Wenn Jackie Stewart über den Grand Prix von Monaco erzählt, gerät er leicht ins Schwärmen. "Das ist das größte Spektakel dieses Sports", sagt er. "Es gibt nirgendwo sonst diese Ansammlung von wichtigen Menschen. Oder will jemand sagen, dass der Nürburgring ein ähnliches Spektakel ist?"

Der Weltmeister von 1969, 1971 und 1973 konnte in seiner Formel-1-Karriere dreimal im Fürstentum siegen - 1966, 1971 und 1973. Doch die unvergesslichste Erinnerung hat er an das Formel-3-Rennen im Jahr 1964.

Jackie Stewart bei seinem 2. Monaco-Sieg mit Grace Kelley., Foto: Sutton
Jackie Stewart bei seinem 2. Monaco-Sieg mit Grace Kelley., Foto: Sutton

"Das war für mich das erste Rennen überhaupt außerhalb von Großbritannien", erinnert er sich. "Es war furchtbar weit weg von Schottland, aber ich hatte kein Geld zum Fliegen. Also habe ich mich mit meiner Frau Helen im Auto auf den Weg gemacht. Um Geld zu sparen, haben wir auf dem Weg im Haus von Bruce McLaren übernachtet."

Doch dann geschah etwas, das seinen Plan völlig durcheinander brachte. "Ich hatte in einer Ledermappe alle unsere Tickets und Pässe", erzählt er. "Ich habe diese Mappe auf dem Dach meines Autos vergessen. Und als wir dann losgefahren sind, ist die Mappe herunter gefallen. Bruce hat das gesehen, konnte uns aber nicht mehr Bescheid sagen, weil es damals noch keine Handys gab. Erst als ich im Hafen von Dover ankam, habe ich das bemerkt."

Dann musste Stewart umkehren. "Ich wusste aber schon, dass es zu spät war. Trotzdem musste ich zurück, wissend, dass ich jetzt fliegen muss", sagt er. "Aber ich hatte eben kein Geld. Und so habe ich für mich und Helen nur den Hinflug gekauft, der über Genf ging. Und in Monaco haben wir in einem fürchterlichen Hotel übernachten müssen."

Die Rettung lieferte letztlich das Rennen. "Ich habe das Rennen gewonnen, was ein Segen war, denn damals hat der Sieger des Formel-3-Rennens mehr Geld bekommen als der Dritte des Formel-1-Rennens. Und so hatten wir das Geld für die Rückreise."

Unvergesslich war auch der Abend des Rennsonntags. "Damals durfte der Sieger der Formel-1-Rennens sowie der Sieger des Formel-3-Rennens mit der Fürstenfamilie zu Abend essen", erzählt Stewart. "Wir waren begeistert, Grace Kelly kennen zu lernen und unsere Frauen freuten sich genauso auf Fürst Rainier. Und es war tatsächlich so, dass ich zur Linken von Grace Kelly saß, meine Frau zur Linken vom Fürst Rainier. das war etwas Wunderbares."

Als er 1965 als Formel-1-Fahrer nach Monaco zurückkehrte, war die Sache mit dem Hotel auch schon ganz anders. "Damals habe ich schon in der Hermitage übernachtet, und ein Jahr später 1966, als ich auch das Rennen gewann im Hotel de Paris", lacht Stewart.

Stewarts erster Monaco-Sieg 1966., Foto: Sutton
Stewarts erster Monaco-Sieg 1966., Foto: Sutton

Die Autos von heute sind zwar ganz anders als zu seinen Zeiten, "aber das Tier im Cockpit ist dasselbe", meint Stewart. "Um in Monaco zu gewinnen, muss man erst mal langsam sein", sagt er. "Es gibt heute noch keinen Piloten, der keine Fehler macht. Deswegen geht keiner voll ans Limit, egal, was sie behaupten. Denn die Strafe für einen Fehler ist hier größer als nirgendwo sonst."

Es geht vor allem darum, möglichst ruhig zu bleiben. "Man könnte das Mind Management nennen", sagt Stewart. "Man kann nicht nähen, wenn man so nervös ist, dass man den Faden nicht ins Nadelöhr kriegt. Da müssen der Daumen und der Zeigefinger völlig entspannt sein."

Aber auch das Arbeitsgerät spiele eine große Rolle, meint Stewart. "Man braucht ein Auto, das gut zu fahren ist", sagt er. "Man kann es vielleicht auch so vergleichen: Wenn Sie eine neue Freundin haben und mit ihr das erste Abendessen haben, dann gibt es Ihnen doch ein viel besseres Gefühl, wenn sie ruhig ist. Mit so einer ist das Leben viel einfacher."