Nelson Piquet Sr. hat zu seiner aktiven Zeit nie als unbedingt leicht umgänglich gegolten. In Interviews hat er Ayrton Senna schon einmal als schwul bezeichnet und gemeint, Nigel Mansells Frau sei hässlich. Deswegen meinte Flavio Briatore nun auch, dass er nicht überrascht davon sei, wie sich die Piquets momentan verhalten. Immerhin beschuldigen sie ihn und Renault, das Rennen in Singapur 2008 manipuliert zu haben, indem sie Nelson Piquet Jr. dazu anhielten, zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort zu verunfallen, damit Fernando Alonso Chancen auf den Rennsieg hat. Briatore hat das bislang bestritten und auch ein Verfahren gegen die Piquets wegen Verleumdung und Erpressung angestrengt.

"Es ist sehr schwer für Renault, diese Herabsetzungen von Nelsinho und Piquet Sr. zu ertragen, aber wir kennen Piquet Sr. Er hat immer jeden heruntergemacht - angefangen von Senna, zu Mansells Frau, bis hin zu allen. Das hat Piquet Sr. immer gemacht. Ich kenne ihn gut, denn er fuhr für uns, ich kenne Sr. besser als Jr.", meinte Briatore. Doch damit war es der Soap Opera nicht genug, es geht alles noch viel bizarrer

Unfair beschuldigt

So sagte Briatore, dass Piquet Jr. ihn auch beschuldigt habe, seine Freundschaften sabotiert zu haben. "Ich will nicht unfair beschuldigt werden, also will ich sagen, dass ich das tat, weil Nelsinhos Vater mich darum bat. Nelsinho lebte bei diesem Gentleman: die Natur ihrer Beziehung ist unbekannt. Sein Vater war sehr besorgt wegen der Beziehung, die Nelsinho mit diesem 50-Jährigen hatte. Sie lebten gemeinsam und sein Vater bat mich einzuschreiten. Ich sorgte dafür, dass dieser Gentleman nicht mehr zu Rennen kommt und ließ Nelsinho von Oxford in ein Gebäude nach London umziehen, wo ich lebe, damit ich ihn unter Kontrolle habe", erklärte Briatore gegenüber brasilianischen Journalisten auf Italienisch. Was sich etwas schräg anhört, hat aber einen recht simplen Hintergrund.

Wer sagt die Wahrheit?, Foto: Sutton
Wer sagt die Wahrheit?, Foto: Sutton

Der angesprochene Gentleman war nach Informationen von Motorsport-Magazin.com Marc Cavezzale, der Piquet Jr. seit seiner Zeit in der Formel 3 unterstützt hat und sich als englischer Ersatzvater des Brasilianers sah. Piquet Sr. hatte deswegen Angst, dass sich Cavezzale dazwischen drängt und Nelsinho ausnutzen könnte. Als mögliche kleine Rückzahlung hatte das Briatore aber wohl offen gelassen und spielte auch ein wenig mit der Sprache, als er sich mit den brasilianischen Journalisten unterhielt. Ein wenig eigenartig klingt in dem ganzen Fall ein Interview von Piquet Jr., das er in Ungarn gegenüber dem brasilianischen Radio gab und in dem er die Geschehnisse seitdem schon ein wenig ankündigte. "Ich gehe jetzt einmal vier Wochen auf Urlaub, lasse meinen Vater arbeiten und bin sehr optimistisch, dass ich dann in Valencia dabei sein werde", hatte Nelsinho damals erklärt.

Nicht aussagekräftige Daten

Derweil sind in brasilianischen Medien angeblich die Telemetrie-Daten Piquets von Singapur aufgetaucht, wo zu sehen ist, dass er zum fraglichen Zeitpunkt tatsächlich auf das Gas gestiegen ist, als die Reifen den Grip verloren und er eigentlich vom Gas gehen hätte sollen. Ob das Absicht oder einfach nur ein Fehler des Fahrers war, lässt sich damit aber auch nicht sagen. Laut Insidern, die unbekannt bleiben wollen, hätten die Daten gar keine Aussagekraft und könnten von Renault leicht widerlegt werden. Auch Rubens Barrichello sagte, dass die Telemetrie nicht wirklich etwas beweist. Bleibt noch das Statement Piquets gegenüber der FIA, dem Briatore die Richtigkeit abspricht. In der Erklärung hatte Piquet Jr. gemeint, dass er vor dem Singapur-Rennen zu einem Meeting mit Briatore und Pat Symonds gerufen wurde, wo der absichtliche Unfall besprochen wurde. Briatore soll dabei allerdings wenig gesagt haben.

"Als das Meeting zu Ende ging, sagte mir Mr. Symonds, dass ich mit niemandem über den Plan reden sollte und dass er mir bald weitere Anweisungen geben würde. Ich glaube, das Treffen in Mr. Briatores Büro dauerte weniger als zehn Minuten", besagte das Statement. Später soll ihm Symonds genau gesagt haben, wo und wann er zu verunfallen habe, was er im Rennen umsetzte. "Nachdem ich sicherstellte, dass ich auf der richtigen Rennrunde war, verlor ich in Kurve 17 absichtlich Kontrolle über mein Auto. Das tat ich, indem ich hart und früh auf das Gas stieg. Als ich spürte, dass das Heck das Autos ausbrach, blieb ich in dem Wissen auf dem Gas, dass dies dazu führen würde, dass mein Auto heftig in der Mauer am Rand der Strecke einschlagen würde und damit einen Unfall provoziert, der das Losschicken des Safety Cars notwendig macht."

Wie Piquet Jr. weiter ausführte, wäre der einzige Weg zum Abfangen des Autos gewesen, vom Gas zu gehen, das habe er aber nicht ausreichend getan. "Ich habe stattdessen bis nach dem Moment Gas gegeben, als das Heck auszubrechen begann und tatsächlich sogar bis nach dem Zeitpunkt, als ich in die Mauer eingeschlagen bin."