Adrian Newey und Mario Illien gelten als Koryphäen auf ihrem jeweiligen Gebiet. Der eine wird als Stardesigner und Konstrukteur vieler Weltmeisterautos gepriesen, der andere zeichnete als Motorenguru für den Antrieb vieler dieser Boliden verantwortlich.

Angesichts zweier solcher Verluste möchte man erwarten, dass in den Designabteilungen im McLaren Technology Centre und bei Mercedes Benz High Performance Engines zwei riesige Löcher entstanden sind. Doch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug sieht dies anders.

"Wir sind gut aufgestellt, Adrian und Mario haben große Verdienste um unser Team und dessen Erfolge, aber McLaren Mercedes war nie eine Two- oder gar One-Man-Band", verriet er uns vor Weihnachten. "Beim Stern ist die Mannschaft der Star."

Star Nummer 1 und die roten Bullen

Adrian Newey stattete seinem neuen Team einen Besuch ab., Foto: Sutton
Adrian Newey stattete seinem neuen Team einen Besuch ab., Foto: Sutton

Genauso verhielt man sich auch gegenüber dem langjährigen Technikchef und entließ Adrian Newey schon vorzeitig aus seinem Vertrag, damit dieser am vergangenen Montag seine Arbeit bei Red Bull Racing aufnehmen konnte.

"Natürlich bin ich froh, dass ich meine Arbeit für RBR früher aufnehmen konnte und mehr Zeit habe, mich in die neue Materie einzuarbeiten. Auf den entgangenen Urlaub verzichte ich gerne", gab sich Newey gegenüber den Salzburger Nachrichten tatendurstig. Seinen Wechsel zu Red Bull Racing begründet er dabei wie folgt: "Weil es in diesem Team geradlinige Leute gibt und ein hervorragendes Arbeitsklima herrscht. Auch ein Besuch bei Dietrich Mateschitz in Salzburg, der mich beeindruckte, erleichterte die Entscheidung."

Noch nicht so beeindruckt war Newey nach seinem Besuch der ersten Tests des Jahres in Jerez vom neuen RB2, welcher sowohl am Dienstag als auch am Mittwoch von technischen Problemen heimgesucht wurde. "Ich hätte nicht gedacht, dass es ein so gravierendes Problem sein könnte", gestand Newey offen über die Probleme mit dem überhitzenden Ferrari-Aggregat ein.

Nichtsdestotrotz sieht er "sehr viel Potenzial" in seiner neuen Mannschaft. "Insbesondere langfristig und deswegen habe ich mich auch entschieden hierher zu gehen." Allerdings warnte er auch: "Das zweite Jahr ist für ein neues Team oft das schwierigste. Es gibt wieder neue Leute, es muss sich alles erst konsolidieren."

Star Nummer 2 und die Vergangenheitsbewältigung

Mario Illien wird vorerst nicht in der Formel 1 tätig sein. Allerdings heißt dies nicht, dass er sich nicht über die aktuellen Ereignisse in der Königsklasse äußern darf. Zum Beispiel über die neuen V8-Motoren: "Theoretisch sah es für eine Kostenreduzierung durch die Zwei-Wochenend-Motoren gut aus."

Mario Illien nimmt eine F1-Auszeit., Foto: West
Mario Illien nimmt eine F1-Auszeit., Foto: West

In der Praxis ging der Schuss allerdings nach hinten los: "Es wurde kein Geld gespart, da wir immer noch hunderte von Motoren bauen. Insbesondere für Testfahrten", sagte Illien gegenüber Autosprint. Nicht viel besser wird es mit den 2,4 Litern V8-Motoren. "Das ist die teuerste Art die Power zu reduzieren", kritisiert er. "Mit den V8 wird es keine Einsparungen geben und die neuen Entwicklungsprogramme werden zu sehr hohen Kosten führen."

Ebenfalls sehr hoch war der Preis, welchen McLaren Mercedes im letzten Jahr für seine nicht immer perfekte Zuverlässigkeit zahlen musste: Beide WM-Titel gingen an Renault. An den Motoren habe dies laut Illien trotz mehrfacher Motorwechsel vor dem Rennen nicht gelegen: "Räikkönen fiel dreimal in Führung liegend aus, aber es war niemals ein Motorschaden schuld."

Stattdessen sieht Illien das Problemfeld im zweiten Auto: "Wir haben den Konstrukteurstitel wegen Montoya verloren. Er hätte mehr Punkte holen müssen. Montoya hat einige Fehler gemacht, die ein so erfahrener Pilot nicht machen darf."