Der erste Tag der neuen Saison ist absolviert. Wer diese Aussage als verfrüht ansieht, der wird vom Aussehen des BMW Sauber eines Besseren belehrt: die neuen Aerodynamikregeln haben Einzug gehalten in der Formel 1. BMW Sauber zollte dem mit einem kastenförmigen Front- und einem extrem schmalen, dafür aber umso höheren Heckflügel Tribut.

Das Auto trug den Namen F1.08B und war im Falle von Christian Klien auch mit KERS ausgestattet. Neben Klien war Robert Kubica im Einsatz. Beide Fahrer probierten verschiedene mechanische und aerodynamische Lösungen aus und sammelten weitere Eindrücke mit den Slick-Reifen. "Wir sammeln immer mehr Erfahrungen mit KERS", sagte Klien, "aber wir haben noch viel Arbeit vor uns, um das System feinzutunen."

Gäste, Neulinge und Rückkehrer

Die Mischung aus Slick-Reifen, Aerodynamikänderungen und KERS-Versuchen bestimmte aber nicht alleine den ersten Testtag des Winters 2008/2009. Auch einige Fahrer gaben ihr Debüt. So absolvierte Sebastien Loeb die ersten Runden in einem Red Bull Boliden. Der WRC-Multi-Champion ist schon einmal einige Runden in einem Renault gefahren, fuhr in Barcelona aber erstmals gegen andere Piloten.

Red Bull schenkte Sebastien Loeb einen F1-Test zum WRC-Titel., Foto: Sutton
Red Bull schenkte Sebastien Loeb einen F1-Test zum WRC-Titel., Foto: Sutton

Wie üblich war der F1-Neuling am meisten von den Bremsen beeindruckt. "Es ist unglaublich, wie spät man bremsen kann. Ich probiere es immer später und später und bin immer noch nicht am Limit", verriet er. Auch am Setup habe er gearbeitet, sei dabei aber vielleicht in die falsche Richtung gegangen. "Die Zeiten wurden nicht besser, ich hatte aber das Gefühl, ich war etwas schneller."

Duelle bei Honda und Toro Rosso

Honda ließ gleich zwei Neulinge ran. Am Vormittag saß der bisherige Renault-Tester Lucas di Grassi im Auto, am Nachmittag kehrte der Name Senna in die F1-Welt zurück. Ayrton Sennas Neffe Bruno legte seine ersten F1-Testkilometer zurück. Senna und di Grassi sind zwei der Anwärter auf eines der Honda-Cockpits.

Neben ihnen drehte Testfahrer Alex Wurz Versuchsrunden. Auch Jenson Button wird in dieser Woche zum Einsatz kommen. Somit scheint für di Grassi und Senna das Duell um die Nachfolge von Rubens Barrichello übrig zu bleiben. Di Grassi fuhr bei seinem Halbtagstest 48 Runden, blieb aber über viereinhalb Sekunden hinter der Bestzeit zurück. Senna war am Ende seines ersten halben F1-Testtages 1,2 Sekunden schneller als sein brasilianischer Landsmann.

Bruno Senna auf dem Weg zum F1-Stammpiloten., Foto: Sutton
Bruno Senna auf dem Weg zum F1-Stammpiloten., Foto: Sutton

Abgesehen von den Gasttestern und Probefahrern gab es auch zwei Rückkehrer: Takuma Sato erhielt seine zweite Testchance bei Toro Rosso und Giedo van der Garde (Ex-Super Aguri- und Force India-Testfahrer) bekam seine Belohnung für den Gewinn der World Series by Renault - einen F1-Test bei Renault.

Sato nutzte seine Chance, um mit einer Bestzeit auf sich aufmerksam zu machen. Er drehte 121 Runden und legte seinen schnellsten Umlauf in 1:20.763 Minuten zurück. Vom direkten Duell mit seinem Cockpitkonkurrenten angetrieben, fuhr Sebastien Buemi auf Platz 2 der Zeitentabelle. Ihm fehlten drei Zehntel auf die Bestzeit des Japaners. Der diesjährige Stammpilot Sebastien Bourdais sah sich das Treiben aus der Ferne an. Er ist erst ab Dienstag im Einsatz, dann wird er sich ein Auto mit Sato teilen, bevor er es am Mittwoch für sich alleine haben wird. Red Bull-Schützling Buemi testet hingegen an allen drei Tagen voll. Auch das lässt sich als eine Aussage in Richtung Fahrerwahl deuten...

Und die beiden Bestzeiten? "Bedeuten heute wahrscheinlich noch weniger als sonst." Dieser Satz stammt nicht von uns, sondern aus dem offiziellen Toro Rosso-Pressetext. "Es gab noch größere Unterschiede zwischen den Autokonfigurationen als sonst." Denn einige fuhren mit Rillenreifen, einige mit Slicks, einige mit KERS, einige ohne KERS, einige mit 2009er Aerodynamik, andere nicht.

Der erste Wintercrash

Der Nasenbär ist zurück., Foto: Sutton
Der Nasenbär ist zurück., Foto: Sutton

Während die Toro Rosso glänzten, sorgte der Niederländer van der Garde für den ersten Crash der Wintersaison. Der Renault war auf die Downforce-Einstellungen für 2009 abgestimmt. In Kurve 4 hatte van der Garde jedoch zu wenig Grip, verlor die Kontrolle über das Auto, drehte sich von der Strecke und küsste die Barriere. Der Schaden am Renault hielt sich jedoch in Grenzen und van der Garde konnte die Testarbeit nach einer kurzen Reparaturpause fortsetzen. Zuvor waren Nico Hülkenberg und Robert Kubica mit technischen Problemen auf der Strecke beziehungsweise Ausgangs der Boxengasse liegen geblieben.

Die beiden Top-Teams der vergangenen Saison, Ferrari und McLaren, traten beide mit je zwei Testfahrern an. Bei McLaren griffen Pedro de la Rosa und Gary Paffett in die Lenkräder, bei Ferrari Luca Badoer und Marc Gené. Die Roten hatten beide einen modifizierten F2008 zur Verfügung, der an das Abtriebsniveau von 2009 angepasst worden war. Badoers Tageswerk bestand aus Zuverlässigkeitstests, um Motor, Getriebe und einige neue Komponenten zu testen. Gené standen hingegen nur begrenzte Testkilometer zur Verfügung, die er mit Setuparbeiten verbrachte.

Ähnlich sah es bei McLaren aus, wo beide Fahrer mit modifizierten Autos an der Aerodynamik und den Reifen für 2009 arbeiteten. De la Rosa fuhr zudem mit dem MP4-23K, also jenem Auto, das mit KERS ausgestattet ist.