Wer an diesem Wochenende durch den Paddock von Imola ging wurde den Eindruck nicht los, dass Geld in diesem Jahr wohl abgeschafft worden sein muss. Motorhomes, die in den Himmel zu wachsen scheinen, allen voran Red Bull und die Baby-Bullen von Toro Rosso.

Nicht weniger als 42 Trucks benötigen die beiden Dosen-Teams mittlerweile, um den fahrenden Wanderzirkus von Strecke zu Strecke transportieren. 42 LKW - das reicht in jeder durchschnittlichen österreichischen Kleinstadt, um den Verkehr vorübergehend zum Erliegen zu bringen.

Dahinter steckt natürlich knallhartes Marketing-Kalkül, dem sich auch BMW nicht entziehen kann. Die Bayern machen die Formel 1 zur rollenden Automobilmesse, von exklusivem Hospitality-Palast bis zur Erlebniswelt draußen vor den Toren für den kleinen Formel 1-Fan, der die Hummerschwänze und Lachsbrötchen im Inneren des goldenen Käfigs ohnedies nie aus der Nähe sehen wird.

Alleine die Goodies, die geladene oder zahlende VIP-Gäste im exklusiven Paddock-Club mit nach Hause bekommen, reichen einer Durchschnittsfamilie für ein komplettes Weihnachtsfest.

Hat da irgendjemand was von Sparen gesagt?

Seit Jahren versucht die FIA, die Budgets der Teams drastisch zu reduzieren. Bislang völlig vergeblich. Meine persönliche Theorie: In den letzten Jahren schwebten mehrere Damoklesschwerter über der Formel 1: Der mögliche Ausstieg von Jaguar und Sauber sowie die latente Bankrottgefahr bei Jordan und Minardi. Im Extremfall hätte sich die Formel 1 auf 14 Autos reduzieren können.

Das ist seit heuer endlich Geschichte. Willkommen in der Ära der PR-Strategien. Und irgendwie gehen sie dem Formel 1-Nostalgiker ab: Die amateurhaften, aber enthusiastischen Versuche am Ende der Boxengasse, den Großen ab und zu ein Bein zu stellen. Die überfüllten Team-Mannschaftsbusse, um ein paar Dollar bei Hertz zu sparen. Die Vorzelte mit Campingstühlen, von denen Peter Sauber schon im letzten Jahr gestehen musste "wir sind nur noch die Hundehütte zum Red Bull-Motorhome".

Wie also die Geldverbrennung stoppen? Es gibt genau eine Antwort, wie ich von einem hochrangigen Urgestein im Williams-Team erfahren habe. "Schaffen wir die TV-Übertragungen ab!" Im Ernst, denn solange die Rennen solch ein globales Marketinginstrument sind, ist (fast) jede Summe gerechtfertigt.

Flavio Briatore hat in Imola messerscharf erkannt: "Bernie zahlt den Teams jedes Jahr ein paar Prozent mehr an TV-Einnahmen. Bei mehreren ist exakt diese Summe gleich in die gigantischen Paläste geflossen." Im Einzelfall ist von bis zu 7 Millionen Dollar die Rede. Zum Vergleich: Damit konnte man zu Alain Prosts Zeiten noch locker ein komplettes Jahr Formel 1 fahren - und wurde garantiert nicht Letzter damit.

Aber keine Sorge: Schon in den 70er-Jahren wurde absichtlich Geld verheizt, dass einem Angst und Bange wurde. In der Turbo-Ära von Renault mietete das Team einst eigens einen privaten Jumbo, um das Team und die Autos nach Kanada und USA zu fliegen. Damit war mit einem Schlag die Dollarmillion an den Mann gebracht, um die man hinter dem Budgetplan lag. Andernfalls hätte bei der Konzernleitung der Eindruck entstehen können, man könne im kommenden Jahr mit weniger Geld Formel 1 machen.

Tonio Liuzzi ist übrigens mit Ryanair nach Imola geflogen, und Takuma Sato saß auf dem Rückflug von Imola eine Reihe vor mir im Air Dolomiti-Flug nach München. In Zeiten wie diesen alle in der Economy Class - versteht sich!