"Alles muss reglementiert werden, frag Max." Mit diesen Worten brachte motorsport-magazin.com-Kollege Falko Schoklitsch seinen Wunsch nach mehr langen Briefen zum Ausdruck - oder auch nach dem Verfassen von GP2-Artikeln, so genau ließ sich das nicht festlegen; zumindest aus Sicht des Chefredakteurs. Viel wichtiger ist ohnehin, dass die FIA in einem Bereich schludert: Niemand weiß, wie sie die Besetzungen für ihre offiziellen Donnerstags- und Freitagspressekonferenzen genau festlegt. Warum gibt es dafür kein 23-seitiges Reglement? Früher war bekanntlich alles besser: Da wurde immer die gleiche Anzahl an Fahrern und Teamchefs oder Technischen Direktoren geladen und es war ein gewisses System zu erkennen. Das war dem Weltverband wohl zu langweilig. Seit diesem Jahr wechseln die Teilnehmerzahlen und Funktionen wie die Mechaniker die Reifen. Manchmal sind drei, manchmal vier und manchmal sogar fünf Gäste geladen. Mal sind es nur Fahrer, mal nur Teamchefs, mal nur Technikbosse und mal alles miteinander gemischt. Nur wenn sich FIA-Präsident Max Mosley die Ehre gibt, bleibt alles beim Alten: dann ist er allein der Star.

In Monza gaben sich am Freitag je zwei Teamchefs und zwei Technische Direktoren die Ehre - damit es nicht zu verwirrend wurde, waren sie jeweils vom gleichen Team. Also Vorhang auf für Ron Dennis, Norbert Haug, Christian Horner und Adrian Newey.

Der Beginn der Pressekonferenz war eine Art Red Bull interne Angelegenheit. Natürlich ging es um die Fahrerwahl und natürlich ging es um die anstehende Motorenentscheidung. Bis wann würde sich denn Adrian Newey als Verantwortlicher für das Fahrzeugdesign die Daten seines neuen Motors wünschen? "Zum Glück ist die Installation des Motors in diesen V8-Tagen ziemlich ähnlich", tappte er vor den Ohren seines Teamchefs nicht in die Fragefalle. "Also konnten wir so lange warten. Wir können auch noch ein bisschen länger warten, aber wir benötigen die endgültige Entscheidung bald."

Wann also fällt Sie, Christian Horner? "Darüber wurde schon viel diskutiert", sagte Christian nichts Neues. "Wir haben einen Vertrag mit Ferrari für 2007." Allerdings würde es durchaus "Sinn" machen, das zweite Red Bull Team, jenes mit Sitz in Italien und einem italienischen Fahrer, auch mit italienischen Motoren auszustatten. Noch gibt es aber keine Einigung auf diesem Sektor.

Die Hersteller sind offensichtlich immer noch nicht glücklich., Foto: Sutton
Die Hersteller sind offensichtlich immer noch nicht glücklich., Foto: Sutton

Das gleiche gilt für das leidige Thema der Motoreneinfrierung. Das Saisonende rückt immer näher und die Hersteller sträuben sich noch immer mit Kolben und Zylindern gegen Mosleys Kältetief. "Es gibt noch immer Diskussionen", verriet Norbert Haug, "und sie werden wohl an diesem Wochenende weitergehen, aber es ist schwierig ins Detail zu gehen." Das glauben wir gerne. Derzeit sei die von der FIA veröffentlichte Variante der aktuelle Status, "aber wir haben andere Ansichten." An diesem Wochenende wird es jedenfalls keine Einigung geben.

Das gleiche gilt für die Spekulationen um eine McLaren-Übernahme durch Mercedes. "Das ist ein sehr theoretisches Thema", begann Haug eine lange Ausführung, die wir uns an dieser Stelle sparen. Bleiben wir lieber bei den praktischen Fragen: Wie sieht die Zukunft von Ron Dennis aus? "Ich bin entweder zu 100% oder gar nicht engagiert", erwiderte der 59-jährige, von dem Adrian Newey im kommenden Jahr eine große Party erwartet. "Ja, ich habe alle fünf Jahre eine davon", räumte Ron ein. An ein Ende denkt er aber noch nicht. "Laut meiner Frau bin ich krank! Sie glaubt, dass ich zwanghaft besessen bin." Er selbst sieht die "Besessenheit" übrigens eher als "Liebe zum Detail".

So unvorhersehbar die Zusammensetzungen der FIA-Pks sind, so vorhersehbar sind die Fragen der Journalistenmeute. Deshalb haben wir uns den Dauerbrenner dieses Wochenendes ganz bis zum Schluss aufgehoben: Was erwartet das tapfere Quartett vom Sonntag? "Ich hoffe, dass Michael weitermacht", sagte Dennis, "wenn es denn das ist, was er möchte." Danach folgte eine lange Geschichte in Ronspeak, in der sogar einige Parallelen zu Rons eigenem Rücktrittsdementi einige Minuten zuvor vorkamen. Christian Horner stimmte "vielem" davon zu. "Als Michael in die F1 kam, war ich noch in der Schule..." - "Das bist Du doch noch heute!", warf Ron seinem jüngsten Teambosskollegen entgegen. Nach einem kurzem Lachen setzte Horner erneut an: "Er hat..." und wieder wurde er von Dennis unterbrochen: "... eine schreckliche Reifenwahl getroffen!" Ob der besessene Scherzkeks Ron damit Recht hat, wird sich erst am Sonntag erweisen...