Bedenken gegen den leistungsreduzierten V10-Motor der Scuderia Toro Rosso gab es schon vor Beginn der Saison, nach dem Grand Prix von Australien haben nun Midland und Super Aguri offiziellen Protest bei der FIA eingelegt, wie Autosport heute berichtet.

Toro Rosso soll in dieser Saison davon ausgeschlossen werden, Punkte in der Teamwertung zu sammeln und man müsse unbedingt die Regeln ändern. Auslöser der Debatte war Vitantonio Liuzzi, der gestern sogar den Ferrari von Michael Schumacher überholen konnte und Scott Speed, der als Achter ins Ziel kam. Obwohl der Amerikaner den Punkt nachträglich aberkannt bekam, weil er unter gelber Flagge überholt hatte, sehen die anderen Teams in der Leistung der beiden Toro Rosso einen ganz klaren Beweis für einen unfairen Vorteil der gedrosselten V10-Cosworth-Motoren.

Liuzzi überraschend stark, Foto: Sutton
Liuzzi überraschend stark, Foto: Sutton

Die beiden Toro Rosso konnten zwar weder in den ersten beiden Rennen in die Punkte fahren, noch durfte Speed seinen Punkt vom Grand Prix von Australien behalten, auf langsameren Strecken wie Monaco, Montreal, dem Hungaroring, oder wenn es nass ist, könnte das Red Bull Junior Team seinen Vorteil des höheren Drehmoments jedoch definitiv ausspielen, so die Befürchtung der Konkurrenz. Schon nach dem Grand Prix von Malaysia haben Super Aguri und Midland ein gemeinsames Schreiben verfasst, dass sie der FIA in Melbourne nun übergeben haben. Hintergrund des Briefes ist die Angst der beiden Teams, dass Toro Rosso ihnen wichtige Punkte in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft wegnehmen könnte, denn nur die ersten zehn Teams in der Wertung bekommen die Transportkosten in der nächsten Saison ersetzt. Das elfte Team geht leer aus und muss alles aus eigener Tasche finanzieren.

Super Aguris Technischer Direktor Daniel Audetto hat die Existenz des Briefes bereits bestätigt und erklärt, dass man sehr frustriert sei, das Toro Rosso den V10-Motor verwenden dürfe, während alle anderen die neuen V8-Aggregate einsetzen müssten. "Wir versuchen nur, unser eigenes Investment zu schützen," erklärte er Autosport. "Wir denken, dass es eine unfaire Situation war, als red Bull Minardi übernommen hat, denn so wie ich das verstehe, haben sie die Ausnahmegenehmigung bekommen, da sonst Paul Stoddart hätte aufhören müssen. Nur deshalb haben die Teams zugestimmt. Fakt ist aber, dass Toro Rosso jetzt Red Bull gehört und die haben nicht nur das Geld, einen V8 zu kaufen, sie könnten Cosworth kaufen, wenn sie wollten." Das Beste sei nun, Toro Rosso zwar weiter in der Weltmeisterschaft fahren zu lassen, aber ohne Punkte in der Konstrukteurswertung zu bekommen. In der Fahrer-WM könnten sie ja Zähler bekommen.

Audetto gab jedoch zu, dass er wüsste, dass die Chancen nicht sehr gut stünden, dass die FIA dem Vorschlag zustimmen könnte. Nicht zuletzt müssten Regeländerungen von allen abgesegnet werden - Toro Rosso und Red Bull würden wohl kaum zustimmen - und eine so drastische Änderung während der laufenden Saison sei sowieso sehr kompliziert. "Aber wenigstens haben wir unseren Standpunkt klargemacht," meinte Audetto. Andere meinen, man solle einfach die Leistung der Motoren noch weiter drosseln, denn dann würde Toro Rosso wahrscheinlich freiwillig auf einen V8 umsteigen.

Teamchef Franz Tost lässt die ganze Diskussion ziemlich kalt. "Die FIA hat letztes Jahr die Regel gemacht, die es Privatteams unter bestimmen Voraussetzungen erlaubt, V10-Motoren einzusetzen. Wenn diese Teams sich nun beschweren, dass wir einen Vorteil haben, dann tut mir das leid, denn ich kann es nicht verstehen," erklärte er. Tost glaubt auch nicht daran, dass alle anderen Teams eine Regeländerung unterschreiben würde, nur weil Toro Rosso auf einmal so weit vorne mitfährt. Man solle sich lieber daran gewöhnen, denn sein Team beabsichtige durchaus, in dieser Saison noch schneller zu werden. "Wenn sie erwartet haben, dass wir immer auf den letzten beiden Plätzen stehen, dann haben sie sich eben getäuscht, denn dort werden wir nicht sein, auch nicht mit einem anderen Motor." Ironisch fügte er hinzu: "Die sollten froh sein, dass wir einen V10-Motor haben, denn mit einem V8 wären wir ganz sicher in den Top Ten."

Einer, der sich aus der Diskussion völlig raushält, ist Michael Schumacher, obwohl er sich gestern sogar Vitantonio Liuzzi im Toro Rosso geschlagen geben musste, als dieser im Albert Park an ihm vorbeizog. Der siebenmalige Weltmeister meinte nur, das hätte sicher nicht an dem V10-Motor des Toro Rosse gelegen, sondern ganz einfach daran, dass er eben zu langsam gewesen sei. Wie die Reaktion der FIA auf den Brief von Super Aguri und Midalnd ausfallen wird und ob, wie Audetto erwartet, auch weitere Teams dem Protest beitreten, bleibt offen. Es wird allerdings erwartet, dass die Angelegenheit noch von dem Grand Prix von San Marino am 23. April geklärt wird.