Die einen ließen es - nicht nur bildlich gesprochen - mit einem Riesenfeuerwerk gewaltig krachen, bei den anderen dominierte schlichte, sportliche Nüchternheit: Unterschiedlicher hätten die beiden Präsentationen von McLaren-Mercedes und BMW-Sauber in Valencia kaum ausfallen können: Am Montagabend lieferten die Silbernen, oder, durch den neuen Hauptsponsor Vodafone auch Rot-Silbernen, eine Show, die es in sich hatte.

McLaren ließ gleich zwei F1-Boliden auf die nächtlichen Straßen Valencias los., Foto: McLaren
McLaren ließ gleich zwei F1-Boliden auf die nächtlichen Straßen Valencias los., Foto: McLaren

200.000 Fans in den schon stundenlang vorher abgesperrten Straßen der Stadt, die natürlich vor allem ihren Nationalhelden Fernando Alonso auf seinen Ehrenrunden im McLaren begeistert feierten, wenn sie vor lauter Staunen, Fotografieren und Filmen überhaupt dazukamen, der Cirque de Soleil und Stargeigerin Vanessa Mae in einer Gala für 1.000 geladene Gäste - man zeigte, als was man sich sieht: Als das Team, das in der Formel 1 die Maßstäbe setzt, in jeder Beziehung. Ein neues Image will man sich zulegen, jugendlich, frisch, noch mehr Emotionen, mehr Nähe zu den Fans, "Träume verwirklichen", das ist das neue Motto, unter dem man sich präsentiert, unter dem alles stand. Dagegen ging es am Dienstagmorgen bei BMW-Sauber eher bescheiden zu: Eine klassische Präsentation mit Pressekonferenz in einem Messebau, dann die ersten Runden von Nick Heidfeld auf dem Kurs von Valencia.

Die Silbernen ließen es richtig krachen., Foto: adrivo Sportpresse
Die Silbernen ließen es richtig krachen., Foto: adrivo Sportpresse

Die Unterschiede bestehen natürlich nicht nur im Auftritt, sondern auch bei den Zielen: Während für die Silberpfeile alles andere als der WM-Titel letztlich eine Enttäuschung wäre, vor allem jetzt, wo man mit Alonso den Weltmeister der letzten beiden Jahre an Bord hat, backt man bei den Münchnern - noch - kleinere Brötchen: "Die Lücke zur Spitze erneut verkleinern, regelmäßig aus eigener Kraft aufs Podium fahren, um dann 2008 ganz vorne mitmischen zu können", das hat BMW-Motorsport-Direktor Dr. Mario Theissen als Vorgabe gegeben. Damit das gelingt, geht man da und dort ein bisschen andere Wege als die Konkurrenz. So setzt BMW in der heute in der Formel 1 so wichtigen Arbeit an der Aerodynamik nicht nur auf Drei-Schichten-Arbeit rund um die Uhr im eigenen Windkanal in Hinwil, sondern auch auf sehr viel Simulationsarbeit mit dem neuen Supercomputer Albert 2, die dann "nur noch" im Windkanal in der Praxis überprüft wird.

Der BMW-Sauber F1.07 ist das erste Auto, das wirklich komplett unter der Regie aus München entstand - letztes Jahr waren ja sehr viele Arbeiten am Chassis noch von der Sauber-Truppe mehr oder weniger im Alleingang erledigt worden. "Dadurch ist das für mich natürlich schon ein ganz besonderer Moment - und wir sind alle gespannt, wie es dann auf der Strecke aussehen wird." Nach den allerersten Runden hatte Nick Heidfeld jedenfalls schon einmal einen recht positiven Eindruck: "Das Gefühl war auf Anhieb gut, auch wenn man natürlich nach so wenigen Runden noch nicht viel sagen kann. Schließlich habe ich in erster Linie Einführungsrunden und ein paar Systemchecks absolviert. Am Sitz müssen wir noch ein bisschen was ändern, der passt noch nicht ganz, aber so was sind ja banale Kleinigkeiten. Beim Motor merke ich keinen Unterschied zum Vorjahr" - trotz der durch das Reglement vorgeschriebenen Drehzahllimitierung auf 19.000 Umdrehungen. Eine Verbesserung stellte der Mönchengladbacher auch gleich fest: "Beim Bremsen habe ich schon jetzt mehr Abtrieb als im 2006er Auto - das ist viel versprechend."

BMW Sauber blieb schlicht und unspektakulär., Foto: BMW
BMW Sauber blieb schlicht und unspektakulär., Foto: BMW

Der neue McLaren-Mercedes wird erst am Mittwoch seine ersten Testkilometer unter die Räder bekommen, ebenfalls in Valencia. Aber wer am Ende seine Ziele am besten erreicht, seine Träume verwirklichen kann, das wird sich wohl frühestens nach den ersten Rennen zeigen. Dr. Mario Theissen meinte jedenfalls, auf die Unterschiede zwischen den beiden Auftritten und darauf angesprochen, dass man bei den Weiß-Blauen ja auch letztes Jahr schon im Vorfeld sehr zurückhaltend aufgetreten sei und dann aber Leistung habe folgen lassen: "Vielleicht ist es dann ja ein gutes Omen, dass wir es diesmal genauso gemacht haben." Welcher Teamchef schläft denn nach diesen beiden Events besser, er oder Ron Dennis? "Das weiß ich nicht. Ich kann nur für mich sagen, dass ich sehr gut schlafe."

Das würde Ron Dennis freilich mit Sicherheit nach der hauptsächlich von Vodafone und der Stadt Valencia finanzierten, angeblich an die 10 Millionen Euro teuren Show, auch von sich behaupten. Schließlich herrscht bei McLaren-Mercedes soviel Optimismus und Aufbruchsstimmung wie schon lange nicht mehr - und da kann man sich schon mal was trauen. Auch Alonso wagt ja die Voraussage: "Diese WM könnte unsere werden. Es wäre auch an der Zeit." Und die Verwirklichung seines persönlichen Traumes - getreu dem neuen Teammotto...