Sophia Flörsch kehrt 2023 in den Formelsport zurück und startet in der FIA Formel 3. Die 22-Jährige tritt für das Team PHM by Charouz an, einer neugeschaffenen Kollaboration zwischen dem deutschen Nachwuchsteam PHM Racing aus Berlin und dem tschechischen Rennstall.

Flörschs Teamkollegen in der Formel 3, die im Rahmenprogramm der Formel 1 gastiert, stehen offiziell noch nicht fest. Nach aktuellem Stand ist sie die einzige weibliche Starterin sowie die einzige Fahrerin aus Deutschland im Starterfeld der 30 Piloten von zehn Teams.

Sophia Flörsch: Formel-Comeback nach zwei Jahren

Die Münchnerin gibt nach zuletzt zwei Jahren auf der Langstrecke sowie in der DTM ihr Comeback im Single-Seater-Sport. Eine Rückkehr hatte sie zu keinem Zeitpunkt ausgeschlossen. Ihr bislang letztes Rennen in der FIA Formel 3 fuhr sie im September 2020 in Mugello, also vor mehr als zwei Jahren. Flörsch blieb damals in ihrer F3-Debütsaison bei Campos Racing punktelos.

2021 trat sie mit dem Richard Mille Racing Team zum zweiten Mal in Folge bei den 24 Stunden von Le Mans (Ausfall) an, gab ihr DTM-Debüt mit dem Audi-Kundenteam Abt Sportsline und errang beim LMP2-Gaststart in der European Le Mans Series auf Anhieb einen Podestplatz. In der vergangenen Saison erreichte Flörsch in Le Mans mit Algarve Pro Racing den 19. von 27. Plätzen in der LMP2-Wertung und sicherte sich bei einem ihrer vier Starts in der ELMS eine weitere Podiumsplatzierung.

Foto: LAT Images
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Flörsch: "Mit den Besten der Besten fahren"

"Ich bin wirklich aufgeregt und sehr glücklich, mit PHM Racing by Charouz diese Saison in die FIA Formula 3 zurückzukehren", sagte Flörsch. "Mein Ziel war es schon immer, mit den Besten der Besten zu fahren. Seit Beginn meiner Karriere arbeite ich mit meinem Team im Hintergrund jeden Tag sehr hart auf dieses Ziel hin."

Das bislang in der Formel 4 engagierte Team PHM Racing des deutschen Unternehmers Paul H. Müller steht mit dem Aufstieg in die FIA Formel 3 sowie FIA Formel 2 vor einer großen Herausforderung angesichts der international erfahrenen Konkurrenz bestehend aus Teams wie F3-Meister Prema, Trident oder ART Grand Prix. Mit Charouz hat PHM Racing ein Team übernommen, das in der vergangenen Formel-3-Saison mit nur einem einzigen Punktgewinn abgeschlagen Letzter wurde.

Foto: LAT Images
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Neue Herausforderung für PHM Racing

PHM unter der Leitung des deutschen Startup-Millionärs Paul H. Müller will als 'Non-Profit-Unternehmen' agieren und eingenommene Erträge in die Fahrer und das Team investieren, um Nachwuchstalente auf dem Weg nach oben zu begleiten. Mit Valentin Kluss und Rennfahrersohn Jakob Bergmeister gingen zuletzt zwei deutsche Youngster für PHM Racing in der deutschen bzw. italienischen Formel 4 an den Start.

Teambesitzer Müller kann sich sogar vorstellen, mit PHM künftig als Junior-Team für einen Formel-1-Rennstall aufzutreten. "Das wäre sicherlich sehr schön, es sind ja deutsche Hersteller an der Formel 1 interessiert", sagt der 39-Jährige in der neuen Print-Ausgabe von Motorsport-Magazin.com. "Wir sind interessiert an einer Kooperation."

Mit der Münchnerin Flörsch gesellt sich nun ein weiteres heimisches Nachwuchstalent dazu. "Ich habe großen Respekt vor Sophias Entscheidung, in den Formelsport zurückzukehren und sich der Herausforderung in diesem Feld zu stellen", sagt Roland Rehfeld, Teammanager von PHM Racing. "Sie ist sehr erfahren im professionellen Rennsport und hat eine sehr professionelle Einstellung sowie Arbeitsweise. Die bisherige Rennwelt hat ihr geholfen, noch ehrgeiziger und fokussierter zu werden als viele andere männliche Fahrer. Auch deshalb fangen wir mit Sophia an."

Foto: DTM
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Flörsch: Formel-Rückkehr eher überraschend

Flörschs Formel-Comeback kam für die meisten Beobachter und Fans eher überraschend, nachdem sie sich in den vergangenen Jahren einen Namen im Prototypen gemacht hatte und dem Langstreckensport mit dem neuen LMDh- und LMH-Konzept eine rosige Zukunft blüht. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com hatte sie sogar bereits ein LMP2-Cockpit für die WEC-Saison 2023 gefunden. Der Formel-Deal mit PHM Racing erwies sich mit Blick auf das Gesamtbild aber offenbar als geeignetere Lösung.

"Es ist bekannt, dass PHM Racing die großartige Mission verfolgt, die nächste Generation von Spitzentalenten im Motorsport zu fördern", sagt Flörsch. "Deshalb möchte ich Paul dafür danken, dass er mir die Möglichkeit gibt, Teil seines großartigen Teams zu sein. Ich weiß, dass die Rennen mit PHM Racing mir helfen werden, mein Potenzial im Formelsport zu verbessern."

Foto: LAT Images
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Angesichts der vergangenen Resultate von Charouz Racing System sowohl in der FIA Formel 3 als auch in der FIA Formel 2 dürfte Flörsch und ihren Teamkollegen keine einfache Saison bevorstehen. Dessen war sie sich bewusst: "Gemeinsam wollen wir uns über die Saison hinweg entwickeln und die Performance steigern. Ich bin mir bewusst, dass diese Chance mit Herausforderungen und Anstrengungen einhergeht. Es wird für alle - Team und Fahrer - eine Challenge."

Einen Anhaltspunkt erhalten Flörsch und ihr neues Team PHM Racing schon in der kommenden Woche bei den offiziellen Vorsaison-Testfahrten in Bahrain vom 14.-16. Februar 2023, wenn sie genau 884 Tage seit ihrem letzten F3-Rennen wieder ins Cockpit klettert.