Was am Donnerstag noch in allerletzter Sekunde von Sauber-Pilot Kamui Kobayashi verhindert wurde, schaffte Jaime Alguersuari am Freitag: Eine Testbestzeit für Toro Rosso! Der Jubel blieb jedoch aus - sowohl bei der handvoll tapferer, spanischer Fans, die sich tatsächlich bei schrecklichem Wetter auf die Tribünen setzten, als auch beim Team, das genau wusste, dass die Trockenbestzeit des jungen Spaniers nicht wirklich viel Aussagekraft beinhaltete.

Nach rund einer Stunde auf trockener Strecke am frühen Vormittag setzte der Regen ein und hörte bis zum Ende nicht mehr auf. Die Fahrer konnten somit nur in den Anfangsminuten einige Daten auf trockener Bahn sammeln, die aufgrund der niedrigen Temperaturen und des schlechten Streckenzustands allerdings nicht allzu stark zu bewerten sind. Im Regen spulte Alguersuari sowohl auf den Intermediates als auch auf den Regenreifen Long-Runs ab. Trotz der schwierigen Bedingungen machte der Spanier keinen Fehler und auch das Auto lief problemlos. Zudem war Alguersuaris Bestzeit schneller als die Kobayashi-Zeit und die seines Teamkollegen Sebastien Buemi vom Vortag.

Sebastian Vettels erste Fahrt mit dem neuen RB6 fiel ins Wasser., Foto: Sutton
Sebastian Vettels erste Fahrt mit dem neuen RB6 fiel ins Wasser., Foto: Sutton

Die Zeiten, Rückstände und Positionen sind jedoch bedeutungslos. So fuhr Lewis Hamilton für McLaren beispielsweise zu Testbeginn Proberunden, um das Aero-Mapping festzulegen. Das geschah bei niedrigen Geschwindigkeiten, weshalb seine Rundenzeiten nicht repräsentativ sind. Entsprechend landete er auch auf dem vorletzten Platz der Zeitentabelle. Bei stärkerem Regen arbeitete Hamilton an den Regenreifen und den Bremsen bei kühleren Bedingungen.

Auf dem Programm von Sebastian Vettel standen eigentlich Aerodynamik-Tests, aber das Wetter machte Red Bull einen Strich durch die Rechnung. Gegen 16.15 Uhr war soviel Wasser auf der Strecke, das man sich wie viele andere Teams entschied die Session frühzeitig zu beenden. "Das Wetter war heute nicht ideal, um mehr über das Auto herauszufinden. Aber wir wussten, dass es regnen würde, deshalb haben wir am Morgen keine Zeit verschwendet. Wir konnten zwar nicht viele Runden drehen, aber alles in allem bin ich zufrieden", erklärte Vettel.

Wenig Action, viele Unterbrechungen

Die Wetterfrösche hatten also recht behalten: Auf einen trockenen Donnerstag folgte ein verregneter Freitag. Der Fahrbetrieb der zehn Teams hielt sich somit am dritten Testtag dieser Woche arg in Grenzen. Rubens Barrichello beschrieb die Bedingungen in der letzten Stunde als unfahrbar, die Strecke bezeichnete er als Fluss. Immer wieder kehrte sogar komplette Stille über der Strecke in Jerez ein - und das nicht nur während der roten Flaggen.

Davon gab es einige: Die erste Testunterbrechung löste Pedro de la Rosa aus, der mit einem mechanischen Problem im zweiten Sektor der Strecke ausrollte. Die Sauber-Crew schickte den Spanier aber schon nach einer halben Stunde wieder auf die Bahn. "Wir ließen unsere übliche Installationsrunde am Morgen ausfallen und gingen direkt zum Programm über", erklärte Sauber-Chefingenieur Giampaolo Dall'Ara. "Wir konnten einen Run im Trockenen fahren und uns danach auf die Balance im Nassen konzentrieren." Dabei probierte de la Rosa verschiedene Setups aus und arbeitete am Bremssystem.

Rubens Barrichello war der fleißigste Fahrer im Regen., Foto: Sutton
Rubens Barrichello war der fleißigste Fahrer im Regen., Foto: Sutton

Auch Rubens Barrichello musste eine ungewollte Unterbrechung seines Testprogramms hinnehmen. Kurz nach 10:00 Uhr rutschte der Williams FW32 in Kurve 9 von der Strecke - es war einfach zu nass. Nach einer Säuberungsaktion für das Auto ging es weiter. "Wir hatten nur ein paar Runden im Trockenen, der Rest lief im Nassen ab. Es war sehr schwer herauszufinden, wo das Limit lag und unsere Performance einzustufen", erklärte Barrichello. Ein ähnliches Erlebnis hatte Nico Rosberg. Bei ihm sorgte ein Systemcheck dafür, dass sein Mercedes GP MGP W01 in Kurve 4 stehen blieb. Kurz vor 14:00 Uhr ereilte dann den nächsten Deutschen ein Defekt: Adrian Sutils Force India rollte mit einem Elektrikproblem aus.

"Das Problem kostete uns etwas Zeit, aber es war sowieso so nass, dass es schwierig gewesen wäre, auf die Strecke zu gehen. Ich bin froh, dass wir einige Runden im Trockenen fahren konnten. Ich bin zufrieden, was den generellen Speed des Autos angeht", erklärte der Force India-Pilot. Sutil spulte insgesamt 48 Runden ab, seine schnellste Zeit von 1:21.428 fuhr er im Trockenen. Für Samstag hofft der Deutsche auf einen ganzen Tag ohne Regen.

Diese Hoffnung teilt Mercedes GP mit ihm. Allerdings ist der Test für Nico Rosberg bereits beendet. Am Samstag schließt Michael Schumacher die Testwoche ab. "Leider habe ich erneut einen nassen Tag erwischt", klagte Rosberg. "Aber wir konnten trotzdem wertvolle Testinformationen für die Abläufe am Rennwochenende sammeln." Rosberg trainierte Boxenstopps und Boxeneinfahrten. "Ich habe mich im Auto sehr wohl gefühlt und konnte auf der halben Runde attackieren, die ich im Trockenen gefahren bin." Das steigerte sein Selbstvertrauen für die kommenden Tests.

24-Stundenlieferung bei Virgin

Der Virgin Racing VR-01 traute sich für acht weitere Runden aus der Box., Foto: Sutton
Der Virgin Racing VR-01 traute sich für acht weitere Runden aus der Box., Foto: Sutton

Zwei Tage voller Probleme erlebte Virgin Racing am Mittwoch und Donnerstag. Timo Glock konnte gerade einmal 16 Runden an beiden Tagen zurücklegen, dann stoppt ihn ein verlorener Frontflügel. Die neuen Teile für die Frontflügelbefestigung kamen erst am Freitagmittag an der Strecke an, so dass Lucas di Grassi erst am Nachmittag mit dem VR-01 auf die nasse Bahn gehen konnte. Immerhin schaffte er 8 Runden im Nassen. Nur Barrichello schien unaufhaltsam - der Brasilianer legte 120 Runden zurück.

"Obwohl wir rund um die Uhr gearbeitet haben, um das Problem von gestern zu lösen, haben wir erneut eine Möglichkeit verpasst, nicht nur, um am Vormittag im Trockenen zu fahren, sondern auch, weil es am Nachmittag so nass war, dass alle Teams nicht viel fahren konnten", konstatierte Virgin-Technikchef Nick Wirth. "Das war besonders frustrierend, weil wir nicht einfach nur bereits vorhandene Teile an die Strecke geschickt haben, sondern neue Teile produziert, getestet und binnen 24 Stunden hierher transportiert haben."

Vitaly Petrov hatte Pech: Er erlebte den zweiten Regentag in dieser Woche. Am Donnerstag hatte das Team kurzfristig Robert Kubica in den Renault gesetzt, damit dieser im Trockenen fahren und wichtige Daten sammeln konnte. "Am Vormittag konnte ich etwas im Trockenen fahren und das Auto fühlt sich gut und ausbalanciert an", sagte der Russe. "Als der Regen kam, haben wir einiges an Arbeit verrichtet, was für mich wichtig war, um zu verstehen, wie sich das Auto und die Regenreifen im Nassen verhält." Zudem absolvierte Petrov Startübungen.