Wenn die Zukunft auf dem Spiel steht, dann müssen auch einmal die Journalisten dran glauben: Wegen eines Meetings der Motorenhersteller musste Norbert Haug früher als geplant aus dem Pressegespräch herausstürmen. Zuvor hatte er aber noch etwas über die vielen Diskussionen rund um die Einfrierung der Motoren und die am Sonntag ablaufende Deadline zu sagen.

"Das Indianapolis Proposal ist eine Mischung aus dem von Monaco und Maranello", versuchte der Mercedes-Motorsportchef das Kuddelmuddel für den Normalsterblichen einmal zu entwirren. "Das ist ja im Prinzip weitestgehend homologiert - Freezing mit einer limitierten Upgrade-Möglichkeit pro Jahr, sodass du ein gewissen Entwicklungsbedarf hast und das bringt die Kosten um mindestens 30 Prozent herunter, was eine sehr vernünftige Lösung wäre."

Jetzt gilt es sich mit den unabhängigen Teams zu einigen. Denn MF1-Teamboss Colin Kolles drohte bereits an: Wenn die Hersteller den kleinen Teams nicht finanziell entgegen kommen, wird Midland im nächsten Jahr mit V10-Motoren antreten und die Einfrierung erst 2008 nach FIA-Regeln erfolgen. Dann hätten die Hersteller Monatelang für nichts und wieder nichts verhandelt.

Das war aber nicht das einzige Zukunftsthema, über das Haug sprach. Auch die Schwierigkeit einen Gegner auf der Strecke zu überholen kam zur Sprache. Derzeit werde eine vernünftige Aerodynamik-Studie vorbereitet, welche das Problem der Dirty Air lösen soll. Der von Max Mosley propagierte CDG-Wing soll aber nicht des Rätsels Lösung sein. "Ich will ja keine Politik machen, aber diesen Double-Wing, den hat man jetzt einmal ausprobiert, aber der macht alles nur noch schlimmer, das ist jetzt klar." Am Ende sollte also wohl doch Jacques Villeneuve Recht behalten, der den "centreline downwash generating wing" vor Saisonbeginn nur als "weird looking wing", also "seltsam aussehenden Flügel" bezeichnete.

Sollte sich die FIA nun mit ihrem CDG-Wing durchsetzen, würde die Gefahr bestehen, dass man Autos baut, die das Überholproblem schlimmstenfalls sogar noch verschlimmern. "Solche Sachen sollte man sich einfach nicht leisten", sagte Haug richtig und führte ein weiteres Beispiel an: "Was hat uns der Wechsel von 3 auf 2,4 Liter gebracht?", fragte er. "Jetzt sagen sie ganz stolz, der Zuschauer merkt es nicht. Dann kann ich auch sagen, mach einen drehzahllimitierten Zehnzylinder und fahr mit 750 PS und gebe fünf Mal pro Rennen 950 PS frei."

Ein ähnlicher Boost-Button wurde von Max Mosley für die Zukunft vorgeschlagen und wird in der ChampCar und A1GP bereits heute erfolgreich eingesetzt. Den Umstieg auf 2,4 Liter V8-Motoren hatten unterdessen beinahe alle Hersteller von Honda über BMW bis Mercedes als "falschen Weg" bezeichnet. "Aber jetzt ist es zu spät", betonte Haug. "Die Vorschläge und die Ideen und die Dinge, die die Hersteller eingebracht haben, sind so schlecht nicht gewesen und vor allem sind sie commited für die Zuschauer. Es muss mehr für die Zuschauer, für die Kunden getan werden und es muss entkompliziert werden, weil das was ich hier erzähle, kann man auf 60 Zeilen nicht beschreiben." Deswegen schreibt Max Mosley wohl auch so gerne verdammt lange Briefe...