Heikki, wie ist es, wenn man sieht, dass das Auto, das du testest, von Sieg zu Sieg eilt, du aber nur zuschauen kannst?

Heikki Kovalainen: Für das Team ist das natürlich ein großer Erfolg, aber ich bekomme bessere Kicks davon, wenn ich weiß, dass ich gute Reifen für das Team ausgewählt habe oder gutes Feedback vom Auto gebe, so dass wir dadurch etwas besser gemacht haben. Aber hier vor Ort ist es das Rennteam, das den Job erledigt. Da habe ich nicht das Gefühl, dass Alonso gewinnt, nur weil ich einen so guten Job gemacht habe.

Es juckt also schon in den Fingern?

Heikki Kovalainen: Klar. Natürlich würde ich lieber selber fahren, das zuschauen macht nicht so viel Spaß. Die Rennwochenenden sind für mich sowieso die schlimmste Zeit. Ich habe kaum etwas zu tun. Und darf nicht fahren. Da sind mir Testfahrten viel lieber.

Testfahren kann aber auch ganz schön langweilig sein...

Heikki Kovalainen: ...aber da darf ich zumindest selber fahren. Ich denke ständig daran, dass es meine Chance ist zu zeigen, was ich kann. Ich kann mich mit den Einsatzfahrern messen, das ist wichtig für mich. Ich kann Feedback geben über neue Teile, die am Auto sind, und kann sagen, ob sie gut sind oder nicht. Ich kann sagen, welche Reifen am Besten funktionieren. Und wenn das Testteam dann noch die Benzinmengen und die gefahrenen Reifen berücksichtig, können sie meine Rundenzeiten mit denen von Alonso und Fisichella vergleichen. Und wissen, ob ich schnell war oder nicht. Da habe ich bemerkt, dass es noch nie eine Situation gab, wo ich gedacht hätte, dass ich so eine Zeit wie sie nie hätte fahren können. Das hat auch meine Zuversicht gesteigert.

Wie groß ist der Unterschied zwischen dir und Alonso?

Heikki Kovalainen: In den Tests komme ich schon sehr nah an seine Zeiten heran. Am Anfang des Jahres war er noch viel schneller, aber seit ich mich ins Team eingearbeitet habe, gibt es da fast keine Unterschiede mehr. Ein Rennwochenende wäre natürlich eine ganz andere Sache, da habe ich mich noch nicht mit ihm messen können. Trotzdem bin ich überzeugt, dass ich auch ihn schlagen könnte, obwohl ich weiß, dass ich noch viel zu lernen habe.

Kovalainen traut sich zu Alonso zu ersetzen., Foto: Sutton
Kovalainen traut sich zu Alonso zu ersetzen., Foto: Sutton

Nachdem Fisichella schon bestätigt ist, bleibt bei Renault nur noch Alonsos Cockpit frei. Würdest du es dir zutrauen, ihn zu ersetzen.

Heikki Kovalainen: Ich schon. Ich habe auch dem Team gesagt, dass ich davor keine Angst habe. Das muss aber das Team entscheiden. Ich glaube auch nicht, dass Fisichellas Vertrag an meiner Situation etwas ändert. Ich glaube, dass ich mir den Platz in der Formel 1 durch eigene Leistungen verdient habe, in welchem Team es dann immer ist. Ich vertraue Flavios Management-Knowhow, und ich weiß, dass er mit mir zufrieden ist.

Wann erwartest du eine Entscheidung?

Heikki Kovalainen: Hoffentlich so bald wie möglich, aber realistisch gesehen wohl in zwei Monaten.

Flavio Briatore hat auch schon gesagt, dass du gleich im ersten Jahr Weltmeister sein könntest, wenn das Team ein Siegerauto hat. Wie fühlt sich so etwas an?

Heikki Kovalainen: Natürlich schön, aber ich gebe nicht so viel drauf, weil ich weiß, dass ich noch viel lernen muss. Trotzdem wäre ich bereit, schon im nächsten Jahr in einem Top-Team zu fahren.

Ist Briatore genau so lobend dir gegenüber? Oder eher der Kritiker?

Heikki Kovalainen: Schon eher der Kritiker. Er findet immer Sachen, die man verbessern muss. So ist er aber auch mit Alonso und Fisichella. Er erhöht auch ständig den Druck, damit sich die Ergebnisse verbessern. Und weil er eine Menge von der Formel 1 weiß, gibt er auch Tipps. Ich bin froh, so einen Typ hinter mir zu haben.

Aber so wie du davon sprichst, dass er deine Zukunft ganz alleine entscheidet, klingt das eher nach einem Diktator.

Heikki Kovalainen: Wir besprechen schon alles miteinander, zum Teil zumindest, und er erzählt immer, wo es gerade lang geht. Das mag diktatorisch klingen, aber ich habe es freiwillig ihm und seinem Management überlassen, sich um meine Verträge zu kümmern. Damit ich mich um das Fahren kümmern kann.

Kovalainen würde gerne selbst Rennen fahren., Foto: Sutton
Kovalainen würde gerne selbst Rennen fahren., Foto: Sutton

Wäre Red Bull eine Alternative für dich?

Heikki Kovalainen: Das kann man jetzt unmöglich beurteilen. Ich will es auch nicht kommentieren, weil ich nicht weiß, was von den ganzen Gerüchten überhaupt stimmt. Wir sehen es dann, wenn die Entscheidungen da sind.

Aber Renault wäre schon die bessere Alternative?

Heikki Kovalainen: Sicher, weil das Auto so konkurrenzfähig ist. Und das Team auch. Und weil ich das Team schon seit Jahren kenne. Aber auf dieses Cockpit sind auch andere Fahrer scharf. Zum jetzigen Zeitpunkt ist alles noch offen.

Wenn du siehst, wie dein letztjähriger GP2-Rivale Nico Rosberg schon jetzt in der Formel 1 fahren darf, bist du dann neidisch auf ihn?

Heikki Kovalainen: Nein. Als der Testfahrervertrag unter Dach und Fach war, habe ich mich damit abgefunden, dass ich mich jetzt darauf konzentrieren muss, möglichst gute und konstante Testzeiten zu fahren. Und ich bin ziemlich sicher, dass ich nächstes Jahr selber Rennen fahre. Dazu könnte man auch einen schlechteren Job haben als das beste Formel-1-Auto der Gegenwart zu testen.