Den König von England zu krönen, ist bei diesem Rennen äußerst einfach: Silverstone war die bisher überzeugendste Vorstellung von Sebastian Vettel. Der 21-jährige Deutsche zeigte, warum er als der kommende Champion gilt. Sicher, er hatte auch noch nie in seiner Karriere ein so überlegenes Auto an einem Rennwochenende zur Verfügung. Aber er hat auch das Beste daraus gemacht.

Ende einer Dienstfahrt: Klarer Sieg für Vettel., Foto: Sutton
Ende einer Dienstfahrt: Klarer Sieg für Vettel., Foto: Sutton

Er war der Schnellste in den beiden Freitagstrainings, holte Pole und siegte souverän. Die Art und Weise, wie er seinen Teamkollegen Mark Webber im Griff hatte - Webber war nur im ersten Qualifying 11 Tausendstel schneller als er -, zeigt, dass er trotz seines jungen Alters schon jetzt zu allem fähig ist.

Diesmal konnte nicht mal die Strategie, schon zu oft der Schwachpunkt von Red Bull in dieser Saison, den Heppenheimer stoppen. "Es war ein Traumwochenende", sagte Vettel. Und fügte fast ehrfürchtig hinzu: "Alle Teile am Auto haben perfekt funktioniert, und auch die Bedingungen haben dazu geführt, dass wir keine Probleme mit den Reifen hatte. Man kann nicht immer alles so gut hinbekommen."

Vettel hat alle drei Formel-1-Siege seiner jungen Karriere von der Pole Position aus geholt. Das zeigt, dass es eine Bank ist, wenn er vorne starten und seine Position auch halten kann. Was ihm noch fehlt, ist ein Sieg aus der zweiten oder dritten Reihe. So etwas, was Jenson Button in Bahrain gezeigt hat, als er noch in der ersten Runde zuerst Vettel und dann noch Lewis Hamilton austrickste. Das ist um einiges schwieriger als ein Start-Ziel-Sieg ganz ohne Gegenwehr. Aber so, wie Vettel Silverstone dominiert hat, dürfte auch das nur eine Frage der Zeit sein.

Dafür braucht er oft noch mehr Geduld, die er übrigens auch in Silverstone zeigen musste, allerdings nur beim Überrunden. "Als ich auf die Gruppe Hamilton, Alonso und Piquet stieß, die alle gegeneinander gekämpft haben, hat mir mein Team gesagt, ich soll Geduld haben", erzählte Vettel. "Ich habe mein Bestes getan, aber keiner will freiwillig viel Zeit verlieren, wenn es ums Überrunden geht."

Selbst die britischen Fans feierten Vettel., Foto: Sutton
Selbst die britischen Fans feierten Vettel., Foto: Sutton

Als Sebastian Vettel in Australien zu Beginn der Saison Motorsport-Magazin.com ein Interview gab, meinte er, dass er davon überzeugt ist, mit Red Bull die Überraschung der Saison zu werden. Und im Bezug auf den Titel: "Wenn unser Paket gut genug ist, um vorne mitzufahren, dann muss ich das auch sein. Aber um die WM mitzufahren, muss man überall nahezu perfekt sein." Nicht immer ist er das gewesen in dieser Saison, und noch weniger sein Team. Aber in Silverstone war es das. Und daran muss er am Nürburgring anknüpfen, damit die WM spannend bleibt.

Darauf hoffen alle, selbst jene Engländer im Pressezentrum, die eigentlich für Button die Daumen drücken. "Es wird nicht einfach, aber wir stellen uns dem Kampf", sagte Vettel in Silverstone. Wir wollen auch nicht eine einfache Sonntagsfahrt zum Titel sehen. Wir wollen einen Mann kämpfen sehen, der noch sehr schwere Rennen vor sich haben wird. Solche, bei denen Brawn GP im Vorteil ist, aber der Sieger trotzdem Sebastian Vettel heißt, weil er mehr aus seinem Material herausholt als seine Gegner. Und selbst wenn es 2009 nicht zur WM-Feier in Abu Dhabi reicht, wollen wir unbedingt sehen, ob er inzwischen perfekt genug ist für den Titel.