Das war doch einmal super spannend! Okay, das Rennen am Sonntag bot weniger aufregende Momente als die Diskussionen der Motorenhersteller mit der FIA, aber das Qualifying am Samstag hatte es doch in sich!

Überholmanöver und spannende Duelle - so etwas gab es im Rennen nicht zu sehen. Die Kürzung der Session um 5 Minuten war aber nicht die wichtigste Veränderung, viel wichtiger war die Verlängerung der ersten beiden Sessions: Denn bislang machte es wenig Sinn, dass nur in der dritten Sitzung die Runden auch nach Ablaufen der Zeit zu Ende gefahren werden durften. Natürlich hing dies mit den Werbepausen zusammen, aber daran hätte die FIA auch schon vorher denken und dies berücksichtigen können - obwohl: Dafür sind die Regeländerungsfreunde des Weltverbandes ja nicht gerade bekannt...

Bridgestone sei Dank

Das Rennergebnis war eine Überraschung: Selbst bei Ferrari hatte man bis zuletzt daran gezweifelt, dass man den Sieg von Indianapolis würde wiederholen können. Allerdings lag die Auferstehung weniger an den Neuerungen bei den Roten als an den starken Bridgestone-Reifen. Man kann also getrost sagen: Bridgestone war besser als Michelin und nicht Ferrari war besser als Renault.

Festgezurrt ist dieses Ergebnis aber nicht: Schon in Hockenheim kann alles wieder ganz anders aussehen. Michelin muss nur wieder einen Reifen backen, der jenem von Bridgestone ebenbürtig oder gar überlegen ist. Zumindest mit einem sinnlosen Vorurteil hat der Frankreich GP aufgeräumt: Ob ein Rennen im Heimatland eines Teams oder Reifenherstellers stattfindet oder nicht, macht keinen Unterschied; schon gar nicht, wenn die letzten regelmäßigen Tests dort zu Zeiten stattfanden, als noch mit Slicks gefahren wurde.

Für Hockenheim bedeutet der Schumacher-Sieg immerhin einen schwarz-rot-goldenen Schub: Die deutschen Fans werden nun wieder vermehrt zur Rennstrecke pilgern, wie sie dies schon nach dem Schumacher-Sieg in Imola beim folgenden Europa GP auf dem Nürburgring zelebrierten. Wo die vielen Zuschauermassen von Magny Cours mitten in der Pampa herkamen, ist mir allerdings ein Rätsel - vielleicht waren das aber auch nur alles Gäste von Renault und Michelin. Damit das rote Idol der Rotkäppchen seine Titelchance behält, müsste Fernando Alonso demnächst mindestens einmal ausfallen oder Felipe Massa damit beginnen, dem Spanier wertvolle Zähler wegzunehmen.

Hilfe aus Fernost

In Magny Cours hoffte Michael Schumacher auch noch auf Schützenhilfe von seinem Bruder. Toyota war dank der verbesserten Bridgestone-Pneus stark dabei und wurde nur von einem technischen Problem bei Jarno Trulli und einem Boxenstoppfehler bei Ralf von einem noch besseren Abschneiden in der Nähe der Renault abgehalten. Das Kräfteverhältnis bei den Reifen kann also gleich auf zwei Wege den Titelkampf entscheiden: Einmal durch den direkten Einfluss auf die beiden WM-Anwärter und deren Autos und einmal durch den Einfluss auf die Verfolger - hier hat Ferrari so oder so die besseren Karten: Wenn Bridgestone die Nase vorne hat, kann Toyota die Franzosen attackieren, wenn Michelin die Nase vorne hat, könnte McLaren das Zünglein an der Waage werden.

Nur Williams scheint derzeit keinen Reifen auf den Asphalt zu bringen. Nach einem guten Auftakt läuft bei den Blauen gar nichts mehr. Was selbst für einen Neuling wie Nico Rosberg enttäuschend sein muss, dürfte für einen gestandenen Fahrer wie Mark Webber erst Recht frustrierend sein. Dennoch geht Rosberg als Gewinner hervor: Dank seines starken Auftakts überstrahlt er den Australier auch in den Zeiten der Misserfolge; mit einem weniger guten Start würde man ihn ansonsten vielleicht schon anzweifeln...