-E-Profis und die der Sim-Racer gestreamt.

Die Events werden in einer neu geschaffenen Initiative mit Unicef ausgetragen. Der Fokus der Partnerschaft liegt darauf, die Gesundheit von Kindern auf der ganzen Welt sicherzustellen und fortlaufenden Zugang zu Bildung während der Coronavirus-Pandemie zu ermöglichen. Dafür sollen unter anderem Gelder gesammelt werden.

Der Einstieg der Formel E ins Sim-Racing erfolgt zu einem vergleichsweise späten Zeitpunkt. Andere Rennserien wie die Formel 1 oder IndyCar setzen seit einigen Wochen auf den virtuellen Rennsport. Dabei war die Formel E eine der ersten Rennserien, die Veranstaltungen konsequent verlegt respektive abgesagt hat. Schon Anfang März fiel die Entscheidung, eine mindestens zweimonatige Pause einzulegen.

Formel-E-Geschäftsführer Jamie Reigle während einer virtuellen Pressekonferenz, an der auch Motorsport-Magazin.com teilnahm: "Wir haben früh geschaut, welche Alternativen wir anbringen können. Andere Leute waren auch sehr schnell. Wenn man nicht der Erste sein kann, sollte man schauen, dass man etwas Einzigartiges erschafft. Wir haben die Partnerschaft mit Unicef, eine Verbindung mit realem Sport und alle Formel-E-Teams in einem interessanten Format zusammengebracht."

Wann, wie und ob die reguläre Saison in der Formel E fortgesetzt werden kann, ist aktuell nicht sicher. Nach derzeitigem Planungsstand würde das sechste Saisonrennen am 21. Juni 2020 in Berlin über die Bühne gehen. "Das Rennen soll wie geplant ausgetragen werden", sagt Reigle. "Wir müssen aber die Herausforderungen berücksichtigen. Wir denken, dass innerhalb der nächsten zwei Wochen Klarheit herrschen wird."

Der frühere Formel-1-Fahrer Felipe Massa: "Das Wichtigste ist, sicherzustellen, dass die Menschen zuhause bleiben. Die ganze Welt hat ernsthafte Schwierigkeiten. Wenn wir Events und Rennen haben, die die Leute von zuhause schauen können, ist das auch wichtig. Es ist schwierig, derzeit zuhause zu bleiben - aber es ist wichtig. Ich hoffe, dass wir bald zu normalen Rennen zurückkehren können."