Nigel Stepney ist drauf und dran, nicht nur zum Angeklagten, sondern auch zum Ankläger zu werden. Denn nach den Verfolgungsjagden, von denen er vor einigen Wochen in der Sunday Times berichtet hatte, will er nun herausfinden, wer ihn verfolgt hat und gegen die Personen gerichtlich vorgehen. "Wir wurden von mehr als einem Auto mit italienischen Nummerntafeln verfolgt und als wir eines davon aufgehalten haben, wollte der Mann darin nichts sagen", hatte er berichtet. Er glaubt nicht, dass es sich dabei um einen Journalisten gehandelt hat. Was noch erschwerend für ihn hinzukommt, ist, dass seine Freundin zuhause belagert wurde und an seinem Auto Peilsender waren.

Für Stepneys Anwältin Sonia Bartolini ist das Grund genug, die Sache juristisch genauer unter die Lupe zu nehmen. "Zur rechten Zeit werden wir unsere Schlüsse ziehen. Im Moment versuchen wir, die Nummerntafeln der Verfolger von Stepney zurückzuverfolgen und dann werden wir eine Beschwerde einreichen", erklärte sie gegenüber der Zeitung La Repubblica. Sollte sich herausstellen, dass Ferrari hinter der Sache steckt, dann wäre das für Bartolini eine besonders ernste Angelegenheit. "Es ist eine Sache, einen Mitarbeiter am Arbeitsplatz unter Kontrolle zu halten, aber es ist etwas Anderes, ihn zuhause auszuspionieren und ihn zu verfolgen, wenn er aus dem Urlaub zurückkommt", meinte sie. Wenn es tatsächlich Ferrari-Mitarbeiter waren, dann will Bartolini die Sache vor Gericht bringen.

Währenddessen ist die Polizei in Modena damit beschäftigt, sich die konfiszierten Dokumente und Computer anzusehen, die bei den Durchsuchungen in Stepneys Haus konfisziert wurden. "Wir haben bereits einige Dokumente gesehen und im Moment gibt es nichts relevantes", meinte Polizeichef Salvatore Calabrese gegenüber der Gazzetta dello Sport. Bald sollen aber auch die Computer, Palmtops und Mobiltelefone untersucht werden. Auch Videokameras, CDs und Festplatten werden in Kürze unter die Lupe genommen. "Wir ziehen auch die Banktransaktionen in Betracht, die Stepney getätigt hat und die mit ihm in Verbindung stehen können. Im Moment ist er die einzige Person, auf die wir uns konzentrieren und sonst gibt es niemanden", sagte Calabrese. Sollten sich die Anschuldigungen der Sabotage und der Spionage gegen Stepney bewahrheiten, dann könnten ihm bis zu vier Jahre im Gefängnis drohen, berichten die italienischen Medien.