Alejandro Agag ist schon ein cleverer Fuchs. Mit der Gründung der Formel E und dem ersten Rennen im Jahr 2014 gelang dem Spanier ein absoluter Coup, der sich - wenn auch mit etwas Anlauf - zu einem Tummelplatz für Hersteller und damit einem Milliardengeschäft gemausert hat.

Mit der neuartigen Rennserie Extreme-E zieht Agag seit einer Weile ein neues Geschäft auf. Hier sollen rein-elektrische - das kennt man aus der Formel E - SUV-Rennboliden an entlegenen und umweltgefährdeten Orten rund um den Globus gegeneinander antreten.

Damit wollen die Macher auf den Klimawandel aufmerksam machen. Das Konzept erfreut sich schon in der Formel E großer Beliebtheit im Business und stellte sich als ertragreich heraus. Nun will Agag Autos gegeneinander antreten lassen, die so in den Portfolios von Autobauern zu finden sein könnten.

Doch damit noch nicht genug. Agag versteht es in dieser Zeit wie kaum ein Anderer im Motorsport, den Zeitgeist zu treffen. Jetzt kommt der frühere GP2-Teambesitzer mit einer neuen Idee um die Ecke, die für große mediale Aufmerksamkeit sorgen dürfte.

Ein Vorhaben für die 2021 geplante Rennpremiere der Extreme-E: Männer und Frauen sollen gemeinsam in den insgesamt zwölf Teams antreten. Das verriet Agag am Donnerstagabend in einem Instagram-Video mit Audi-Werksfahrer Lucas di Grassi, der zu den Pionieren der Formel E und zudem zu den erfolgreichsten Piloten der Serie zählt.

"Es ist an der Zeit, zu versuchen, Frauen auf gleichem Niveau im Motorsport einzubeziehen", sagte Agag. "Das funktioniert am besten über Teamwork. Ein direkter Vergleich zwischen Männern und Frauen im Motorsport ist schwierig, das sehen wir seit langer Zeit. Über Teams kann man aber einen neuartigen Wettbewerb erschaffen."

Offiziell sei dieser Plan noch nicht, stehe aber ganz konkret zur Diskussion, merkte Agag an. "Das wäre wie beim Teamsport in den Langstreckenrennen", sagte di Grassi und fand Gefallen an diesem innovativen Gedankenspiel. "Eine tolle Idee, damit wäret ihr die Ersten im Motorsport."

Mikaela Ahlin-Kottulinsky im Extreme-E Boliden, Foto: LAT Images
Mikaela Ahlin-Kottulinsky im Extreme-E Boliden, Foto: LAT Images

Die Basis dafür hat die Extreme-E, deren 'Fahrerlager' sich auf einem stillgelegten Schiff befindet, längst gelegt. Im offiziellen Fahrer-Pool der Serie tummeln sich neben Männern aus zahlreichen Kategorien des Motorsports auch einige Damen. Dazu zählen W-Series-Champion Jamie Chadwick, die frühere DTM-Pilotin Katherine Legge und Mikaela Ahlin-Kottulinsky, die zuletzt unter anderem im ADAC GT Masters antrat.

Der Fahrer-Pool erinnert an die Anfangszeiten der Formel E. Die Idee sah vor, dass sich eingeschriebene Teams unter diesen Fahrern bedienen und sie bei Rennen einsetzen können. Letztendlich entschieden sich die Teams der ersten Stunde für 'eigene' Piloten. Ein ähnliches Konzept sieht nun auch die Extreme-E vor.

Der Fahrer-Pool der SUV-Rennserie ist bislang durchaus prominent bestückt. Mit dem zweifachen DTM-Champion Timo Scheider und Formel-E-Rennsieger Daniel Abt sind zwei Deutsche am Start. Erfahrene Profis wie Andre Lotterer, Bruno Senna, Sacha Prost, Antonio Felix da Costa oder Loic Duval ergänzen das Feld.

Fünf Teams haben sich bislang offiziell eingeschrieben, darunter die deutschen Vertreter Abt aus Kempten und das in Affalterbach beheimatete HWA. Beide sind auch in der Formel E vertreten, gemeinsam mit Audi respektive Mercedes. Venturi aus Monaco, Veloce mit Formel-E-Champion Jean-Eric Vergne und Design-Genie Adrian Newey sowie das spanische Tech-Unternehmen QEV mit Pedro de la Rosa ergänzen das bisherige Starterfeld.

Die Rennen im Amazonas-Regenwald, der saudi-arabischen Wüste oder der Antarktis werden mit einem zunächst einheitlichen, 550 PS starken Renn-SUV bestritten. Die Offroad-Strecken sind sechs bis zehn Kilometer lang und mit virtuellen Toren bestückt, die durchfahren werden müssen. Zwei Gruppen mit je sechs Teams ziehen in die K.o.-Phase ein, wobei die beiden letzten Vertreter das Finale unter sich ausmachen.

"Dabei könnten sich Männer und Frauen bei zwei Runden am Steuer abwechseln oder es gibt separate Rennen, bei denen sich Männer und Frauen ein Auto teilen", gab Agag unterschiedliche Möglichkeiten für das Rennformat vor.