Jody Scheckter war 1979 der letzte Ferrari-Weltmeister für 21 Jahre. Erst im Jahr 2000 löste Michael Schumacher den Südafrikaner als letzten Champion der Scuderia ab. Nach seiner Karriere wurde Scheckter ein erfolgreicher Geschäftsmann. Heute lebt er in Südafrika und hat als Bio-Bauer seine Berufung gefunden. Im motorsport-magazin.com-Exklusivgespräch mit Andi Gröbl verriet er, warum er die aktuelle Entwicklung der Formel 1 für besorgniserregend hält.

Jody, viele meinen, Michael Schumacher hätte seinen Zenit bereits überschritten und schon vor einem Jahr aufhören sollen. Teilen Sie diese Meinung?

Jody Scheckter: Nein, da bin ich anderer Meinung. Sobald es bei ihm einmal schlecht läuft, glauben gleich alle, seine Zeit ist abgelaufen. Aber die werden schon wieder auf die Beine kommen. Ferrari ist ein starkes Team. Wenn man so eine verpatzte Saison hat, dann schaut man sich im Winter jedes kleine Detail an. Wirklich jedes noch so kleine Detail. Ich denke, die kommen schon wieder.

Jody Scheckter im Interview mit Andi Gröbl., Foto: adrivo Sportpresse
Jody Scheckter im Interview mit Andi Gröbl., Foto: adrivo Sportpresse

Wie sehen Sie den allgemeinen Zustand der Formel 1 im Moment?

Jody Scheckter: Deprimierend, um ganz ehrlich zu sein. Das ist eine sehr traurige Sache, die wir da im Moment geboten bekommen. Die Verantwortlichen sind den vollkommen falschen Weg gegangen, um aus der Formel 1 ein echtes Spektakel zu machen. Sie vermischen die Notwendigkeit, Geld zu sparen mit der Notwendigkeit, ein tolles Spektakel aufzuziehen. Und das Resultat: Sie erreichen keines von beiden.

Wem kann man daran die Schuld geben?

Jody Scheckter: Hmmm, Max Mosley und wer immer noch da seine Finger im Spiel hatte.

Liegt das an den vielen Regeländerungen, bei denen sich langsam keiner mehr auskennt?

Jody Scheckter: Die Regeln sind ganz schlecht! Das wichtigste in der Formel 1 ist doch, dass überholt wird. Schön langsam kommen sie jetzt ja drauf. Ich frage mich bloß, warum es so lange gedauert, um da draufzukommen.

Sitzen vielleicht nicht die richtigen Leute auf den wichtigen Positionen?

Jody Scheckter: So muss es wohl sein. Irgendwer hat da einen verdammt falschen Weg eingeschlagen. Das war doch heuer eine ziemlich schlechte Show. Okay, es waren ein paar wenige gute Rennen dabei, aber alles in allem war das ein ziemliches Schlamassel. Für mich war die Formel 1 immer Rennsport in Reinkultur, etwas ganz Unverfälschtes und Edles. Und was machen diese Leute? Sie ändern so lange die Regeln, bis das Glück mehr zählt als alles andere. Jetzt stehen halt die Guten am Start hinten, auch gut! Das Qualifying bedeutet gar nichts mehr. Und dass man in diesen Autos nicht überholen kann, ist das Grundübel der Formel 1.

Heute ist Scheckter nur noch ein Fan..., Foto: Sutton
Heute ist Scheckter nur noch ein Fan..., Foto: Sutton

Wenn Sie die Regeln ändern könnten, wie würden die dann aussehen?

Jody Scheckter: Als erstes muss man mal mit den Ingenieuren reden. Die sollen sagen, wie man wieder vernünftige Überholmanöver bekommt. Egal wie! Ich möchte da jetzt gar nicht in technische Details gehen. Dann muss das Qualifying seinen Wert zurückbekommen. Das ist doch ein Witz! Keiner weiß, wer mit wie viel Sprit fährt. Ich würde wieder Qualifying am Freitag und am Samstag einführen. Dadurch wächst das Interesse an der Sache, und die Fans würden mit Sicherheit beides gerne anschauen. Außerdem dauern alle großen Sportevents mehrere Tage, also wo ist das Problem?

Eine abschließende Frage: Hat man sich zu Ihrer aktiven Zeit mehr um die Fans an der Strecke und die TV-Zuseher gekümmert?

Jody Scheckter: Das kann man nicht ganz vergleichen. Aber die Fans sind es, die den Sport am Leben erhalten. In der Formel 1 allerdings versuchen ein paar Menschen in der kürzestmöglichen Zeit die größte Menge Geld zu verdienen. Das ist ein Problem. Aber ich bin hier kein wirklicher Gradmesser mehr. Ich habe mit der Formel 1 nicht mehr viel zu tun. Eigentlich bin ich heute auch nur mehr ein ganz normaler Zuseher, der den Fernseher einschaltet und sich seine Gedanken macht...