Am 21. Mai 2016 soll die Formel E erneut in Deutschland gastieren. Der zur Flüchtlingsunterkunft umfunktionierte Berliner Tempelhof steht in diesem Jahr nicht zur Verfügung. Eine Alternative in Deutschland wird gesucht - nun gab es eine prominente Absage. Nach dem Ablauf einer gesetzten Frist kommt der Norisring nicht mehr infrage. Das teilte der Motorsport Club Nürnberg am Freitagabend auf Facebook mit.

"Gerne hätten wir das Formel-E-Rennen bei uns in Nürnberg umgesetzt und es ist wirklich schade, dass wir diese Veranstaltung nicht am Dutzendteich-Areal realisieren werden", sagte Wolfgang Schlosser, Vorstandsvorsitzender des MCN. "Um die Sicherheitsvorkehrungen und bewährten Standards rund um unsere Rennstrecke gewährleisten zu können, benötigen wir einen gewissen Vorlauf, zudem möchten wir die nationalen sowie internationalen Rennsportfans nicht enttäuschen."

Norisring: Ein Klassiker im Rennkalender der DTM, Foto: BMW AG
Norisring: Ein Klassiker im Rennkalender der DTM, Foto: BMW AG

Keine Einigung erzielt

Laut einem Sprecher des Norisrings sei es nach dem Ende einer Fristverlängerung nicht zu einer Einigung gekommen. Die Formel E sei derzeit nicht in der Lage, den Norisring als Standort zu bestätigten, heißt es weiter in dem Statement. Gespräche zwischen den Veranstaltern der Elektroserie und dem Nürnberger Stadtkurs gab es. Inwieweit die Planungen tatsächlich fortgeschritten waren, ist unklar. Die Formel E selbst äußerte sich offiziell nicht.

Zahlreiche Fans hätten sich über ein Deutschland-Rennen am Dutzendteich gefreut. In der DTM zählt das Rennen auf dem engen Straßenkurs seit jeher zu den absoluten Highlights und zieht die Zuschauer in Scharen an. Auch Formel-E-Serienchef Alejandro Agag hatte den Norisring als mögliche Alternative zu Berlin Tempelhof in Betracht gezogen. Daraus wird nun nichts, die Suche nach einem Austragungsort in Deutschland hält an.

Berlin, München, Schweiz?

Als weitere Möglichkeiten sollen ein Stadtrennen in München oder ein neu erbauter Kurs in Berlin infrage kommen. Die Grundlage für den Aufbau einer neuen Rennstrecke, also die Zäune und Wände vom Berlin-Rennen 2015, ist vorhanden. Sollte sich die Formel E allerdings mit keiner Stadt einigen können, kommt der Wechsel in ein anderes Land oder gar der komplette Ausfall in Betracht.

Eine Variante wäre der kurzfristige Umzug in die Schweiz, nachdem dort das Rundstreckenverbot speziell für Elektroautos aufgehoben wurde. Zürich steht spätestens für 2017 in den Startlöchern, Pläne für den Streckenverlauf stehen bereits fest.

Serienboss Agag hatte sich in der Vergangenheit immer wieder für ein Rennen in Deutschland stark gemacht. "Wir wollen sehr gerne langfristig jedes Jahr nach Berlin kommen", hatte er nach dem 2015er-Rennen auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens gesagt. Nicht ohne Grund: Deutschland gilt mit seinen Herstellern als wichtiger Partner in Sachen Zukunft der Elektro-Autos. Auch offizielle Serienpartner wie DHL oder BMW haben ein großes Interesse am 'Heimrennen'. Mit Nick Heidfeld und Daniel Abt sowie dem Team von Abt Sportsline ist Deutschland zudem sportlich gut vertreten.

Tempelhof als attraktiver Austragungsort, Foto: Sutton
Tempelhof als attraktiver Austragungsort, Foto: Sutton

Stuck: Berlin war oberaffengeil

Fahrer und Experten schwärmten 2015 von Tempelhof als Renn-Location. "Tempelhof war oberaffengeil", sagte etwa DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Das war der ideale Ort für das Formel-E-Rennen in Deutschland und die Zuschauer hatten ihren Spaß. Dass man die Strecke von praktisch jedem Platz aus komplett sehen konnte, war natürlich ein Glücksfall."

Doch inzwischen wurde das Areal zur Notunterkunft für syrische Flüchtlinge umfunktioniert, um dem hohen Aufkommen in der Hauptstadt gerecht werden zu können. Im Oktober 2015 wurde der erste Hangar belegt. Inzwischen leben im Flughafengebäude rund 2.500 Menschen.