Sie wurden abgeschrieben, belächelt und unterschätzt - doch Brawn GP ist derzeit das Maß der F1-Dinge. Das bestätigten Jenson Button und Rubens Barrichello mit einem knappen Qualifyingduell um die erste Pole Position des Jahres 2009. Der Sieger lautet: Jenson Button.

Der Brite nahm seinem Teamkollegen auf seiner letzten Runde im Q3 drei Zehntel ab und startet somit von Startposition 1 in das erste Saisonrennen. Neben ihm steht Barrichello, der seinerseits drei Zehntel schneller war als Sebastian Vettel im Red Bull. Noch zwei weitere Deutsche wussten zu glänzen: Nico Rosberg und Timo Glock fuhren auf die Startplätze 5 und 6. Dazwischen schob sich nur BMW Sauber-Fahrer Robert Kubica.

Brawn GP fährt der Konkurrenz davon., Foto: Sutton
Brawn GP fährt der Konkurrenz davon., Foto: Sutton

"Glückwunsch an Brawn GP für diese Gala-Premiere, wir freuen uns für das Team und seine Fahrer und natürlich besonders darüber, dass unser Mercedes-Motor gleich die ganze erste Startreihe antreibt", sagte Norbert Haug. "Sie fahren in einer eigenen Liga."

Trotz der Testergebnisse hatte Ross Brawn nicht mit diesem Ergebnis gerechnet. "Wenn man bedenkt, was im Winter war, hätte niemand gedacht, dass wir existieren. Das ist eine Sensation für das Team", freute er sich. "Die Pace war gut, aber wie schnell die anderen waren, weißt du erst im Qualifying", zeigte sich auch Pole-Mann Button zufrieden. "Am Ende wurde es sogar enger als erwartet. Das Fahrzeug lief nicht ganz rund, aber ich habe schon lange kein so konkurrenzfähiges Auto mehr gehabt." Das letzte Mal war im Jahr 2006, auch damals stand er in Australien auf der Pole. "Alle sagten wir hätten ein gutes Auto, aber die Runden musst du erst fahren."

Vettel zufrieden, Glock nicht ganz

Verfolger Sebastian Vettel war vor allem vom engen Wettkampf beeindruckt. "Wir hatten zeitweise Angst, ins Q2 zu kommen und jetzt stehen wir in der zweiten Reihe", sagte er. "Es ist beeindruckend, wie eng das gesamte Feld zusammenliegt." Nicht ganz zufrieden war Timo Glock mit Position 6. "Ein bisschen mehr hatte ich mir ausgerechnet", sagte er. "Es ist verdammt eng. Bis Platz drei nur eineinhalb Zehntel. Leider im Training heute Morgen viel Zeit verloren und erst im letzten Moment das Setup hingebogen. Mit etwas mehr Zeit wäre das besser gewesen."

Sebastian Vettel ist der erste Brawn-Verfolger., Foto: Sutton
Sebastian Vettel ist der erste Brawn-Verfolger., Foto: Sutton

Keine Chance auf die Pole hatten die beiden Ferrari-Piloten Felipe Massa, der Rang 7 belegte, und Kimi Räikkönen, der nur auf Platz 9 kam. Komplett wurden die Top-10 durch Jarno Trulli auf 8 und Mark Webber auf 10. Unter den besten Zehn sind fünf Autos vertreten, gegen deren Diffusoren noch ein Berufungsverfahren läuft. Dieses wird am 14. April in Paris verhandelt. Davon betroffen sind die beiden Brawn-Piloten, Rosberg, Glock und Trulli.

Frühes Aus für Topteams

Während mit Vettel, Rosberg und Glock drei Deutsche den Sprung in die Top10 schafften, gelang dies Nick Heidfeld nicht. Er schied als Elfter vorzeitig im Q2 aus. Mit ihm verabschiedeten sich auch Fernando Alonso und die beiden McLaren-Piloten Heikki Kovalainen und Lewis Hamilton.

Die erste Qualifikationshürde übersprang Weltmeister Lewis Hamilton geradeso als 15. Doch Grund zur Freude gab es nicht. "Ich hatte einen Ausfall am Heck des Autos, hatte keinen Antrieb mehr im Getriebe", verriet der Brite, der am zweiten Qualifyingabschnitt nicht mehr teilnehmen konnte. "Von da hinten kann alles passieren. Mit der Pace, die wir haben, müssen wir abwarten. Das Auto ist besser geworden und Heikki holt hoffentlich noch einen besseren Platz."

Hamilton musste mit einem Getriebeproblem aufgeben., Foto: Sutton
Hamilton musste mit einem Getriebeproblem aufgeben., Foto: Sutton

Norbert Haug identifizierte den Ausfall als ein Getriebeproblem zu einem ungünstigen Zeitpunkt. "Das darf nicht passieren", sagte er. "Er war auf seiner schnellsten Runde, den Verhältnissen entsprechend waren wir nicht so schlecht. Im Vergleich zu Heidfeld, Ferrari und Alonso waren wir drei, dreieinhalb Zehntel dahinter. Wir haben uns verbessert, müssen uns aber dramatisch weiter steigern."

Für zwei deutschsprachige Fahrer war schon nach dem ersten Qualifying Schluss: Der Schweizer Sebastien Buemi scheiterte als 16. nur knapp am Einzug ins Q2, Adrian Sutil belegte im Force India nur den 19. und vorletzten Rang - immerhin vor dem zweiten Toro Rosso von Sebastien Bourdais. Sutils Teamkollege Giancarlo Fisichella war nur fünf Hundertstel schneller als der Deutsche.

"Ich habe das kommen sehen", bilanzierte Sutil. "Es sah sehr gut aus, aber ich wollte mich nicht zu groß freuen, weil ich schon so eine Vorahnung hatte. Im Qualifying hat jetzt einfach der Grip gefehlt." Als Grund nannte er zu wenig Downforce. "Wir müssen jetzt schauen. Es ist alles gut gelaufen, hatten also so gesehen keine großen Probleme. Es hat einfach der Grip gefehlt."

Das Qualifying im Überblick

1. Session
Zwischenfälle: keine
ausgeschieden: Buemi, Piquet, Fisichella, Sutil, Bourdais
Top-6: Barrichello, Button, Webber, Glock, Heidfeld, Massa
2. Session
Zwischenfälle: Hamilton nicht angetreten
ausgeschieden: Heidfeld, Alonso, Nakajima, Kovalainen, Hamilton
Top-6: Barrichello, Button, Vettel, Rosberg, Kubica, Webber
3. Session
Zwischenfälle: keine
Top-6: Button, Barrichello, Vettel, Kubica, Rosberg, Glock