Öfter einmal etwas Neues: In diesem Jahr präsentierte sich Melbourne erstmals seit zehn Jahren nicht mehr als Austragungsort des Auftaktrennens. Stattdessen fand im herbstlich kühlen Melbourne schon der dritte Saisonlauf statt. Die veränderten Witterungsbedingungen bescherten dabei nicht nur den Reifenherstellern viele neue Erkenntnisse.

Die Lehre vom Testfahrer

Yuji Ide geht immer sehr hart mit sich selbst ins Gericht. Nach dem Australien GP sagte er ausdrücklich, dass er "bei weitem nicht so konkurrenzfähig" wie seine Fahrerkollegen sei. Alex Wurz schätzt seinen Einfluss auf die Stärke des Teams ganz anders ein. Auf die Frage warum Williams in diesem Jahr so gut ist, antwortete er mit einem schelmischen Grinsen: "Weil sie den besten Testfahrer haben. Das ist doch ganz klar."

Die Lehre von Ralf

Alle hatten mit den Reifen zu kämpfen., Foto: Sutton
Alle hatten mit den Reifen zu kämpfen., Foto: Sutton

Die F1-Piloten haben es nicht leicht mit uns Journalisten. Ein Beispiel gefällig? Ralf Schumacher verbrachte den gesamten Donnerstag und weite Teile des restlichen Wochenendes damit über die Reifenprobleme seines Teams zu philosophieren. Irgendwann kam Ralf dann zu drei absoluten Geistesblitzen. Wie würde er einem Normalsterblichen erklären, dass Toyota die Reifen einfach nicht auf Temperatur bringt? "Wenn ich es erklären könnte, könnte ich das Problem auch beheben", lachte Ralf, der sich postwendend der nächsten gleich gearteten Frage gegenübersah: Wie möchte Toyota den Leuten erklären, dass das Team mit dem größten Budget und den meisten Mitarbeitern dieses Problem einfach nicht in den Griff bekommt? "Wir wollen das Problem ja gar nicht erklären, wir wollen es nur lösen."

Das scheint dem Team mit der neuen Reifenmischung gelungen zu sein. Und schon lauteten die Fragen am Sonntag nach Platz 3 im Rennen anders: Die Zuschauer verstehen nicht, wieso Michael Schumacher und Ferrari mit den Bridgestone-Reifen nicht den gleichen Sprung machen konnte wie Toyota. "Das hat genau denselben Grund wie die Tatsache, dass die Zuschauer in Bahrain nicht verstanden haben, warum mein Bruder mit den gleichen Reifen fast gewinnt und ich so weit hinten war."

Die Lehre vom Rundengeiz

Der Rundengeiz gehört mittlerweile zum Freitagstraining wie die Startampeln zum Rennen. Nico Rosberg hat sich nach nur zwei Rennwochenenden schon daran gewöhnt. Auf die Frage, ob er am Freitag im Freien Training viele Runden fahren werde, um die Strecke zu lernen, antwortete er mit einem schlichten: "Nein." Da dies auf beinahe alle Stammfahrer zutraf, sprach Nick Heidfeld diesen wohl aus der Seele, als er sagte: "Diese Freitage sind total langweilig."

Die Lehre vom schlechten Aprilscherz

Siehst du Flavio: Man kann auch anders winken..., Foto: Sutton
Siehst du Flavio: Man kann auch anders winken..., Foto: Sutton

Am Samstag ging ein Bild ging durch die F1-Welt: Flavio Briatore 'winkte' dem werten 'Leser' der Bild-Zeitung mit einem angeblichen Hitler-Gruß entgegen. Laut der Kommunikationschefin von Renault, war dies nur "ein Scherz", da Flavio so ein unglaublich witziges Kerlchen ist und er ständig irgendwelche dummen Scherze mache. Ob dieser unnötige 'Aprilscherz' tatsächlich so witzig war bleibt dahingestellt. Flavio konnte hinterher jedenfalls nicht mehr darüber lachen und drohte damit "die Bild und einfach alle" zu verklagen. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie demnächst Post von Flavios Anwälten erhalten...

Die Lehre vom Reifenaufwärmen

Egal welches Auto oder welche Reifen die Piloten steuerten, an diesem Wochenende beklagten sich allesamt darüber, dass sie ihre Reifen nicht auf Temperatur brachten. Es war fast so, als ob Toyota alle anderen Boliden mit seiner Krankheit der ersten beiden Rennen angesteckt hatte. Juan Pablo Montoya meinte es auf dem Weg in die Startaufstellung deshalb zu gut: Er wärmte seine Michelin-Pneus so gut an, dass er sich eingangs der Start- und Zielgerade drehte. Was lernt er daraus? Die ruckartig von links nach rechts zuckenden Aufwärmbewegungen der Autos können tatsächlich einmal schief gehen. Michael Schumacher eröffnete sich diese Lehre schon beim China GP 2005, als er während einer Safety Car Phase beim Aufwärmen der Reifen abflog.

Die Lehre vom Familienkrach

Vor dem Saisonstart betonte man bei Red Bull zwei Dinge: 1. Red Bull Racing und die Scuderia Toro Rosso sind wie eine große Familie. Und: 2. Auf der Rennstrecke werden die Familienmitglieder jedoch zu Konkurrenten. Beim ersten Duell von STR gegen RBR kam es nun gleich zum großen Familienkrach: Scott Speed überholte David Coulthard bei geschwenkten gelben Flaggen und wurde dafür von den Stewards bestraft. Einmal mit einer 25 Sekunden Strafe und einmal mit 5.000 Dollar Geldstrafe, weil er sich während der Anhörung bei den Stewards gegenüber seinem Uncle David im Ton vergriff. Aber keine Angst: So etwas kommt selbst in den besten Familien einmal vor...

Die Lehre von den Reifen

Die Sonne heizte den Reifen nicht genügend ein., Foto: Sutton
Die Sonne heizte den Reifen nicht genügend ein., Foto: Sutton

Niemand kann sagen, dass er nicht gewusst hätte, dass es in Melbourne kühl werde und die Bridgestone-Reifen damit womöglich nicht klar kommen würden. Das war Thema Nummer 1 in den beiden Wochen zwischen Sepang und Melbourne. Dennoch entschied sich Ferrari für die falschen Reifen. Ralf Schumacher hatte dazu nur eines zu sagen: "Ferrari trifft immer sehr eigenwillige Reifen-Entscheidungen, die für uns nur sehr schwer nachvollziehbar sind." Der dritte deutsche Bridgestone-Pilot Nico Rosberg bezeichnete den Ferrari-Weg hingegen als "optimistisch": "Man musste die Wetterveränderung ja vorhersehen."

Die Lehre von den Ergebnissen

In Malaysia herrschte das ultimative Startaufstellungs-Chaos. Bis Sonntagmorgen wusste niemand genau, wer von welchem Startplatz ins Rennen gehen würde. Die viele Kritik an der FIA und ihren sturen Veröffentlichungspolitik am Sonntagvormittag scheint aber gewirkt zu haben: In Melbourne lag entgegen den bisherigen Gepflogenheiten der FIA, schon am Samstagnachmittag eine provisorische Startaufstellung aus. Der Weltverband hat also gelernt. So oft wie man sonst Regeln ändert, war es aber auch an der Zeit, dass man einmal etwas Sinnvolles verändert...

Chaos auf der Strecke - Chaos beim Ergebnis., Foto: Sutton
Chaos auf der Strecke - Chaos beim Ergebnis., Foto: Sutton

Das Ergebnischaos wurde damit aber nur verschoben, nicht behoben: Statt nach dem Qualifying mussten wir diesmal nach dem Rennen ewig auf ein offizielles Endergebnis warten. Die Anhörungen in den Fällen Liuzzi/Villeneuve und Coulthard/Speed verlangten ihren Tribut.

Die Lehre von den Pechsträhnen

In Malaysia schien es noch so, als ob Giancarlo Fisichella endlich seine Pechsträhne hinter sich gelassen hätte. In Australien hielt wieder das gewohnte Bild Einzug: Wenn ein Renault am Start stehen bleibt, dann ist es jener von Fisichella.

Aber nicht nur Fisico hatte wieder Pech. Johnny Herbert sagte vor dem Wochenende noch: "Wenn Kimi diesmal durchkommt, ohne dass ihm die Aufhängung bricht oder dass ihm einer rein fährt oder er vielleicht mal zur Abwechslung vom Blitz getroffen wird oder ihm ein Flugzeug aufs Auto fällt, dann kann er hier auch gewinnen." In Johnnys Aufzählung fehlte noch: Oder wenn ihm eine Frontflügelendplatte in Folge der Vibrationen eines Bremsplattens abbricht...