Eigentlich musste man am Freitag in Barcelona nicht zu genau hinhören, um bei den meisten Fahrern den Tenor durchzuhören, dass sie Red Bull beim Spanien Grand Prix eigentlich kaum für schlagbar halten. Das zog sich quer durch alle Teams, durch alle Bereiche des Feldes, durch einfach alles. "Es könnte sein, dass Red Bull für uns alle dieses Wochenende unerreichbar ist", meinte etwa Jenson Button und war damit bei weitem nicht alleine.

Wenn alles normal bleibt

Sollte das Wetter normal bleiben und keine außergewöhnlichen Umstände eintreten, könnte wirklich das passieren, was einige vor dem Wochenende prophezeit haben: ohne Regen und ohne Chaos fahren die roten Bullen allen davon. "Red Bull ist noch viel zu stark für uns", sagte dann auch ein sichtlich zufriedener Michael Schumacher, nachdem es für ihn eigentlich gut am Freitag gelaufen war. Als erster Verfolger von Sebastian Vettel und Mark Webber hatten ihm rund acht Zehntelsekunden auf Vettels Bestzeit im zweiten Training gefehlt.

Aber auch unter den Nicht-Spitzenteams war die klare Meinung vorherrschend, Red Bull werde in Spanien den Ton angeben. Timo Glock erklärte etwa: "Red Bull sieht schneller aus als alle anderen. Sie werden uns um die Ohren fahren, wenn es so bleibt." Gut, bei Virgin wäre das so oder so nicht ungewöhnlich, aber auch der Rest der Spitze schien ein wenig in Ehrfurcht zu erzittern - ob nun in wahrer oder gespielter, ist eine andere Sache. Fernando Alonso ging ebenfalls davon aus, dass die Zeiten, die Vettel und Webber schon am Freitag vorgelegt haben, nur schwer zu erreichen sein werden.

Auf Fehler hoffen

Doch der Spanier wollte nicht gleich aufgeben. "Manchmal sieht man gute Freitage und am Samstag haben sie mehr Probleme. Wenn wir etwas bei uns finden, können wir ihnen nahe sein. Hoffentlich machen sie dann irgendwo beim Setup einen Fehler und wir können sie einholen. Aber bei normalen Bedingungen wird es sehr schwierig, sie dieses Wochenende zu schlagen", meinte der Spanier. Trotz des großen Updates bei Mercedes musste auch Nico Rosberg feststellen, dass gegen das österreichische Team wohl diesmal wenig auszurichten sein wird. "Mir scheint, dass Red Bull leider auch einen großen Schritt gemacht hat und wir momentan nicht näher gekommen sind", sagte der Deutsche.

Also gar keine Skepsis, alles gegessen, nichts zu machen, am besten gleich auf einen Red-Bull-Doppelsieg wetten? Vettel würde da noch zur Zurückhaltung raten. "Klar ist es schön, vorne zu stehen und eine Belohnung für alle, die hart am Auto gearbeitet haben. Aber am Freitag geht es noch nicht um die Wurst, eher um die goldene Ananas", meinte er. Er ging davon aus, dass am Samstag auch seine engsten Konkurrenten deutlich unter 1:19 Minuten für die Runde brauchen werden - am Freitag war er noch der Einzige mit einer 1:19er-Zeit gewesen. Er sei jedenfalls nicht bis oben hin vollgetankt gewesen, sonst wäre seine Zeit nicht möglich gewesen. Er rechnete durchaus noch mit Ferrari, McLaren und Mercedes. "Es wird kein Zuckerschlecken", sagte Vettel. "Die McLaren sind hier sehr schnell, wobei ich nicht weiß, was sie am Nachmittag gemacht haben. Sie scheinen auf neuen, weichen Reifen nicht hart angegriffen zu haben."