Es ist ein abgedroschener Spruch, doch Ron Dennis' Vorgabe, dass der Zweite der erste Verlierer sei, hat sich in der Formel-1-Welt festgesetzt; und so ganz unrichtig ist er auch nicht. Schließlich strebt jeder Sportler nach dem Sieg, dem Weltmeistertitel oder - um es mit Bernie Ecclestone zu sagen - der Goldmedaille, nicht nach der Randbemerkung in der Tageszeitung.

So steht auch nach dem Ausscheiden von Dennis bei McLaren Mercedes ein Ziel ganz oben: "Wir haben immer das gleiche Ziel, wir möchten Weltmeister werden", betont Mercedes-Benz Motorsportchef Norbert Haug. "Das haben wir in diesem Jahr verfehlt." Demnach gehe es nun darum, so viele Punkte, gute Ergebnisse, Podestplätze und wenn möglich Siege wie möglich einzufahren. Das sei der Anspruch des Teams und des Premiumherstellers aus Stuttgart. Selbst nach dem schwierigen Saisonverlauf sei es das Ziel, die WM zu gewinnen, nicht Dritter oder Vierter in der WM-Wertung zu werden. Das habe zwar einen gewissen wirtschaftlichen Einfluss, zähle letztlich aber nicht als Erfolg.

"Für Erfolge brauchen wir die richtige Ausrüstung", mahnt Haug. Die hatte McLaren Mercedes zu Saisonbeginn nicht. Drei Sekunden fehlten dem Team beim letzten Test vor Saisonbeginn in Barcelona auf den Motorenkunden Brawn GP. Entsprechend machten Vorhersagen keinen Sinn. "Vor Silverstone hätte ich mir einen Sieg vornehmen können, aber dafür hätte ich viel Fantasie gebraucht, etwa 15 Safety Car Phasen oder 20 Dreher. Wir wollen als Racer immer das bestmögliche Ergebnis einfahren, das ist ein Doppelsieg. In Valencia wäre uns das beinahe geglückt."

Kimi Räikkönen war schon im McLaren gut in Belgien., Foto: Sutton
Kimi Räikkönen war schon im McLaren gut in Belgien., Foto: Sutton

Als Zünglein an der WM-Waage im Kampf zwischen Red Bull und Brawn GP sieht Haug McLaren deswegen nicht. "Das überlegen wir uns nicht. Wir fahren weder für Brawn noch für Red Bull, wir fahren für uns." Jeder müsse so schnell fahren wie er könne, das sei echter Rennsport. "Es hat keinen Einfluss auf uns, dass Brawn unser Kunde ist. Wir fahren für McLaren Mercedes und niemand anderes." Alles andere kann er nicht beeinflussen, schon gar nicht in Spa-Francorchamps, wo sich das Kräfteverhältnis wieder drehen könnte.

"Wir waren schon am Nürburgring gut, wo es schnelle Kurven gibt. Vielleicht überraschen wir in Spa, vielleicht sind wir gehandicapt." In Ungarn sei man die Meßlatte gewesen, in Valencia habe nur Rubens Barrichello einen Tick besser abgeschnitten. "Sonst war keiner da, der uns hätte schlagen können. In Spa kann das anders sein." So erwartet Haug von Jenson Button, aber auch von Ferrari eine starke Leistung. "Ferrari wird besser sein. Sie haben KERS und Kimi Räikkönen war in Spa immer stark. Es gibt etliche Teams, die dort gut sein werden."