Das Reifenwechselverbot während der Rennen wurde nur ein Jahr alt - ab 2006 dürfen die Pneus wieder getauscht werden. Während Verschwörungstheoretiker ein Geschenk an die Scuderia Ferrari ausmachen, deren Partner Bridgestone zwar haltbare Reifen entwickelte, aber für eine Quali-Runde und auch im Rennen zu wenig Grip aufbrachte, erklärt die FIA ihre Kehrtwende mit massiven Sicherheitsbedenken. Schon vor der Einführung des Wechselverbots befürchteten viele Experten haarsträubende Reifenschäden...

Renault-Boss Flavio Briatore hat auch in dieser Frage seine eigenen Ansichten. Gegenüber der Gazzetta dello Sport erklärte er zunächst salbungsvoll: "Obwohl wir gewonnen haben, hatten wir die Courage, die neuen Regeln zu unterstützen. Wir haben es für den Sport getan." Doch im Nachsatz lässt Briatore erkennen, dass er auch Vorteile sieht: "Es stimmt, dass mit den neuen Regeln McLaren einen Vorteil verliert - denn bislang konnten sie mit den weichen Michelin-Pneus besser umgehen als wir."

Einen Vorteil für die Roten respektive deren Reifenpartner vermag der Renault-Teamchef nicht zu erkennen: "Ich denke nicht, dass die neuen Regeln ein Vorteil für Bridgestone sein werden. Auch deshalb, weil Ferrari und Toyota wegen der alten Spionagegeschichte nicht miteinander kommunizieren - während die Michelin-Teams mit einer Kooperation einverstanden sind."

Seine Meinung gab Briatore auch zu anderen Themen kund. Dass beispielsweise Red Bull Racing mit Stardesigner Adrian Newey irgendwann GP-Siege einfahren könnte, kann sich Briatore nicht vorstellen. Red Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz sei ein "reicher Mann, der beschlossen hat, sich selbst ein wenig Freude zu bereiten", sagte Briatore - und fügte hinzu: "Newey? Wetten, dass er mit Red Bull nichts gewinnen wird?" Zugleich sei der Wechsel des bisherigen McLaren-Designers aber erfreulich, denn: "Sonst wäre es hart geworden, Siege zu holen."

Dass mit den neuen Regeln die - im Jahr 2005 jedenfalls verbesserte - Show noch spektakulärer werden kann, glaubt Briatore nicht. Das Hauptproblem wären die Autos: "Die Formel 1 ist immer noch zu steril. Wir haben unseren Ingenieuren gesagt, sie sollen eine Formel entwickeln, die das Überholen erlaubt - und bislang haben sie das nicht geschafft. Natürlich sind das auch keine überirdischen Genies." Briatore würde noch weitaus radikaler vorgehen, um für Action zu sorgen: "Ich würde zum Beispiel WM-Punkte für das Qualifying vergeben und dann die Schnellsten von ganz hinten ins Rennen schicken."