Sam Bird heißt der Sieger des ersten Rennens der Formel-E-Saison 2017/18. Der Virgin-Pilot setzte sich in einem packenden Auftaktrennen in Hongkong vor Jean-Eric Vergne und Mahindra-Pilot Nick Heidfeld durch. Verrückt: Bird gewann das Rennen trotz einer Durchfahrtsstrafe. Beim Autowechsel zur Mitte des Rennens verbremste sich der Brite an seiner Box und knallte leicht gegen das Teamzelt. Ein Umstehender musste sich sogar per Hechtsprung retten.

Bird erhielt die Drivethrough-Strafe für diese kuriose Aktion, weil ein Fahrer laut Reglement sein Auto vor dem Wechsel im Zelt abstellen muss - und nicht davor, so wie es bei Bird der Fall war. Dank der Streckengegebenheiten verlor Bird durch seine Strafe nur wenige Sekunden - die Boxengasse ist in Hongkong tatsächlich eine Streckenabkürzung - und schnappte sich seinen sechsten Sieg in der Formel E.

"Coole Nummer, da kann man ja eine neue Strategie machen für morgen", sagte Daniel Abt bei Motorsport-Magazin.com mit einem Grinsen. Eigentlich wird eine Durchfahrtsstrafe mit einem Zeitverlust von 20 bis 30 Sekunden je nach Serie und Strecke geahndet. Beim Formel-E-Rennen in Hongkong verlor Bird wesentlich weniger. "Wenn das so ist, wäre das alles andere als fair", sagte Maro Engel zu Motorsport-Magazin.com. "Das ist sicher nicht im Sinne des Erfinders."

Bird kam mit seiner nicht ungefährlichen Aktion allerdings nicht ganz schadlos davon. Nachträglich brummte ihm die Rennleitung eine 10-Platz-Strafe in der Startaufstellung für das zweite Rennen am Sonntag auf. In anderen Serien und unter anderen Umständen hätte die Boxen-Panne Bird womöglich sogar den Sieg gekostet...

Bird selbst rechtfertige seinen Ausrutscher, bei dem glücklicherweise niemand zu Schaden kam, mit den kniffligen Bedingungen. Die Durchfahrtstrafe im Rennen empfand er als zu hart. Bird: "Das war ein bisschen heftig, weil die Boxengasse unglaublich schmutzig und staubig ist. Ich wollte aggressiv an die Box heranfahren, weil wir so unglaublich wenig Zeit für den Boxenstopp haben. 37 Sekunden sind nicht möglich für uns."

Dass Bird trotz der Strafe das Rennen für sich entscheiden konnte, hätte er selbst nicht für möglich gehalten. "Ich habe die Strafe abgesessen und dachte, dass ich vielleicht als Achter rauskomme", sagte der Venturi-Pilot. "Ich habe am Funk gefragt, wo ich bin. Sie sagten mir, dass ich weiter Erster bin und weiter pushen soll. Das hätte ich nie gedacht. Es war überhaupt ein verrücktes Rennen. Ich muss noch realisieren, wie man mit so einer Strafe gewinnen kann."