Der zweite Saisonstart steht an. Nicht nur, weil die Teams seit Bahrain drei Wochen Pause hatten. In Barcelona kommen erstmals seit Saisonbeginn neue Updatepakete an die Autos, die das Kräfteverhältnis durchaus ein bisschen durchmischen könnten. Den Circuit de Catalunya kennen die Teams so gut wie keine andere Strecke: allein McLaren spulte hier im Winter weit über 1.000 Runden respektive 5.000 Kilometer ab.

"Obwohl ich hier schon hunderte von Runden absolviert habe, kommt keine Langeweile auf", sagt Nick Heidfeld. Denn die Streckenbedingungen sind in Barcelona selten gleich - der starke Wind, die Temperaturen, der Asphalt: alles ändert sich ständig. "Es ist schon sehr häufig vorgekommen, dass ein beim Testen ermitteltes Setup am Rennwochenende nicht mehr passte." Dennoch haben die Teams bei ihrem spanischen Heimrennen einen Erfahrungsvorsprung.

"Ich denke, wir werden ein berechenbareres Rennen erleben als bei den ersten drei Grands Prix in Übersee", glaubt Robert Kubica. "Ich gehe deswegen davon aus, dass die Abstände zwischen den Teams deutlich kleiner werden als in den zurückliegenden Rennen." Das bedeute gleichzeitig, dass BMW Sauber das Maximum aus dem Auto herausholen müsse. "Wenn uns das gelingt, und davon bin ich nach den jüngsten Testfahrten in Barcelona fest überzeugt, kann ich wieder ganz vorne mitfahren."

Ferrari will auch in Europa den Ton angeben., Foto: Hartley/Sutton
Ferrari will auch in Europa den Ton angeben., Foto: Hartley/Sutton

Das große Fragezeichen liegt bei der Entwicklungsgeschwindigkeit. "Jetzt werden wir sehen, ob wir im Vergleich mit unseren wichtigsten Konkurrenten Fortschritte erzielt haben", sagt Martin Whitmarsh. Der McLaren-CEO ist zuversichtlich, dass die neuen Teile am Silberpfeil ihre Wirkung haben werden. Dabei geht es Heidfeld mit den Neuerungen am F1.08 nicht anders. "Ich bin zuversichtlich, dass wir genauso stark sein werden wie in Australien, Malaysia und Bahrain", sagt der WM-Zweite.

Für den Rest der Saison wäre das ein gutes Omen für Weiß-Blau. "Es gilt die Regel, dass Fahrzeuge die hier siegfähig sind, dazu dann auch auf den meisten anderen Kursen in der Lage sind", betont Norbert Haug, der natürlich hofft, dass sein MP4-23 genau das am Wochenende unter Beweis stellen kann. Selbst bei Ferrari wiegt man sich nicht in Sicherheit. "Es kann hier schon wieder ganz anders aussehen", weiß Kimi Räikkönen. Sein Chef Stefano Domenicali bleibt ebenfalls mit beiden Beinen auf dem Boden: "Wir waren nach dem ersten Rennen nicht deprimiert und sind nach Bahrain auch nicht euphorisch", betont er. "Wir brauchen den besten Ferrari mit den besten Fahrern, den besten Ingenieuren und den besten Mechanikern, damit wir die Gegner auf der Strecke bezwingen können."

Bei den Barcelona-Tests in der letzten Woche packte Ferrari erstmals ein Loch in der Fahrzeugnase aus. "Ich fuhr nur einen Run damit und das war im Regen", so Räikkönen. "Bei diesen Bedingungen bekommt man nicht wirklich das beste Bild." Die Tests von Felipe Massa seien aber positiv verlaufen. "Ich würde nicht sagen, dass das Auto eine Sekunde schneller fährt, aber mit ein bisschen hier und ein bisschen da, können wir unseren Weg machen", glaubt Massa. Das Loch in der Nase habe aber höchstens einen ähnlichen Effekt wie ein zusätzliches Flügelchen.

Auch Chefdesigner Nicholas Tombazis spielt die Bedeutung der Entwicklung herunter. "Es ist nichts Revolutionäres", betonte er in der Gazzetta dello Sport. "Es ist nur ein aerodynamisches Hilfsmittel wie viele andere auch, die vielleicht weniger offensichtlich, dafür aber wirksamer sind." Die Funktionsweise ist einfach: das Loch sorgt für einen besseren Luftfluss über den F2008 und somit eine bessere Anströmung der hinteren Komponenten wie des Diffusors und Heckflügels.

BMW Sauber bleibt dem ersten Sieg auf der Spur., Foto: Hartley/Sutton
BMW Sauber bleibt dem ersten Sieg auf der Spur., Foto: Hartley/Sutton

An der Spitze erwartet Räikkönen weiter einen Dreikampf - mit möglichen Überraschungen eines Vierten. "BMW war beim vorigen Rennen stärker als McLaren, aber ich habe auch gehört, dass Renault einen Schritt gemacht haben soll", so der Weltmeister. "Ich nehme an, dass es ein Schritt nach vorne ist, wenn sie einen Schritt machen." Das glaubt auch Massa. "Renault hat sich ein wenig verbessert", sagt der Brasilianer. "Jetzt müssen wir bis zum Grand Prix warten, damit wir genauere Schlüsse ziehen können."

Bei Renault teilen nicht alle diese Aussagen. Flavio Briatore kündigte schon vor Wochen an, dass sein Team beim Europaauftakt einen großen Sprung in Richtung Podium machen werde. Fernando Alonso glaubt vor seinem Heimrennen noch nicht so richtig daran. "Ich hoffe, dass ich meinen Fans eine tolle Show bieten kann", sagt er. "Das Team hat große Fortschritte gemacht, aber wir müssen abwarten, wie gut unsere Konkurrenten sich verbessert haben." Soweit die Aussagen aus der offiziellen Renault-Vorschau. Gegenüber einem spanischen Radiosender wurde Alonso deutlicher: "Ein Podium wäre eine Überraschung."

Teilzeittester Michael Schumacher gibt sich hingegen ungewohnt optimistisch: "Ich denke, dass Felipe und Kimi die Favoriten sind", prophezeit Schumacher. "Aber ich mag diese Situation; meiner Meinung nach tut es dem Sport gut, wenn drei Teams sich einen guten Wettbewerb liefern."