Jeder weiß, dass winterliche Rundenzeiten nur äußerst bedingt und zu einem großen Teil gar nicht interpretierbar sind - weil jedoch leere Websites und schneeweiße Zeitungsspalten im Normalfall nicht so häufig gelesen werden, wird dann ja doch das vorliegende Daten-Material mit den zumeist von PR-Abteilungen fönfrisierten Aussagen verglichen und manchmal findet man doch tatsächlich Hinweise auf etwas Reales. Auf eine Reifenkrise zum Beispiel.

In einer solchen befand sich im letzten Jahr der japanische Gummigigant Bridgestone - das Hauptproblem bestand in dem damals neuen Reifenwechselverbot im Rennen. Dieses wurde gekippt, weil passiert ist, was manch schlauer Kopf schon im letzten Winter prophezeit hat: Haarsträubende Pneu-Explosionen. In der kommenden Saison sind die Reifenwechsel wieder erlaubt und daher hat beispielsweise Formel 1-Experte Niki Lauda vermutet, Ferrari und natürlich auch Bridgestone könnten 2006 dort anschließen, wo sie 2004 aufgehört hatten...

Ist Nico Rosberg der Beweis für die Bridgestone-Krise?., Foto: Sutton
Ist Nico Rosberg der Beweis für die Bridgestone-Krise?., Foto: Sutton

Bei den Tests jedoch hat sich keine neuerliche Ferrari-Dominanz angedeutet. Zumindest nicht im direkten Vergleich mit der Konkurrenz. Die Kollegen von Auto, Motor und Sport sehen sogar eine neuerliche Gummikrise im Hause Bridgestone. Allerdings wird hier eine, mit Verlaub, Milchmädchenrechnung angestellt: Bei den jüngsten Barcelona-Tests war Neo-Privatier Williams-Cosworth das stärkste Bridgestone-Team vor Ort - aus der Aussage von Jungspund Nico Rosberg, er hätte womöglich drei oder vier Zehntel schneller fahren können, wird geschlossen: 1,8 Sekunden Rückstand für Rosberg minus 0,4 Sekunden minus weiterer 3/10, weil Webber in etwa um so viel schneller hätte fahren können, ergibt in Summe 1,1 Sekunden Rückstand für Bridgestone. Fertig ist die Gummikrise! Dass Williams nicht unbedingt die Speerspitze der Japaner darstellt, ist nicht so wichtig, anscheinend...

Ferrari, aller Wahrscheinlichkeit immer noch das stärkste Pferdchen im Bridgestone-Stall, hat in den letzten Tagen wie schon öfter den direkten Vergleich mit den Titelaspiranten Renault und McLaren vermieden, testete bekanntlich in Bahrain - dort wurde Michael Schumacher respektive das neue Modell 248 F1 regelmäßig von den Michelin-Piloten des Honda-Teams geschlagen.

Michael Schumacher lag in Bahrain hinter den Honda-Piloten., Foto: Sutton
Michael Schumacher lag in Bahrain hinter den Honda-Piloten., Foto: Sutton

Bridgestone hat natürlich auch eine fönfrisierte Aussendung ausgesandt und mancher erkennt zwischen den Zeilen ein wenig Ungemach. So sagt Test Operations Manager Kazuyuki Hamamura: "Das war unser letzter Test, um die Konstruktion für das erste Rennen in Bahrain festzulegen. Wir konnten mit unseren Teams viele Daten sammeln und müssen jetzt die letzte Entscheidung treffen. Wir haben in diesem Winter einige neue Konstruktionen getestet und wir sind zuversichtlich, dass sie in Bahrain ihr Debüt geben werden. Die neuen Konstruktionen sind in vieler Hinsicht ein Fortschritt, unter anderem beim Grip und der Haltbarkeit. Zudem haben wir nun verschiedene weiche und harte Mischungen zur Auswahl. Hoffentlich wird sich unsere harte Arbeit auszahlen. Man kann sich niemals zu 100% sicher sein, aber wir glauben, dass es eine sehr enge, spannende und gute Saison wird."

Die erwähnten deutschen Kollegen berufen sich auch auf eine Aussage von Ferrari-Technikdirektor Ross Brawn. Die Konstruktion sei gut, wird Brawn zitiert, das "Dilemma" liege in der Gummimischung. Nach einer schnellen Runde sei die Mischung "ruiniert". Nur wenn der Pilot "das Tempo langsam steigern" würde, könne man sich darauf verlassen, dass der Pneu seine programmierte Distanz überstehen würde. Dies wäre ein Nachteil für das Qualifying, heißt es in dem Artikel. Wobei man auch bei einem Rennstart wenig erreichen würde, sollte man das Tempo tatsächlich "langsam steigern" müssen...

Wie auch immer - anscheinend ist auch bei Michelin nicht alles in Butter - zumindest wird in dem erwähnten Artikel Honda-Neuankömmling Rubens Barrichello mit den Worten zitiert: "Von zehn Reifensätzen, die du ausprobierst, sind acht Mist." So gesehen wären dann ja beide Reifenfirmen ganz schön in der Bredouille...