Zum ersten Mal seit seinem Rücktritt ist Michael Schumacher an diesem Wochenende wieder in einem echten Rennen unterwegs - im brasilianischen Florianopolis stellt er sich im Kart der kompletten Phalanx der Formel-1-Brasilianer. Vor allem aus Freundschaft zu Felipe Massa, der ja der Organisator dieses Events ist und der mit dem Besuch von Schumacher auch gewaltig an Aufmerksamkeit für seine Veranstaltung gewann. Der größte brasilianische TV-Sender, Globo, überträgt live - und im Mittelpunkt stehen nicht etwa Massa, Barrichello oder Nelson Piquet jr. - sondern nur der siebenmalige Weltmeister, auf den auch schon die ganze Werbung im Vorfeld abgestimmt war. Die 10.000 Eintrittskarten für das "Kartodromo dos Ingleses" waren in Windeseile ausverkauft, schon am Samstag beim Training füllten sich die Tribünen mehr und mehr - und die meisten wollen nur eines: Michael Schumacher sehen!

Schumacher lässt es sich nicht nehmen, selbst Hand ans Kart zu legen., Foto: adrivo Sportpresse
Schumacher lässt es sich nicht nehmen, selbst Hand ans Kart zu legen., Foto: adrivo Sportpresse

Und der zeigte auch gleich, wie ernst seine Aussagen zu nehmen sind, er sei hier nur hergekommen, "um Spaß zu haben, das ist alles ganz relaxt, schön, in so einer entspannten Atmosphäre alte Freunde und Rivalen von früher wieder zu treffen", sagte er. Dann fuhr er zweimal Bestzeit in den freien Trainings, und sah einen Michael Schumacher, wie man ihn kennt, einer der nichts dem Zufall überlässt, der sich um die kleinsten Kleinigkeiten an seinem Kart selbst kümmert, den Mechanikern das Werkzeug aus der Hand nimmt, um selbst den Reifendruck zu prüfen... "Es macht schon auch Spaß, zu sehen, dass man es noch kann, dass man noch nicht eingerostet ist... Ganz vorne zu fahren ist immer schöner", gab er immerhin auch zu. Dass er in seinem Jahr ohne F1-Rennen keinen Rost angesetzt hat, bewies er schon bei seinem F1-Testcomeback in Barcelona. Auch dort wollte er nur Spaß haben...

"Mich hat das nicht wirklich überrascht, dass er von Anfang an so schnell war", grinste Felipe Massa. "Ich kenne ihn ja nun schon eine ganze Weile, und das war schon immer so, auch nach einer langen Winterpause von ein paar Monaten in der Formel 1 zum Beispiel. Er kam zurück, stieg ins Auto - und fuhr nach ein paar Runden gleich Bestzeiten. Das ist eben eines der Dinge, die ihn ausmachen." An ein Formel-1-Comeback seines ehemaligen Ferrari-Teamkollegen glaubt Massa aber nicht: "Aber wir haben dafür bei Ferrari doch den besten Testfahrer, den es überhaupt geben kann."

Zur Pole-Position reichte es für Schumacher doch nicht ganz - im ersten Zeittraining war er Drittschnellster, nachdem er sich im letzten Anlauf noch mit einem seiner brasilianischen Konkurrenten ein bisschen ins Gehege gekommen war, im Top-Qualifying, in dem dann die ersten zehn Startplätze endgültig vergeben wurden, landete er auf Rang vier mit knapp zwei Zehntel Rückstand auf den Schnellsten, Nelson Piquet jr., der sich mit 41,855 die Pole-Position vor Lucas di Grassi und Felipe Massa sicherte.

Ob Schumacher Badoers Kart auf einen flexiblen Unterboden untersucht?, Foto: adrivo Sportpresse
Ob Schumacher Badoers Kart auf einen flexiblen Unterboden untersucht?, Foto: adrivo Sportpresse

Was bei einigen Beobachten dann sogar prompt Erstaunen auslöste - Schumacher "nur" Vierter? Piquet nahm Schumacher quasi in Schutz: "Ich war eher überrascht, dass er am Anfang gleich so schnell war, obwohl er ja hier nichts kennt, weder die Strecke noch die Karts. Ich bin hier, wie Lucas und Felipe, zu Hause, wir sind hier letztes Jahr schon gefahren, kennen alles... Und wenn man dann in einem Einzelzeitfahren eben nur eine Runde hat, dann passiert es ganz schnell, dass man einen winzig kleinen Fehler drin hat..."

Für das Rennen am Sonntag besteht allerdings eine hohe Regenwahrscheinlichkeit - eine Kaltfront von Süden zieht in Richtung Florianopolis. "Und wenn es nass ist, dann wissen wir ja schon, wer gewinnt", prognostizierte Felipe Massa schon mal - "aber auch wenn es trocken ist, bin ich sicher, dass Michael uns eine ganze Menge Arbeit aufgeben wird, auch vom vierten Startplatz aus."