In Monaco ist alles anders - so abgedroschen dieser Satz auch sein mag; er hat noch immer seine Gültigkeit. Den besten Beweis dafür trat das diesjährige Rennwochenende an. Schon am Freitag wurde relativ viel gefahren. Am Samstagmorgen wurde sogar ungewohnt viel gefahren. Und am Samstagnachmittag kam es zu einem Zwischenfall, der bis tief in die Nacht und garantiert noch darüber hinaus für Aufruhr im Fahrerlager sorgte...

1. - S wie Startaufstellung

Auch auf die Startaufstellung zum Großen Preis von Monaco hatte dieser Vorfall in den Schlusssekunden des Qualifyings Einfluss: Durch die Streichung aller Qualifying-Zeiten von Michael Schumacher, verlor der Deutsche seine Pole Position an seinen Titelrivalen Fernando Alonso. Statt von Platz 1 geht er nun von Rang 22 ins Rennen - noch hinter seinem Teamkollegen Felipe Massa, der im Qualifying die Mauer küsste.

Für Schumacher ist der Traum von der Pole verflogen., Foto: Sutton
Für Schumacher ist der Traum von der Pole verflogen., Foto: Sutton

Vorne kommt deshalb Mark Webber in die ehrenvolle Position aus der ersten Startreihe in den prestigeträchtigen Grand Prix zu gehen. Doch gleich dahinter lauern die beiden Silberpfeil-Piloten, die sich in Monaco - von den aerodynamischen Fesseln befreit - wie neu geboren präsentierten. Zumindest in den fürstlich engen Straßen müssen sie zu den Sieganwärtern gezählt werden - in Silverstone kann und wird es wohl schon wieder anders aussehen...

Die weiteren Startplätze sind bunt gemischt: Rubens Barrichello steht als bester Honda-Mann auf Rang 5. Neben ihm startet Jarno Trulli in seinem TF106B. Rang 7 gehört nach der Strafversetzung von Michael Schumacher und Giancarlo Fisichella dem Schotten David Coulthard. Neben ihm geht Nico Rosberg ins Rennen. Fisichella reiht sich neben Ralf Schumacher auf Rang 9 ein - dem Italiener wurden wegen Blockierens die schnellsten drei Qualifying-Runden gestrichen. Aber auch er profitierte von der Schumacher-Strafe.

2. - S wie Start

Für Fernando Alonso dürfte der Start ein leichtes Spiel werden: Sollte er einen seiner üblichen Raketenstarts hinlegen, dürfte Mark Webber von ihm nicht mehr viel zu sehen bekommen und der Spanier seinem ersten Sieg im Fürstentum entgegeneilen.

Alonso bekam die Pole zurückgeschenkt., Foto: Sutton
Alonso bekam die Pole zurückgeschenkt., Foto: Sutton

Webber sollte sich hingegen nach hinten orientieren: Denn Kimi Räikkönen und Juan Pablo Montoya konnten bislang in dieser Saison mit ihren Chrompfeilen für gute Starts sorgen - wenn auch ansonsten nicht viel gut war...

Schwierig haben es die Deutschen: Sie stecken alle mitten im Feld und könnten somit Opfer einer Kollision werden. Gerade eingangs der ersten Kurve wird es für die 22 Autos extrem eng. Dieses Problem blüht auch den beiden Ferrari-Piloten, die sich am Ende des Feldes mit den für Startaktionen berüchtigten Super Aguri herumschlagen müssen.

3. - S wie Setup

Monaco ist eine einzigartige Strecke, für die die Teams ein entsprechend einzigartiges Setup austüfteln müssen. Zudem wird jeder nur irgendwo aufzutreibende Flügel, Flap oder Windabweiser an das Monocoque geschnallt.

Der zusätzliche Abtrieb bringt nicht nur in den Kurven Vorteile mit sich: Auch beim Bremsten und der Beschleunigen wirkt sich der Downforce positiv aus. Die Höchstgeschwindigkeit ist hingegen von geringerer Bedeutung.

Die Strecke ist nicht nur sehr verwinkelt, sie ist auch sehr uneben und stellt somit eine besondere Anforderung an die Dämpfer, Aufhängungen und Fahrthöhe. Letztere beträgt rund 5 bis 7 Millimeter. Die Aufhängungen werden im Hinblick auf den bestmöglichen Grip besonders weich eingestellt.

Das Setup muss hier perfekt passen., Foto: Sutton
Das Setup muss hier perfekt passen., Foto: Sutton

Die ehemalige Loews- und heutige Grand Hotel-Kurve ist die engste Kurve des Rennkalenders. Sie verlangt einen engen Lenkeinschlag und doppelt so viel wie zuletzt in Barcelona.

Vom Motor verlangt der Stadtkurs nicht allzu viel: Die Fahrer sind nur auf 50% der Streckenlänge mit Vollgas unterwegs. Das ist der niedrigste Wert des gesamten Jahres. Viel größer ist die Gefahr den Motor aufgrund der Bodenwellen zu überdrehen. Wichtig ist ein fahrbarer Motor, mit viel Drehmoment - auch in den niedrigeren Bereichen.

Das Fehlen langer Geraden macht die Kühlung in Monaco zu einem entscheidenden Faktor. Wegen der kurzen Getriebeübersetzungen befinden sich die Motoren lange im hohen Drehzahlbereich, da sich das Auto zusätzlich meistens nur sehr langsam fortbewegt, muss die Kühlung umso effizienter sein.

4. - S wie Strategie

Vor dem Königs-GP in den Straßenschluchten von Monaco halten sich die meisten Teams und Fahrer noch bedeckt: Dennoch erwarten einige Verantwortliche gleich mehrere Boxenstopp-Strategien. Christian Klien hielt eine Einstopp-Strategie für die wahrscheinlichste und erfolgreichste Variante.

Wie oft wird heute getankt?, Foto: Sutton
Wie oft wird heute getankt?, Foto: Sutton

Aber auch zwei Stopps könnten auf den 78 Umläufen auf der 3,340 Kilometer kurzen Strecke zur Anwendung kommen. Besonders interessant wird es sein zu beobachten, mit welcher Strategie McLaren und Ferrari ins Rennen gehen. Die Roten müssen mit beiden Autos von ganz nach durch das Feld rollen - und das auf einer Strecke, auf der Überholmanöver genauso häufig anzutreffen sind, wie ein VIP ohne Yacht im Hafen. Die Silbernen müssen hingegen mit dem Vorurteil aufräumen, dass sie ihre Autos immer nur bis zum Rand voll tanken und dann mit dieser Strategie baden gehen.

5. - S wie Sonntagswetter

Um 5:55 Uhr soll am Sonntag die Sonne über dem Fürstentum aufgehen - für welchen der 22 Piloten sie am hellsten strahlen wird, steht noch nicht fest. Die Wettervorhersage prognostiziert jedoch trockene Bedingungen für die Siegesfahrt: Das Regenrisiko liegt laut den Wetterfröschen bei 0% und die Tageshöchsttemperaturen sollen 24 Grad erreichen.

6. - S wie Speed

Eine große Bedeutung haben die Top-Speeds in Monaco nicht: Überholmanöver sind dort noch unwahrscheinlicher, als bei den vorangegangen Rennen in Barcelona, am Nürburgring oder in Imola. Allerdings bewiesen Mark Webber und Nick Heidfeld im letzten Jahr, dass man durchaus überholen kann - und zwar den späteren Weltmeister Fernando Alonso!

Platz Fahrer Top-Speed
1. Michael Schumacher / Ferrari 288,1
2. Giancarlo Fisichella / Renault 285,2
3. Fernando Alonso / Renault 284,8
4. Kimi Räikkönen / Mercedes 284,8
5. Felipe Massa / Ferrari 283,1
6. Mark Webber / Cosworth 283,0
7. Ralf Schumacher / Toyota 281,9
8. Nico Rosberg / Cosworth 281,8
9. Jarno Trulli / Toyota 281,6
10. Franck Montagny / Honda 281,3
11. Jacques Villeneuve / BMW 281,3
12. Tonio Liuzzi / Cosworth V10 281,2
13. Juan Pablo Montoya / Mercedes 281,1
14. Christian Klien / Ferrari 280,8
15. Nick Heidfeld / BMW 280,7
16. David Coulthard / Ferrari 280,3
17. Scott Speed / Cosworth V10 280,3
18. Takuma Sato / Honda 279,1
19. Jenson Button / Honda 278,2
20. Rubens Barrichello / Honda 277,5
21. Tiago Monteiro / Toyota 277,0
22. Christijan Albers / Toyota 276,5

7. - S wie Spannung

Der Monaco GP ist immer etwas Besonderes und bietet immer jede Menge Spannungsmomente - allein die hohe Ausfallquote aus technischen Gründen oder wegen Fahrfehlern sorgt dafür, dass selbst weit hinten gestartete Piloten alle Chancen behalten.

Hinzu kommen bei dieser Ausgabe natürlich die geplanten Aufholjagden der Ferrari-Piloten, die sich aus der letzten Startreihe nach vorne kämpfen möchten. Bis zum Rennstart wird zudem noch heiß über die Bestrafung von Michael Schumacher diskutiert werden. Und dann ist da natürlich noch die Auswirkung der Strafe und des Rennergebnisses auf die WM: Mit Alonso auf der Pole und Schumacher auf Platz 22 besitzt der Spanier alle Chancen seine Führung weiter auszubauen.