Seit dem Saisonfinale in Shanghai heulten die Motoren nur bei den unlimitierten Ferrari-Tests in Vallelunga und Bahrain sowie beim Abschiedstest von Minardi auf. In der vergangenen Woche erwachten in Barcelona auch die anderen mit acht oder zehn Zylindern ausgestatteten Aggregate zu neuem Leben. In den kommenden zwei Wochen geht es nun ins südspanische Jerez de la Frontera.

Renault: Die Kosten im Auge

Ohne ein Interimsauto und ohne den neuen V8-Motor ging das Weltmeisterteam aus Enstone und Viry-Châtillon in die Wintertestsaison 2005. Aber obwohl man aus Kostengründen kein teures Hybridauto baute, setzte man bei den aktiven Fahrern durchaus auf Quantität: Abgesehen von Weltmeister Fernando Alonso waren alle Piloten der Gelb-Blauen im Einsatz. Während Giancarlo Fisichella nur einen Tag im Regen bekam, um sich an das veränderte Motorenverhalten zu gewöhnen, drehten Ex-Tester Franck Montagny, Nachwuchspilot Jose Maria Lopez sowie die beiden Rookies Giorgio Mondini und Robert Kubica munter ihre Runden in Barcelona. Die beiden letztgenannten bekamen den F1-Test für ihre Erfolge in der Formel Renault 3,5 sowie im Renault Euro Cup spendiert. Jetzt geht es in den kommenden beiden Wochen für jeweils drei Tage in Jerez ans Werk. Neben Montagny und Heikki Kovalainen wird dann auch Fernando Alonso ins Cockpit zurückkehren.

McLaren: Immer noch schnell

Gary Paffett erhält in Jerez noch eine Chance., Foto: Sutton
Gary Paffett erhält in Jerez noch eine Chance., Foto: Sutton

Der amtierende Konstrukteurs-Vizeweltmeister testete mit den beiden Stammtestfahrern Pedro de la Rosa und Alexander Wurz sowie Stammpilot Juan Pablo Montoya. Zudem kam mit Gary Paffett auch der amtierende DTM-Champion zu seinem F1-Debüt für die Silbernen. Mit der gleichen Fahrerpaarung lässt McLaren Mercedes das Testjahr 2005 ausklingen: Während in der anstehenden Woche de la Rosa, Paffett und Wurz zum Einsatz kommen, testen die Woche darauf nur noch de la Rosa und Montoya in Jerez. Ein dritter Fahrer, entweder Paffett oder Wurz, wird noch benannt.

Ferrari: Unlimitiert testet es sich gut

Mugello und Valencia: Hier waren Felipe Massa und Marc Gené in der zurückliegenden Testwoche unterwegs. In Jerez wagen sich die Roten nun erstmals seit Saisonende wieder zusammen mit der Konkurrenz auf die Strecke. Bislang lassen sich die getrennten Testfahrten mit einem F2005 samt angepassten V10 sowie einem F2004 M samt dem neuen V8-Triebwerk noch nicht genau einschätzen. Vielleicht bringt der erste gemeinsame Test mit den Rivalen mehr Aufschlüsse. Als Fahrer sind die zwei Tester Luca Badoer und Marc Gené eingeteilt.

Toyota: Der erste Neue

Der neue Toyota im Doppelpack., Foto: Sutton
Der neue Toyota im Doppelpack., Foto: Sutton

Mit einer weiß-roten Überraschung begann die erste Testwoche nach der Testpause: Gleich am Montag zog Toyota seinen neuen TF106 aus dem Hut. Auch wenn dieser äußerlich nicht viel anders als der direkte Vorgänger vom Typ TF105B aussieht, wussten die Japaner mit den neuen Bridgestone-Reifen akzeptable Rundenzeiten auf den spanischen Asphalt zu legen. Nur am Donnerstag machte ihnen die Technik einen Strich durch die Rechnung: Nach angeblichen 900 Kilometern verrauchte Ralf Schumachers Motor. Testfahrer Ricardo Zonta zeigte sich allerdings mit dem Testauftakt zufrieden. In Jerez kommt in dieser Woche das komplette Toyota-Fahrerquartett zum Einsatz: Neben Ralf Schumacher und Jarno Trulli werden auch Ricardo Zonta und Olivier Panis ins Lenkrad eines TF106 greifen.

Williams: Blau als Farbe der Hoffnung

Ebenfalls zufrieden war man im Williams-Lager. Neben den neuen Bridgestone-Reifen musste man sich hier auch noch an das neue Cosworth-Aggregat sowie den neuen Stammpiloten Nico Rosberg gewöhnen. Dennoch wussten die in Mitternachtsblau lackierten Williams-Boliden zu überzeugen. Diesen positiven Eindruck möchte man nun in Jerez bestätigen. Dort werden erneut Mark Webber und Nico Rosberg im Cockpit sitzen.

Honda Racing: Neue Name, neue Farbe

Am Freitag meldete sich der Wettergott zu Wort., Foto: Sutton
Am Freitag meldete sich der Wettergott zu Wort., Foto: Sutton

Mit zwei Bestzeiten beendete Jenson Button den Lebenszyklus des BAR007. Ab dem anstehenden Jerez-Test wird der in Honda Racing F1 Team umbenannte Rennstall nur noch mit dem neuen Konzeptauto testen. Als Piloten müssen die nicht mehr ganz Weißen auf Jenson Button sowie Anthony Davidson zurückgreifen. Rubens Barrichello hat unterdessen noch keine Freigabe seines Noch-Arbeitgebers Ferrari erhalten. Unterstützt wird das britische Fahrerduo vom Brasilianer Nelson Piquet Jr, der erneut für Honda testen darf. Auf der technischen Seite kommt im neuen Concept Car bereits das komplette Heckinnenleben des nächstjährigen RA106 zum Einsatz: V8-Motor, Getriebe, Hydraulik und Elektronik entsprechen der 2006er Konstruktion.

Red Bull Racing: Dritter Mann an Bord

In der offiziellen Starterliste der FIA ist nur David Coulthard als Stammfahrer einem der beiden Red Bull Teams zugeteilt worden. Dennoch bestätigte das Test-Line-Up der Bullen die Vermutungen der Experten: Coulthard und Christian Klien fahren für RBR, Tonio Liuzzi und Scott Speed für die Scuderia Toro Rosso. Neu im Team ist Robert Doornbos, der als dritter RBR-Mann sowohl in Barcelona als auch in Jerez im Einsatz ist.

BMW Sauber: Es kann losgehen

In Barcelona saß nur Quick Nick im BMW Sauber., Foto: Sutton
In Barcelona saß nur Quick Nick im BMW Sauber., Foto: Sutton

Während in Barcelona nur Nick Heidfeld im alt bekannten Sauber-Design unterwegs war, wird sich in Jerez auch Jacques Villeneuve wieder hinter das Lenkrad eines C24B quetschen. Nach seiner verspäteten Bestätigung als Einsatzpilot für die kommende Saison, wird der Kanadier in Südspanien erstmals für BMW testen. Ein Testfahrer steht noch immer nicht fest.

MF1 Racing: Mammuttestprogramm voraus

Die zwei Wochen in Jerez sind die einzigen Testtage des Midland Teams vor dem Jahreswechsel. Dabei haben sie sich allerdings einiges vorgenommen: Nicht weniger als sieben Fahrer werden in Jerez zum Einsatz kommen. Neben den beiden Stammfahrern Christijan Albers und Tiago Monteiro sowie Testfahrer Nicky Pastorelli werden auch die Rookies Thomas Biaggi, Jeffrey van Hooydonk, Markus Winkelhock und Roman Rusinov in einen der MF1-Renner klettern. Als fahrbare Untersätze stehen den glorreichen Sieben je ein mit V10 und V8-Power angetriebener EJ15B zur Verfügung.

Die STR bewies eine goldene Nase., Foto: Sutton
Die STR bewies eine goldene Nase., Foto: Sutton

Scuderia Toro Rosso: Ausgebleichte Spürnasen

In einem beim Schwesterteam RBR geborgten RB1 begann die Scuderia Toro Rosso ihr Dasein in der Formel 1 Welt. Neben Scott Speed griff Vitantonio Liuzzi für die in leicht ausgebleichten Farben antretenden Italiener ins Lenkrad. Das einzige weitere Erkennungsmerkmal des dritten RB1-Boliden auf der Strecke waren sein V10-Motor sowie eine eingefärbte Nasenspitze. In der neuen F1-Saison wird das Minardi-Nachfolgeteam rein regeltechnisch aber nicht auf den Vorjahres-Red Bull zurückgreifen dürfen. Es ist trotzdem zu erwarten, dass ihr neues Auto mehr auf dem RB1 als auf dem PS05 aufbauen wird.

Super Aguri: Auf des Messers Schneide

Vom neuen Super Aguri F1 Team war auf den Teststrecken nichts zu sehen. Und auch in der offiziellen Starterliste für 2006 fehlte die Truppe von Aguri Suzuki. Dennoch gibt der Japaner noch nicht auf: Nach einem Gespräch mit FIA-Präsident Max Mosley möchte er sein Team noch ein weiteres Mal bei der FIA einschreiben. Für eine Teilnahme in der kommenden Saison benötigt er dann allerdings die Zustimmung aller zehn Konkurrenzteams.