1. - S wie Startaufstellung

Chaos herrschte im Qualifying von Sepang. Piloten drehten sich ins Kiesbett, blieben darin stecken oder legten einen waschechten 720-Grad-Dreher auf den nassen Asphalt. Niki Lauda weiß, was das Geheimnis der Startaufstellung zum Malaysia GP war: "Mark Webber hat es gewagt, mit Intermediates hinauszugehen. Das war natürlich sehr riskant, aber die Rechnung ist aufgegangen. Er war über eine Sekunde schneller als alle anderen."

Selbst Sebastian Vettel musste als Dritter seinen Teamkollegen loben - Pokerface nannte er ihn direkt nach Qualifyingende. "Platz 3 war das Optimimum", so Vettel. Besonders gut lief es für die Deutschen: Vier Deutsche in den Top5, fünf Deutsche in den Top10. Neben Webber startet Nico Rosberg aus der ersten Reihe, dahinter gehen Vettel und Adrian Sutil aus der zweiten Reihe ins Rennen. Nico Hülkenberg schaffte den Sprung auf Platz 5. Nur Michael Schumacher kam über Rang 8 nicht hinaus.

Viel schlimmer erwischte es McLaren und Ferrari. Jenson Button landete im Q1 im Kiesbett, Lewis Hamilton, Fernando Alonso und Felipe Massa schieden wegen einer zu langen Wartezeit im Regen aus. "Ärger danebengreifen wie die kann man nicht", schimpfte Niki Lauda. "Das war wirklich ein totaler Fehlgriff." Christian Danner bezeichnete die Entscheidung der Topteams als peinlich.

"Manchmal trifft man eben die falsche Entscheidung und so stehen morgen vier schnelle Autos hinten in der Startaufstellung, aber das ist die Formel 1", versuchte sich Jenson Button zu verteidigen. Auch David Coulthard nahm die Silbernen und Roten in Schutz: "Sie haben uns dadurch die Möglichkeit gegeben, tolles Racing zu sehen. Wir sollten ihnen also dankbar sein. Schimpf nicht zu viel, sonst machen sie es das nächste Mal nicht mehr so."

2. - S wie Schumacher

Michael Schumacher möchte es beim nächsten Regenqualifying sicher nicht noch mal so machen. "Meine erste Runde war eine Sicherheitsrunde, danach wollte ich angreifen, aber die Reifen wurden langsamer und gingen dann gar nicht mehr. Das ist gut zu wissen fürs Rennen."

Michael Schumachers Reifen bauten zu früh ab., Foto: Mercedes GP
Michael Schumachers Reifen bauten zu früh ab., Foto: Mercedes GP

Trotzdem sagte Danner: "Vier Deutsche in den Top5 und der Regengott Michael Schumacher ist der Schlechteste von allen. Wer hätte das gedacht? Nico war 1,1 Sekunden schneller als Schumacher, man muss wohl sagen: Der ehemalige Regengott."

An seinen Fähigkeiten als Regenfahrer zweifelt Schumacher jedoch nicht. "Wenn ich richtig liege, war ich im Q2 bei für alle gleichen Bedingungen sofort Schnellster", betonte er. "Es scheint also noch immer irgendwie zu klappen."

3. - S wie Start

Der Start in Sepang verspricht Hochspannung. Schließlich ist er planmäßig für exakt 16:00 Uhr angesetzt, also die gleiche Zeit wie das Qualifying oder noch präziser ausgedrückt: Die Uhrzeit zu der an den vergangenen Tagen der Regen kam. Am Donnerstag regnete es sogar so stark, dass man in den Fahrerlagerhäuschen kaum ein Wort verstand.

Sollte es so stark regnen, dürfte der Start hinter dem Safety Car erfolgen oder sogar verschoben werden. Sollte es auf nasser Bahn losgehen, könnte schon in der ersten Kurve Chaos drohen - bereits die feuchte Strecke in Melbourne hat beim letzten Rennen für jede Menge Action in Kurve 1 gesorgt.

4. - S wie Strecke

Malaysia ist die erste Strecke der neuen Generation. Sie weist eine Mischung aus verschiedenen Kurventypen auf, ist teilweise sehr breit und besitzt zwei lange Geraden sowie etliche Highspeedkurven.

"Es ist eine besondere Strecke", sagt Lewis Hamilton. "Es gibt hohe Geschwindigkeiten, sie ist sehr flüssig, kein Stop-and-Go-Kurs. Das Auto muss fließen und man muss die gesamte Straße ausnutzen, auch die Kerbs." Wirklich knifflig wird der Kurs im Regen. Denn dann laufen an mehreren Stellen kleine Bäche über die Strecke, die die Gefahr von Aquaplaning erhöhen und schnell unfahrbare Bedingungen wie zu Beginn des dritten Qualifyings schaffen.

5. - S wie Strategie

Die Superhirne der Formel 1 sind bekannt für ihre ausgeklügelten Strategien - ob 20 Qualifying-Runden im Rennen oder vier Boxenstopps, in der Vergangenheit war alles möglich. Durch das Tankverbot sind den Taktikern etwas die Hände gebunden. Nach dem taktischen Debakel im Regen-Qualifying von Sepang wollen sie der Strategie und den Statistiken sogar ganz absagen.

"Wir hätten uns auf unsere Intuition verlassen sollen", sagt Vorzeigestratege Ross Brawn. Statt Daten und Wettervorhersagen soll das Bauchgefühl entscheiden. "Wir haben all die Daten und sehen, was die anderen Fahrer machen", verriet uns Sebastien Buemi. "Aber das Gefühl spielt auch eine wichtige Rolle." Die einzige Strategie für ein typisches Regenrennen in Sepang lautet sowieso: Zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Reifen haben. Nur ist das manchmal schwieriger als man denkt.

6. - S wie Sonntagswetter

Nico Rosberg fürchtet im Regen viele Unterbrechungen., Foto: Mercedes GP
Nico Rosberg fürchtet im Regen viele Unterbrechungen., Foto: Mercedes GP

Sebastian Vettel ist sich sicher: "Es wird regnen, die Frage ist nur - wann?" Nico Rosberg erwartet dann ein schwieriges Rennen mit einigen Unterbrechungen. Denn wenn es in Malaysia regnet, dann richtig. "Der beste Radar wird wohl sein, zu schauen, was über unseren Köpfen passiert", sagt Ross Brawn. "Das macht die Rennen, die unter solchen Bedingungen stattfinden, so aufregend. Man kann es zu 50 Prozent richtig oder falsch machen."

Red Bull setzt weniger auf die Wetterfrösche als auf ein geheimes, neues System. "Wir haben den Wetterbericht mehr oder minder komplett außer Acht gelassen und unser eigenes System aufgezogen", verriet uns Helmut Marko. "Da hätte ich mich jetzt fast verplappert. Aber sagen wir so: Es ist ein gutes System." Das Wetterradar und die Wetterprognosen sind bei Red Bull nur noch unterstützend im Einsatz.

7. - S wie Spannung

Eins ist klar: "Wenn es wie heute regnet, könnte es gefährlich werden", glaubt Lewis Hamilton. "Es könnte aber auch spannend werden, viele Überholmanöver, Abflüge und Ausritte geben." Deshalb sagt Vettel: "Das Wichtigste ist, auf der Strecke zu bleiben."

Angst vor weiteren technischen Defekten wie in Australien und Bahrain oder bei seinem Teamkollegen Mark Webber am Freitag (Motorschaden) hat Vettel nicht. Helmut Marko betont: "Wir haben alles unternommen, was in diesen fünf Tagen möglich war, um dafür zu sorgen, dass es sich nicht wiederholt."

Statt in Furcht vor dem Defektteufel zu leben besinnt sich Red Bull auf die eigenen Stärken: "Wenn wir abergläubisch auf jedes Geräusch achten, würden wir uns nur selbst verrückt machen", so Marko. "Wir wissen: Wir können es, haben ein gutes Paket, irgendwann muss die Serie reißen."

Bei Mercedes setzen Nico Rosberg und Michael Schumacher auf ihre Rennpace im Regen. "Im Nassen sieht es für uns vergleichsweise besser aus, aber selbst im Trockenen sahen wir vernünftig aus", glaubt Schumacher. "Was auch immer im Rennen kommt, wir können ein gutes Ergebnis einfahren." Davon geht auch Rosberg aus. "Wir sind konkurrenzfähig", sagt er, und zwar bei allen Bedingungen.

Schwierig wird es für WM-Leader Fernando Alonso und Felipe Massa nach vorne zu kommen. "Das wird ein tolles Rennen", glaubt Christian Danner. "Es stehen vier schnelle Autos am Ende der Startaufstellung - Ferrari und McLaren. Das wird fantastisch." David Coulthard stimmt Danner zu. "Egal ob nass oder trocken, es wird ein aufregendes Rennen. Ich hoffe einfach, es wird ein wildes Rennen."

Jenson Button muss sich aus dem Hinterfeld nach vorne kämpfen., Foto: Sutton
Jenson Button muss sich aus dem Hinterfeld nach vorne kämpfen., Foto: Sutton

Alonso zeigte schon vor einer Woche in Melbourne, dass er vom Ende des Feldes nach vorne fahren konnte. "Alles ist möglich", meint der Spanier. "Es wird hart, aber wir müssen versuchen, zumindest ein paar Punkte mitzunehmen", umreißt Massa das Ziel. Ob ihm Regen oder Sonne lieber ist, weiß der Brasilianer nicht. "Im Regen kann mehr passieren, aber man kann auch eher im Kiesbett landen."

Besonders interessant wird sein, ob McLaren durch das F-Duct-System einen Vorteil auf der Geraden und beim Überholen haben wird. "Ich winke niemanden freiwillig vorbei, dafür solltet ihr mich gut genug kennen", betont Timo Glock. "Ich werde alles daransetzen und sie nicht kampflos vorbeilassen." Lewis Hamilton gibt dennoch alles. "Ich werde mir die Seele aus dem Leib fahren", kündigt er an. "Ich war das gesamte Wochenende der Schnellste. Ich konzentriere mich nicht nur auf die schnellen Autos um mich herum, ich konzentriere mich auf jeden - inklusive der Fahrer, die einige Reihen vor mir stehen."