Geoff Willis hat schon einiges gesehen - bei Williams, British American Racing und Red Bull. So etwas wie der HRT Bolide aus der Schmiede von Dallara ist dem Technik-Veteran allerdings noch nie untergekommen. "Ehrlich gesagt bin ich enttäuscht. Ich hatte mehr erwartet."

Dafür gibt es viele Gründe, nicht zuletzt die Tatsache, dass der Designprozess und die Entwicklung des Autos im Winter mehrere Male gestoppt wurden, weil die Rechnungen nicht oder zu spät bezahlt wurden. Um dann doch noch rechtzeitig fertig zu sein, mussten einige Kompromisse und Abkürzungen in Kauf genommen werden, die sich auf die Performance auswirken.

Enttäuscht vom Ingenieurslevel

Aber eben nicht nur die Performance. "Ich bin grundsätzlich vom Ingenieurslevel des Autos enttäuscht", sagte Willis gegenüber Autosport. "Ich denke nicht, dass es aktuelle F1-Praktiken beinhaltet." Das könne man auf die wenige Zeit und die schlechte Finanzlage schieben, "aber selbst dann bin ich noch enttäuscht von dem, was ich sehe."

Aerodynamisch sieht Willis den HRT auf dem gleichen Level wie den Lotus, dennoch sei der Lotus deutlich schneller. "Es geht um die Herstellungsqualität, die Designqualität und die Feinheit des Designs." All das lässt aus seiner Sicht arg zu wünschen übrig. "Es fehlen etliche Tricks, die von jedem im Fahrerlager als Standard angesehen würden."

Zukunft offen

Der HRT hat Geoff Willis aus Ingenieurssicht enttäuscht., Foto: Sutton
Der HRT hat Geoff Willis aus Ingenieurssicht enttäuscht., Foto: Sutton

Eine seiner Aufgaben als beratender Technischer Direktor ist es, genau diese Schwächen und Probleme aufzuzeigen. Ob er sie auch lösen wird, steht auf einem ganz anderen Blatt. Denn derzeit ist Willis nur ein Berater des HRT Teams. "Ich kann keinen Technischen Direktor haben, wenn ich kein Design-Büro habe", erklärte Teamchef Colin Kolles gegenüber Motorsport-Magazin.com die Rolle des Briten. Das müsse alles erst aufgebaut werden.

Willis hat noch keine Entscheidung über seine Zukunft mit dem Team getroffen. "Ich bin nicht besonders daran interessiert, mit einem Auto am Ende des Feldes zu bleiben", sagte er. "Ich möchte ein Auto schneller machen und alles managen." Dabei sei es durchaus eine Herausforderung, am Ende des Feldes anzufangen, er müsse jedoch Verbesserungsmöglichkeiten sehen.

Das ginge aber nur, wenn man so schnell wie möglich ein Entwicklungsprogramm starte. Dafür benötige man die Daten von Dallara - oder Dallara müsse unter Anleitung von HRT die Entwicklung betreiben. "Ich möchte sicher sein, dass wir ein Programm mit ausreichend Finanzierung haben, um eine interessante Herausforderung zu haben."