Winterzeit ist Schnupfenzeit und wenn die Nase rinnt, der Hals kratzt und die Augen tränen, dann kommen gerne alte Hausmittel zum Einsatz, die schon die Oma oder die Uroma verwendet haben. Oft wird dabei geglaubt, dass eine Reise ins Warme so einer echten Verkühlung gleich einmal vorbeugt, doch weit gefehlt. Wer beispielsweise denkt, er könnte schnell einmal in die Hitze von Bahrain fliegen und es sich dort gutgehen lassen, der hat die Rechnung ohne die Klimaanlagen im Nahen Osten gemacht. Die sind schlimmer als jeder Nieser ohne vorgehaltene Hand, die können einen innerhalb von kürzester Zeit um Naseputzen bringen.

Gut einpacken, Klimaanlagen sind tückisch, Foto: Sutton
Gut einpacken, Klimaanlagen sind tückisch, Foto: Sutton

"Man muss vorsichtig sein", sagte deswegen auch Nico, der mit fünf weiteren Kumpels aus Deutschland an den persischen Golf flog, um dem Winter ein wenig zu entfliehen. Er hatte deswegen auch einige Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Bei über 30 Grad Außentemperatur war er mit Schal, Haube und Anorak unterwegs, denn man wusste nie, wann es in den nächsten tiefgekühlten Designer-Laden geht. "Es macht dann auch mehr Spaß, wenn du richtig attackieren kannst", ließ er wissen.

Eingerostet

Sein Zimmerkollege Michael war schon länger nicht mehr auf Achse, weswegen er sich auch ein wenig an Nico orientierte. Endlich wieder unterwegs zu sein und dabei noch eine gewisse Schnupfensicherheit zu haben, fand er gut. "Die Vorfreude hat sich bestätigt und es hat Spaß gemacht." Michael war allerdings ein wenig unvorsichtig und kehrte vom ersten Discobesuch dann doch mit einer etwas heißeren Stimme nach Hause. "Ich bin auf Runs über eine Runde noch etwas eingerostet und muss die Routine wieder finden", versuchte er sich zu verteidigen, bevor er eine neue Packung Taschentücher öffnete.

Das war wohl etwas zu lockere Kleidung, Foto: Sutton
Das war wohl etwas zu lockere Kleidung, Foto: Sutton

Gleich viel zu ungestüm angegangen war die ganze Sache Sebastian. Er war schon mit offenem Hemd aus dem Flugzeug gestiegen und hatte sich verkühlt, noch bevor er seinen Koffer vom Gepäckband nahm. "Alles in allem ist das kein großes Problem. Wir sollten auch so in der Lage sein, morgen dabei zu sein", meinte er bezüglich seiner Einsatzfähigkeit für den nächsten Tag. Letztendlich blieb er dann doch im Bett, allerdings nicht, weil er sich schlecht fühlte, sondern weil er einfach die ganze Nacht vor dem Fernseher gesessen war, um sich britische Komödien anzusehen. "Wir müssen schauen, was die anderen im Vergleich zu uns gemacht haben", meinte er, als er um vier Uhr nachmittags dann aus dem Bett kroch, um sich von Michael Taschentücher zu borgen.

Vorbereitung ist alles

So etwas gleich gar nicht passieren lassen wollte Adrian. Er hatte bereits lange vor der Abreise jeden Tag eine Flasche Lebertran zu sich genommen und war mehrmals die Woche in die Sauna gegangen. "Ich denke, wir haben eine sehr gute Basis", lächelte er. Und es hatte sich ausgezahlt, egal in wie viel tiefgekühlte Shops Nico auch ging, egal wie oft Michael ihn anhustete und egal wie viele Taschentücher Sebastian neben Adrian liegen ließ, bei ihm blieb alles rosig.

Es geht immer noch besser, Foto: Sutton
Es geht immer noch besser, Foto: Sutton

Auf eine akribische Vorbereitung hatte auch Hulk gesetzt, der selbst nicht genau wusste, warum er diesen Spitznamen bekommen hatte, nach dem Flug aber vielleicht ein wenig grün um die Nase war. Lebertran oder Sauna war ihm aber nicht genug gewesen, er hatte sich vielmehr in die Höhle des Löwen begeben und war von einem Arzt-Wartezimmer ins nächste gewandert, um Bekanntschaft mit allen Viren zu machen, damit sein Körper gleich Abwehrstoffe produzieren konnte. "Bei diesem Prozess sind wir auch noch nicht am Ende angelangt, es gibt noch Verbesserungspotenzial, aber es war nicht so schlecht", erklärte er seinen Landsleuten, die nur mit dem Kopf schütteln konnten.

Armer Timo

Timo schüttelte seinen Kopf allerdings mehr wegen des Schüttelfrostes, der ihn plagte. Er schien keine Chance gehabt zu haben, ihn hatte es voll erwischt. Er ließ links und rechts Taschentücher fallen wie ein schlechtes Auto Radkappen, seine Nase rann trotzdem. Er wickelte sich in mehrere Gewandschichten ein, kalt blieb es ihm dennoch. "Ich bin nicht wirklich happy", sagte er nur. Als die Schnupfenflucht-Gang dann auch noch bei einem Stiegenwettlauf mitmachen wollte, konnte Timo nur noch mitteilen: "Im Moment glaube ich nicht, dass ich ins Ziel komme, wenn ich ehrlich bin." So eine echte Verkühlung braucht eben Zeit.