Die Zeiten der großen Ein-Mann- oder Ein-Team-Show scheinen in der Formel 1 im Moment glücklicherweise vorbei - dieses Fazit zogen nach den drei Überseerennen am Sonntagabend fast alle im Fahrerlager von Bahrain. Eine unglaublich ausgeglichene WM mit mindesten vier, vielleicht sogar bald endgültig sechs nahezu gleichwertigen Autos und im Moment vier - oder besser fünf - superstarken Fahrern an der Spitze. Das bedeutet: Kleinste Kleinigkeiten reichen, um jeden aus dieser Gruppe einmal aus dem Schatten der anderen, vielleicht im Moment noch besseren oder zumindest höher eingeschätzten treten zu lassen.

Der Kampf um die Spitze is spannend wie lange nicht, Foto: Sutton
Der Kampf um die Spitze is spannend wie lange nicht, Foto: Sutton

Ob das nun Lewis Hamilton ist, der die Gunst der Stunde nutzt und seinem ein bisschen mit seinem Auto kämpfenden Teamkollegen Fernando Alonso zum ersten Mal ein bisschen davon fährt. Oder ein Felipe Massa, der möglicherweise davon profitierte, dass Kimi Räikkönen anscheinend immer noch ein kleines Problem hat, im Qualifying das optimale aus dem Ferrari heraus zu holen und der dann den Rückstand, den er sich in der ersten Phase des Rennens hinter Fernando Alonso einhandelte, bei der herrschenden Leistungsdichte einfach nicht mehr aufholen konnte...

Dass das jetzt schon eine endgültige Wachablösung darstellen sollte, ist unwahrscheinlich. Gerade ein Fernando Alonso, aber sicher auch ein Kimi Räikkönen haben unter Garantie das Potenzial, unter anderen Bedingungen den Spieß auch ganz schnell wieder umzudrehen und ihren jeweiligen Teamkollegen wieder Saures zu geben. Je öfter das hin und her schwankt, ohne eindeutige Dominanzen, desto glücklicher dürfen sich die Fans schätzen: Eine so tolle, spannende WM mit mehreren absoluten Top-Piloten in Top-Form hat die Formel 1 nämlich schon lange nicht mehr erlebt...

Der, der dabei allmählich immer mehr aus dem Schatten der bis dahin gemeinhin als die "Vier Großen" titulierten Ferrari- und McLaren-Piloten tritt, ist Nick Heidfeld. Nach drei Rennen und drei vierten Plätzen in Serie liegt er auf dem fünften Platz in der WM, nur zwei Punkte hinter dem Vierten, Felipe Massa, aber schon sieben vor dem nächsten Verfolger, Giancarlo Fisichella. In Bahrain hat er mit einem unglaublich starken Überholmanöver gegen Weltmeister Alonso wohl auch dem allerletzten Zweifler seine Klasse klargemacht: kampfstark, konstant schnell, dabei auch zuverlässig, den allerseits lange ziemlich hochgejubelten Teamkollegen Robert Kubica sicher im Griff - Heidfelds Position in der Fahrerhierarchie dürfte in den letzten Wochen um mehr als ein paar Punkte gestiegen sein.

Wobei es ja eigentlich ungerecht ist, dass das erst jetzt passiert: Denn diese Qualitäten besitzt der Mönchengladbacher ja nicht erst seit diesem Jahr. Aber erst jetzt, mit einem konkurrenzfähigen Auto, kann er das so regelmäßig und auffällig demonstrieren, dass es niemand mehr übersehen kann. Und wenn es auch vielleicht in diesem Jahr noch nicht ganz reicht, ins hellste Rampenlicht eines WM-Siegers zu treten - im Schatten der Top-Stars muss sich Heidfeld sicher nicht mehr fühlen, er gehört jetzt schließlich endgültig dazu. Und selbst das mit dem letzten Schritt ins absolute Rampenlicht des Weltmeisters könnte ja zumindest 2008 dann ein Thema werden...