Stellen Sie sich vor Renault-Teamboss Flavio Briatore bekommt zum zweiten Mal in seiner Karriere den Konstrukteurs-WM-Pokal überreicht und niemand nimmt es wahr. So geschehen am vergangenen Freitagabend in Monaco. Es kommt sogar noch schlimmer: Stellen Sie sich vor Fernando Alonso bekommt als jüngster Formel 1 Weltmeister aller Zeiten den Fahrer-WM-Pokal überreicht und niemand schaut zu. Auch dies ist so geschehen am vergangenen Freitag.

Der Grund dafür war aber kein Boykott gegen die regelwütige FIA, die am gleichen Tag in ihrem Weltrat eine technische Vereinheitlichung und Abrüstung der Formel 1 ab der Saison 2008 beschlossen hat. Stattdessen blickten an jenem 9. Dezember weltweit Millionen und Abermillionen von Augenpaaren nach Leipzig.

Sie fragen sich jetzt bestimmt: Warum um alles in der F1-Welt blickten so viele Menschen ausgerechnet nach Leipzig? Die Antwort ist ganz einfach: Dort wurde vor 4.000 geladenen Gästen, über 2.000 Journalisten und geschätzten 320 Millionen TV-Zuschauern weltweit die Gruppenphase der Fußballweltmeisterschaftsendrunde 2006 in Deutschland ausgelost.

Nein: Das ist nicht der FIFA World Cup. Das Ding gehört Ferni., Foto: FIA
Nein: Das ist nicht der FIFA World Cup. Das Ding gehört Ferni., Foto: FIA

Kein Wunder, dass niemand bemerkte wie Fernando Alonso und Flavio Briatore mit ihren funkelnden Pokalen posierten. Kein Wunder, dass kaum jemand darüber berichtete, wie RenaultF1-Kommunikationschefin Patrizia Spinelli die Ehre zuteil wurde den Konstrukteurs-Pokal in den Arm zu nehmen. Diesmal hat Heidi Flavio die Show gestohlen.

Während also der Automobilweltverband FIA in Monte Carlo seine Weltmeister des Jahres 2005 unter Ausschluss der Öffentlichkeit ehrte, ließ der Fußballweltverband FIFA solche Hammerlose wie Costa Rica und Ecuador auf die deutsche Nationalelf los. Aber wollen wir darüber keine Scherze machen, die Klinsmann-Elf wird es mit diesen Gegnern auch so schwer genug haben...

Für die Formel 1 gab es an jenem Abend zwei Dinge zu lernen: Erstens eine glücklichere Terminplanung seitens der FIA und Max Mosley und zweitens einige neue Kandidaten als GP-Austragungsorte für Bernie Ecclestone.

Mr. E dürfte beim Klang von Losen wie Trinidad, Angola, Tunesien, Togo oder Ghana sicherlich schon die Dollarzeichen in den Augen gehabt haben. Und Max kann für ihn in einem seiner Schreibanfälle garantiert ein noch viel komplizierteres Losverfahren für die Bestimmung neuer Grand Prix Schauplätze aushecken, als dies jedem mehrsprachigen FIFA-Schweizer möglich wäre.

Aber egal wie viele doppelte Additions-Lose, limitierte Knock Out-Lose oder drehzahlbegrenzte Lostrommeln Max in einem 40-seitigen Reglement als kostengünstig und spannend anpreisen würde, für Bernie gibt es nur eine Möglichkeit die Lostöpfe einzuteilen: In einen Topf kommen die Länder mit finanzkräftigen Sponsoren, viel versprechenden neuen Märkten und zahlungsfähigen Veranstaltern, in den anderen der Rest. Der zweite Topf wird bei der Verlosung allerdings nicht berücksichtigt. Der Rechtsweg ist durch Max ohnehin ausgeschlossen.