Eigentlich ist es nicht der Anspruch von McLaren Mercedes nur Dritter zu werden, aber wenn man Dritter statt Vierter oder Fünfter werden kann, dann versucht man das natürlich. In der Fahrer-WM hat Lewis Hamilton keine Chance mehr auf eine erfolgreiche Titelverteidigung, in der Konstrukteurs-WM könnte McLaren aber den alten Rivalen Ferrari schlagen und von Platz 3 verdrängen. Das würde ein bisschen Prestige und etwas mehr Prämiengeld bringen.

"Es geht in der Tat noch darum, so viele Punkte wie möglich zu machen", gesteht Norbert Haug. In den letzten sechs Rennen ist das McLaren Mercedes gelungen. "Seit dem Sieg in Ungarn läuft es sehr ordentlich, keiner hat in diesem Zeitraum mehr Punkte gemacht und diesen Trend möchten wir fortsetzen." Dabei gibt Haug zu, dass sein Team auch einige Punkte weggeschmissen habe, etwa durch den Unfall von Lewis Hamilton in Monza. "Sonst wären wir jetzt schon WM-Dritter." Auch die Leistung des zweiten Fahrers Heikki Kovalainen habe nicht immer ausgereicht, um die erhoffte Punktzahl mitzunehmen.

Gute Karten in Brasilien

Bei den letzten beiden Rennen traut Haug seinem Team einiges zu. "Wir sollten gute Karten haben, vorne dabei zu sein." In Suzuka sah er McLaren als zweite bis dritte Kraft, in Singapur sei man eine Woche zuvor sowohl im Qualifying als auch im Rennen vorne dabei gewesen. "Das war eine formidable Leistung."

Für Brasilien möchte er keine definitive Prognose abgeben, aber das Infield und das Bergaufstück zu Rundenbeginn sollte dem McLaren liegen. "Es gibt auch nicht so viele schnelle Kurven, die zuletzt noch etwas unser Handicap waren." So hatte McLaren im ersten Sektor in Suzuka durch die Esses noch Probleme. "Da haben wir etwas gelitten, aber weit weniger als vor zwei, drei Monaten." Neben McLaren rechnet Haug mit vier oder fünf anderen Teams in Interlagos.

2010 wieder vorne dabei

2010 soll Hamilton wieder Stammgast auf dem Podest sein., Foto: Sutton
2010 soll Hamilton wieder Stammgast auf dem Podest sein., Foto: Sutton

Am meisten zählt für ihn sowieso der Fortschritt seit dem desaströsen Saisonstart. "Ich bin extrem stolz auf unsere Leistung sei dem Nürburgring", so Haug. "Einen Weltmeister der zweiten Saisonhälfte gibt es leider nicht, aber ich habe nichts dagegen, wenn man über uns sagen kann, dass wir in der zweiten Hälfte bessere Ergebnisse eingefahren haben als alle anderen. Es ist schlimm genug, dass wir in der ersten Hälfte nicht gut und schnell genug waren."

Die Gründe dafür sind bekannt: "Wir haben die Lage im letzten Jahr unterschätzt und unsere Kapazitäten zu stark auf das 08er Auto gelenkt." Darunter habe das Auto für 2009 gelitten. "Wir dachten, dass wir trotzdem einen fliegenden Start haben könnten, aber die anderen haben mehr Abtrieb generiert." Die Aufholjagd in dieser Saison soll aber keinen solchen Negativeinfluss auf das nächstjährige Auto haben.

"Die Fortschritte helfen uns auch beim neuen Auto", betont Haug. "Der Unterschied zwischen 2009 und 2010 fällt nicht so gravierend aus." Nur der größere Tank und der dadurch verlängerte Radstand erfordern Veränderungen. Die Aerodynamik und vor allem die Front- und Heckflügel bleiben fast unverändert. "Deshalb sind die aerodynamischen Erkenntnisse von 2009 auf 2010 zu übertragen." Haug geht deshalb fest davon aus: "McLaren wird 2010 von Anfang an ein starkes Auto haben."