Ich bin schon am Mittwochmorgen in Sao Paulo angekommen und war an dem Tag mit unserem Sponsor Intel zu PR-Terminen unterwegs. Die Stadt beeindruckt mich immer wieder. Zum einen aufgrund ihrer wahnsinnigen Ausdehnung, sie scheint einfach kein Ende zu nehmen, und zum anderen mit ihren krassen Gegensätzen zwischen arm und reich. Sicherheit ist hier ein Dauerthema, man hört so viele Geschichten von Überfällen, auch im Formel-1-Tross ist immer wieder etwas passiert. Von daher ist immer etwas Angst dabei, wenn man sich in der Stadt bewegt, und gleichzeitig erlebe ich die Leute hier als sehr freundlich und lebensfroh. Wenn ich die unwürdigen Zustände in den Favelas sehe, kann ich die Menschen verstehen, die reichen Leuten die Uhren klauen. Ich bin dankbar, dass ich nicht so aufwachsen musste.

Am Freitagvormittag hat es geregnet, und weil die Wettervorhersage eindeutig Besserung versprach, gab es auf der nassen Bahn nicht viel zu lernen. Robert und ich sind bloß eine Installationsrunde gefahren. Am Nachmittag bin ich umso mehr gefahren, insgesamt 44 Runden. Das Auto fühlte sich recht gut an. Wir haben viele Vergleiche gefahren und jetzt eine Menge Daten, die wir auswerten müssen. Die weichere Reifenmischung neigt extrem zum Körnen, die härtere sogar auch. Aufgrund der sich ständig ändernden Streckenbedingungen haben sich die Rundenzeiten permanent verbessert. Das macht die Datenauswertung natürlich kompliziert. Der neue Streckenbelag ist eindeutig eine Verbesserung. Früher haben sie hier die Bodenwellen immer so mitgeteert, dass sie geblieben sind. Diesmal wurde ein toller Job gemacht.

Wegen des WM-Kampfes stehen wir in Interlagos natürlich nicht gerade im Mittelpunkt. Aber für uns ist dieses Rennen noch einmal sehr wichtig, ich hoffe, dass uns in Brasilien ein positiver Saisonabschluss gelingt. Wenn wir die 100-Punkte-Marke noch knacken könnten, wäre das absolut grandios - das i-Tüpfelchen auf eine super Saison. Dafür müssten wir mit beiden Autos ein anständiges Rennen fahren und zusammen noch sechs Punkte holen.