In Kanada steht am nächsten Sonntag das Halbzeitrennen der Formel 1-Saison 2006 auf dem Programm. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Gerüchteküche in den letzten Tagen mal wieder auf großer Flamme vor sich hinköchelte.

Nägel mit Köpfen machte dabei nur Renault: Sie verlängerten etwas überraschend den Vertrag mit Giancarlo Fisichella um ein Jahr bis Ende 2007. Der Italiener solle Kontinuität und Erfahrung ins Team einbringen. Angesichts der beiden zur Verfügung stehenden Finnen Heikki Kovalainen und Kimi Räikkönen könnte dies bedeuten, dass die Gelb-Blauen abermals einem jungen Fahrer die Chance geben - das wäre dann Briatore-Schützling Kovalainen, dem der Italiener schon im letzten Jahr vorausgesagt hatte, dass er 2007 in der F1 Rennen fahren würde.

Andererseits wären die Gerüchteköche keine guten Gerüchteköche, wenn sie nicht auch noch ein Ausleihszenario in ihrem Süppchen parat hätten: So könnte Kovalainen zusammen mit Renault-Kundenmotoren bei Red Bull Racing oder bei Midland landen. Sollte das Team dann überhaupt noch so heißen - schließlich verhandelt Teambesitzer Alex Shnaider derzeit mit einem niederländischen Konsortium über einen Verkauf. Eine Bekanntgabe könnte schon bei Shnaiders Heimrennen in Montreal folgen.

Heikki erhält 2007 sicher eine Chance., Foto: Sutton
Heikki erhält 2007 sicher eine Chance., Foto: Sutton

Aber zurück zum Fahrerkarussell: Dieses hört nämlich noch lange nicht auf sich zu drehen. Die beiden Schlüsselfiguren heißen noch immer Michael Schumacher und Kimi Räikkönen. Wenn der siebenfache Champion weitermacht, dürfte der Finne wohl kaum zu den Roten wechseln - dann müsste er entweder bei McLaren bleiben (was derzeit als unwahrscheinlich gilt) oder zu Renault gehen.

Bei McLaren scheint man sich jedenfalls schon einmal mit der Idee anzufreunden einen der Nachwuchsfahrer ins Stammcockpit zu befördern. Ob dies gleich der GP2-Überflieger Lewis Hamilton sein wird, ist noch offen. Mit Pedro de la Rosa (eher unwahrscheinlich) und DTM-Champion Gary Paffett stehen immerhin noch zwei weitere Piloten bereit.

Auch bei Ferrari wächst die Liste nach der endgültigen Absage von Valentino Rossi wieder: Neben Schumacher, Räikkönen und Felipe Massa wird nun auch David Coulthard gehandelt. Der Brite wurde in Monaco ins Gespräch gebracht und wollte dies nicht leugnen. Allerdings mutmaßen viele, dass das Interesse der Scuderia rein politischer Natur war, um DC im Rascasse-Streit auf die Seite von Schumacher zu ziehen.

Aber auch abseits der drei Top-Teams wird heiß spekuliert: Der Platz von Jarno Trulli scheint nicht mehr besonders sicher zu sein. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus und mit Mark Webber oder David Coulthard stünden erfahrene Ersatzleute parat. Allerdings wird auch Nico Rosberg mit den Weiß-Roten in Verbindung gebracht. Angesichts des langfristig gebundenen Ralf Schumacher erscheint eine solche doppelte deutsche Besetzung bei den Japanern aber als unrealistisch.

Lewis möchte 2007 in der F1 jubeln., Foto: Sutton
Lewis möchte 2007 in der F1 jubeln., Foto: Sutton

Der Hintergedanke ist jener: Wenn Williams tatsächlich wie vermutet ab 2007 mit Toyota-Kundentriebwerken antritt, könnten sich die Japaner eine Option auf die Dienste des jungen Deutschen sichern. Möglicherweise auch erst ab 2008 oder darüber hinaus. Auf dem Motorenmarkt würde ein solcher Wechsel von Cosworth- zu Toyota-Power viel Bewegung in Gang setzen.

Ohne Williams hätte Cosworth keinen V8-Kunden, wofür sich dann natürlich Midland als Ex-Toyota-Kunde sowie Toro Rosso als V10-Kunde anbieten würden. Sollte Midland jedoch Kovalainen und die Renault-Motoren erhalten, würde für Cosworth nur noch die rote Bullen-Fraktion übrig bleiben. Andererseits könnte es auch genau umgekehrt laufen: Wenn sich Red Bull die Renault-Triebwerke sichert und dafür die Ferrari-Aggregate an Toro Rosso weiterleitet. Auch die Variante Red Bull Cosworth und Toro Rosso Ferrari wurde bereits im Medienwald gehandelt.

Die Silly Season ist also nicht nur auf dem Fahrermarkt, sondern auch bei den Motoren voll in Schwung gekommen. Nur Jacques Villeneuve scheint abermals Zuschauer zu sein: Im letzten Jahr musste er bis in den Winter warten, bis er als zweiter BMW Sauber Pilot bestätigt wurde. So lange möchte er diesmal nicht warten. Aber BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen kündigte bereits an, dass man erst gegen Saisonende eine Entscheidung über den Teamkollegen von Nick Heidfeld fällen werde. Dieser könnte durchaus aus Polen stammen, derzeit im dritten F1.06 sitzen und auf den Namen Robert Kubica hören. Bislang wusste der Testfahrer jedenfalls zu überzeugen. Die Wahrheit schwimmt irgendwo im Gerüchtesuppentopf...