Es gibt Formel 1-Piloten, die auch als Konzernangestellte und trotz aller Knebel- und Schleudersitz-Verträge ein wenig mehr zu sagen haben als "I have learned a lot". Zu ihnen gehört auch Jacques Villeneuve. Der Kanadier musste lange Zeit um sein BMW Sauber-Cockpit zittern, obwohl er einen gültigen Vertrag in der Tasche hatte. JV ist in gewisser Weise kompromisslos - er selbst findet, dass er manchmal eher zu viel als zu wenig sagt. Im abgelaufenen Jahr hätte sich Villeneuve beinahe die Lippen verbrannt, wie er im Gespräch mit Autosport zugab.

Wir erinnern uns: In der vergangenen Saison hatte der Ex-Weltmeister zunächst große Umstellungsprobleme, stand eindeutig im Schatten von Felipe Massa. Bei Tests in Barcelona hat man JV einmal sogar nachhause geschickt, denn man wollte die Meinung des anderen Piloten einholen. Villeneuve reagierte verärgert - es entstand ein Schlagabtausch über die Medien. Villeneuve erzählt: "Ich habe ein paar Dinge gesagt, weil das Team mir nicht zugehört hat. Ab einem gewissen Punkt fühlte ich mich irgendwie frustriert - und lustigerweise haben mir meine öffentlichen Aussagen dabei geholfen, zu bekommen was ich wollte." Einsichtiger Nachsatz: "Nur war das der falsche Weg, die Sache anzugehen."

Villeneuve gehört zu jenen Menschen, die stets wissen wollen, woran sie sind. Erfahren sie beispielsweise den wahren Grund, der hinter Einschränkungen steckt, können sie diese akzeptieren. Villeneuve: "Einer der Gründe, warum die von mir vorgeschlagenen Änderungen nicht durchgeführt wurden, war, dass es einfach kein Budget dafür gab. Das Team sagte mir zunächst nur, dass sie mir glauben würden, und dass sie die Änderungen aber nicht durchführen können oder wollen - ohne mir jedoch den Grund dafür zu erklären."

Villeneuve fügt hinzu: "Als sie mir dann alles erklärt haben, wurden wir alle wieder ruhiger und meine Frustration verflog. Ich war davor noch nie in einem Team, in dem das Budget derart limitiert war. Das war ein komplett anderer Zugang für mich. Ich brauchte Zeit dafür, mich darauf einzustellen, was möglich war und was nicht möglich war." 2006 darf sich JV abermals umstellen - denn das neue BMW Sauber-Team schöpft aus dem Vollen. Villeneuve: "Es ist großartig, bei einem Hersteller zu sein. Natürlich ist es ein neues Team - aber das alte und das neue Team müssen noch zusammenwachsen und sie werden viel voneinander lernen. Mir wurde gesagt, dass es nun leichter sein wird, Dinge zu ändern. Das ist ein sehr positiver Zugang und das freut mich natürlich sehr."

Optimistisch ist Jacques Villeneuve auch in punkto Überholmanöver. Er glaubt, dass es mit den V8-Aggregaten mehr Action geben wird: "Die V8-Motoren erinnern mich an meine IndyCar-Tage mit dem Turbo..." Der Kanadier vermutet, dass die Geschwindigkeiten auf den Geraden sinken werden und es deshalb einen "besseren Windschatten" geben würde. Zudem würde der V8-Motor mehr Fahrspaß vermitteln - Fahrspaß im Sinne von Villeneuve: "Weil wir mit weniger Downforce fahren, werden wir mehr herumrutschen, doch die Kurvengeschwindigkeiten werden in etwa gleich bleiben."

Und obwohl die "weltbesten Automobillenker" weiterhin mit der Traktionskontrolle arbeiten werden, sieht Villeneuve dennoch eine höhere Fehlerquote: "Wenn du mit dem V8 einen Fehler machst und von der Ideallinie abkommst, wirst du dafür einen höheren Preis bezahlen." Der Grund: Aufgrund des geringeren Drehmoments würde es nun länger dauern, bis wann wieder den nötigen Speed erlangt. Villeneuve räumt jedoch ein: "Ich bin noch nicht genug zum Fahren gekommen, um mir diesbezüglich wirklich sicher zu sein."