Bei Ross Brawn war nach dem Rennen in Hockenheim eine gewisse Euphorie schon vorhanden. "Es ist sehr wichtig, dass Alonso jetzt den Druck hat, uns mindestens einmal schlagen zu müssen", sagte der Technikchef der Scuderia.

Doch Teamchef Jean Todt wollte in diesem Chor noch nicht mitsingen. "Wir müssen ihn doch noch viel öfter schlagen", sagte er. "Für mich ist der Wendepunkt erst dann erreicht, wenn wir an ihm vorbeiziehen. Aber dieses Wochenende hat gezeigt, dass wir jetzt um beide WM-Titel kämpfen. Und das werden wir tun, schon am nächsten Wochenende."

Wenn es zu diesem Wendepunkt kommt, dann sehen sowohl Todt als auch Brawn den Grund dafür bei den Reifen. "Wir haben das Auto verbessert, und vor allem besser gelernt, wie man den Reifen wählt, welcher Reifen passt besser zu unserem Auto", sagt Todt. Und Brawn fügt hinzu: "Wir hatten schon früher wichtige Schritte beim Auto gemacht, nicht nur in der Aerodynamik, sondern auch in der Mechanik, vor allem in der Aufhängung. Nur haben sie sich nicht sofort ausgewirkt. Das klappt erst, wenn wir den Reifen richtig hinkriegen."

Todt äußerte sich auch ausgiebig zu Silberpfeil-Fahrer Kimi Räikkönen, der nach Gerüchten zu Ferrari wechseln soll. "Er ist einer der besten drei Fahrer der Welt", sagte er. "Dazu ist er ein sehr normaler und bescheidener Junge. Er beklagt sich nie, sucht nie Ausreden. Ich mag diesen Stil. Ich habe in meiner früheren Karriere viel mit finnischen Fahrern zu tun gehabt, und ich mag deren Stil generell sehr. Ich habe nie lange Zeit mit Räikkönen zu tun gehabt. Aber ich habe auch nicht lange gebraucht, um zu dieser Meinung über ihn zu kommen."

Auch über Michael Schumachers Zukunft plauderte Todt gerne. "Er liebt das Fahren, und zeigt jedes Wochenende, wie gut er ist", sagte er. "Wenn er die Entscheidung über seine Zukunft trifft, wird er mehr auf sein Herz hören als auf seinen Manager oder Teamchef. Er weiß auch, dass er so lange bei Ferrari fahren kann wie er will. Ich hoffe, dass er weiter macht. Aber wenn er das nicht will, dann habe ich auch Verständnis dafür."

Todt gab auch erstmals bekannt, dass er die Öffentlichkeit über sein eigene Zukunft erst am Ende der Saison, und nicht bei der Bekanntgabe der Fahrer in Monza, informieren wird. "Fahrer muss man früher bekannt geben", meinte Todt. "Aber weil ich nicht beabsichtige, nach diesem Job noch einen ähnlichen zu tun, ist es völlig ausreichend, wenn ich mich erst am Ende der Saison äußere."

Gleichzeitig sang er ein Lobeslied auf die Atmosphäre im Team. "Als ich bei Peugeot weg gegangen bin, hatten wir eine ähnliche Atmosphäre dort, und das machte es für mich sehr schwer zu gehen", erzählt Todt. "Über die letzten 13 Jahre haben wir eine fantastische Gruppe bei Ferrari aufgebaut, die sehr motiviert und aufopfernd ist. Es gibt dafür ein Bild, das ich sehr mag: Ein Segelschiff ist langsamer beim Sturm als bei einem schönen Rückenwind. Also versucht man, das zu erreichen."