Christian, ist der freie Freitag in Monaco wirklich frei für alle?

Christian Danner: Überhaupt nicht. Jeder der hier mit der F1 zu tun hat, hat auch am Freitag etwas zu erledigen. Der Freitags-Zeitplan ist hier nur in einer Hinsicht frei: Es gibt keine Autos auf der Strecke. Ansonsten findet hier alles ganz normal statt.

Du weißt es aus eigener Erfahrung: Was haben die Fahrer hier am Freitag zu tun?

Christian Danner: Ich habe mich meistens geärgert und mir den Kopf zerbrochen warum diese Möhre nicht schneller um die Ecken zu kriegen war. Also habe ich mich seelisch darauf vorbereitet, dass es auch nicht besser wird - egal wie sehr ich mich ärgere. Da es heute keine Vorqualifikation mehr gibt, ist diese Sorge für die Fahrer weg. Ansonsten gibt es viele Sponsorenverpflichtungen. Jeder Hauptsponsor hat hier in Monaco viele Gäste und Kunden - da müssen die Fahrer auch ran. Als Red Bull Fahrer darf man sich demnach angeordnet auf die Superman-Party freuen und die Manager diskutieren darüber an wen sie ihre Schiffe verkaufen. Ich persönlich trinke lieber Kaffee und sehe mir an, was so los ist...

Und was ist auf der Strecke los an diesem Wochenende?

Christian Danner: Die Reifen sind hier eine ziemlich komplizierte Geschichte. Gestern waren die Michelin extrem dominant, und zwar trotz der Bestzeit von Wurz. Jetzt ist die große Frage: Wird das auch unter veränderten Streckenbedingungen so bleiben oder geht es wieder in Richtung Bridgestone? Momentan sieht es sehr nach Michelin aus.

Michael Schumacher könnte hier also möglicherweise ein Problem haben...

Christian Danner: Er muss seine Hoffnung darauf legen, dass sich die Strecke verändert. Denn auch am Freitag sind hier Rennautos gefahren - etwa die GP2 oder der Porsche Supercup. Das hat der Strecke sicher gut getan und sie sicher in Richtung Bridgestone verändert.

Und wie wirken sich der normale Verkehr und die Fußgänger aus?

Christian Danner: So lange niemand einen Hektoliter Bier auskippt, hat das keine Auswirkungen.

Dem Grip ist das also nicht abträglich?

Christian Danner: Nein, so schnell wird man den nicht los.

Sehen wir morgen im Qualifying auch schon, wie es über die Distanz aussehen wird?

Christian Danner: Nein, aber die Long Runs sind hier auch nicht ganz so wichtig. Das Qualifying wird eine spannende Geschichte - speziell in den ersten 15 Minuten, wenn hier 22 Autos herumfahren. In der GP2 gab es da bereits Probleme, wenn jemand einmal Abstand nahm, um seine schnelle Runde zu fahren. Dann krochen acht Autos auf der kurzen Strecke herum und zwischendrin wollte einer schnell fahren. Es wird also sehr spannend und die ein oder andere rote Flagge geben. Wer die ersten 15 Minuten hinter sich hat, der kann schon einmal aufatmen. Das gilt auch für die Top-Teams: Wenn man nie eine freie Runde erwischt, hilft ihnen auch ein guter Speed nicht.

Es könnte also Favoritenstürze geben?

Christian Danner: Das Potenzial dafür ist jedenfalls vorhanden. Wenn Alonso in seinem Renault keine freie Runde bekommt, kann ihm dies das gesamte Wochenende verderben.

Wie würde also Deine Strategie aussehen?

Christian Danner: Ich würde ganz am Anfang raus fahren und versuchen schnell eine gute Zeit zu setzen - so habe ich das immer gemacht.

Gerade für einen Top-Fahrer sollte es dann ja möglich sein eine Zeit zu fahren, die zum Weiterkommen reicht...

Christian Danner: Richtig, das sehe ich auch so.

Außer es kommen alle auf diese glorreiche Idee und es stehen sich trotzdem alle auf den Füßen.

Christian Danner: So lange alle gleich schnell fahren, geht es. Da müssen sie nur genügend Abstand lassen.

Wie stehst Du generell zu Monaco? Ist es zu gefährlich?

Christian Danner: Es ist weder gefährlich noch ist es nicht zeitgemäß. Monaco ist ein wunderbarer Kompromiss zwischen einer unglaublichen Herausforderung und den modernen Anforderungen die in der modernen F1 existieren. Es wurden hier irrsinnig viele kritische Stellen ausradiert, die früher durchaus haarig waren und jetzt lange nicht mehr so problematisch sind. Früher ist man mit dem Hinterrad schon hängen geblieben, wenn man im Schwimmbad mit dem Vorderrad auch nur in die Nähe dieser blöden Leitplanke gekommen ist.

Kannst Du noch einmal Deine 'große Aktion' nacherzählen?

Christian Danner: Natürlich, aber es war nicht meine große Aktion, sondern die von Herrn Alboreto. Ich bin aus der Box raus gefahren und er hat mich von hinten über den Haufen gefahren. Das war natürlich spektakulär, weil es sein Auto in alle Einzelteile zerlegt hat. Es gab ein Riesenfeuer, das Getriebe ist über die Leitplanke gepurzelt, der Motor ist die Strecke hochgeschossen und er saß in dem, was vom Chassis über war, vor mir. Das war ein irrsinniger und völlig überflüssiger Unfall. Ich konnte überhaupt nichts dafür, aber aus politischen Gründen hat man mich von dem Rennen ausgeschlossen. Somit hatte ich die zweifelhafte Ehre als erster Fahrer in der Geschichte der Formel 1-Weltmeisterschaft wegen "dangerous driving" von einem Rennen suspendiert zu werden.