Der Formel 1-Testvertrag als große Chance, in der Königsklasse Fuß zu fassen und dann auch bald zum Stammpiloten aufzusteigen: So sehen es viele, vor allem junge, Fahrer, die es - manchmal mit erheblicher Mitgift - schaffen, einen der begehrten Plätze zu ergattern. Und sei es auch in einem kleinen, relativ unbedeutenden Team - man ist auf jeden Fall erstmal "drin"!

So sehen es sicher auch Markus Winkelhock und Adrian Sutil, die zwei dieser begehrten Jobs bei Midland bekamen. In ihrem Fall halfen sicher nicht nur Sponsorgelder, sondern auch die persönlichen Kontakte zu Teammanager Colin Kolles, der die beiden aus der Formel 3 kennt und schätzt. Ob das dazu beiträgt, den beiden bei entsprechenden Leistungen eine Zukunft in der Formel 1 zu sichern, bleibt freilich abzuwarten.

Denn dass Testverträge, ganz besonders solche bei kleinen Teams, eher selten eine dauerhafte Eintrittskarte in die Formel 1 sind, mussten schon ganze Generationen von Piloten erfahren. Selbst dann, wenn sie durch gute Leistungen überzeugten. Das Musterbeispiel dafür aus der letzten Zeit ist Timo Glock. Der bekam 2004 bei Jordan neben seinen Einsätzen als Freitagsfahrer durch den Sponsoren-Ärger von Giorgio Pantano sogar Renneinsätze, überzeugte auf Anhieb und holte in Kanada auf Anhieb WM-Punkte. Aber selbst das reichte nicht, um in der Formel 1 zu bleiben - Glock musste seine Karriere über den Umweg USA und jetzt die GP2-Serie neu aufbauen...

Und wer jetzt meint, das Gegenbeispiel sei doch Fernando Alonso - 2002 noch Renault-Testfahrer, 2005 Weltmeister - dann stimmt das nur bedingt: Denn der Spanier hatte ja bereits eine Saison als Rennpilot bei Minardi hinter sich, ehe ihm Flavio Briatore ganz gezielt noch ein Test-Lehrjahr bei Renault verpasste.

Wer zuletzt den Sprung vom Test- zum Stammpiloten schaffte, war Nico Rosberg - allerdings bei völlig anderen Voraussetzungen: Denn in ihm sahen viele schon von Anfang an, in der Formel 3 und dann vor allem auch nach seinen Top-Leistungen vom ersten Rennen an in der GP2 einen potentiellen Formel-1-Star - der Testvertrag bei Williams war da sozusagen nur eine Parallel-Entwicklung. Ähnlich liegt der Fall bei Heikki Kovalainen - sollte der 2007 nach dem Abgang von Fernando Alonso tatsächlich im Renault sitzen. Außerdem verbessert ein Test-Kontrakt mit einem großen Werk im Rücken die Chancen natürlich schon ein bisschen - darauf hofft auch die junge McLaren-Mercedes-Garde mit Gary Paffett und Lewis Hamilton...

Und vielleicht ist die Tatsache, dass Midland jetzt mit Toyota-Motoren fährt, ja für Sutil und Winkelhock tatsächlich eine zusätzliche Chance: Immerhin kommt Sutil so schon zu einer zusätzlichen japanischen Formel 3-Saison in einem Top-Team - setzt er sich dort durch, sind die Chancen, von den Toyota-Oberen auch weiterhin wahrgenommen zu werden, für den 23-Jährigen sicherlich nicht so schlecht. Besser wahrscheinlich als die, allein über Midland wirklich ganz nach oben zu kommen.

Und für Markus Winkelhock, dessen Karriere sich nach Abstechern in die DTM zuletzt in der Renault World Series eher in Richtung Abstellgleis zu bewegen schien, der zumindest immer mehr aus dem Blickfeld der deutschen Rennsport-Fans verschwand, ist der Test-Deal immerhin eine Chance, sich wieder ein bisschen stärker in Erinnerung zu bringen. Von der Erfüllung seines Traumes, der dritte Winkelhock in der Formel 1 zu werden, nach seinem Vater Manfred und seinem Onkel Joachim, einmal ganz abgesehen.

Eines kann den beiden sowieso keiner mehr nehmen - selbst wenn aus dem Midland-Jahr keine direkten größeren Möglichkeiten erwachsen sollten: Die Erfahrung, wenigstens für eine gewisse Zeit in der Formel 1 dabei gewesen zu sein - und sei es auch nur an Freitagen. Dieses Ziel erreicht zu haben, das können noch immer nicht allzu viele Rennfahrer von sich sagen. Einem gewissen Elitekreis gehört man damit schon an - im Lebenslauf eines Rennsport-Profis macht es sich sicherlich nicht schlecht!