Ferrari sammelte in Spielberg fast doppelt so viele Punkte wie Aston Martin und mehr als drei Mal so viele wie Mercedes. Frederic Vasseur war am späten Sonntagnachmittag sehr glücklich, Charles Leclerc reckte den Pokal für den Zweitplatzierten in den österreichischen Himmel, aber einer verzog die Miene: Carlos Sainz.
Sainz: Wir hätten beide auf dem Podium stehen können
Sainz erhielt während des Rennens eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe und nach dem Rennen eine zusätzliche Zehn-Sekunden-Zeitstrafe. Statt zwölf Zählern für Platz vier wurden dem Punktekonto des Ferrari-Piloten nur acht Zähler für den sechsten Platz gutgeschrieben. Im endgültigen Klassement fehlten Sainz 14,189 Sekunden auf den Drittplatzierten Sergio Perez. Laut dem Spanier sei mehr drin gewesen: "Das Doppel-Podium war möglich, vor allem mit dieser Pace, die ich hatte." Sainz ging von Platz drei ins Rennen, Leclerc startete von Platz zwei. Ab der DRS-Freigabe hielt sich Sainz permanent innerhalb einer Sekunde hinter Leclerc.
Sainz schien der Schnellere der beiden Fahrer zu sein, doch dann löste der ausrollende und kokelnde Haas von Nico Hülkenberg eine Virtual-Safety-Car-Phase aus. Der Ferrari-Pilot war in diesem Moment gerade an der Boxeneinfahrt vorbeigerast, der dahinter liegende Lewis Hamilton und Lando Norris nutzten die Gunst der Stunde und stoppten. Die VSC-Phase dauerte an, Ferrari bekam die Chance, ebenfalls unter günstigeren Bedingungen die Reifen zu wechseln und rief beide Piloten an die Box.
In weiser Voraussicht nahm Sainz extra Abstand zu seinem Teamkollegen. Ferrari benötigte 4,4 Sekunden, um Leclerc abzufertigen, bei Sainz klemmte es am linken Vorderrad (Standzeit: 4,5 Sekunden) und just bevor der Spanier den Pit Limiter deaktivierte, endete das VSC. Sainz beschwerte sich umgehend: "Jungs euer Ernst? Warum sind wir nicht draußen geblieben?" Aus einer halben Sekunde Rückstand auf Leclerc wurden sechs Sekunden.
Sainz: Mein Rennen ging den Bach hinunter
Vasseur verteidigte die Entscheidung: "Wir waren von der Strategie überzeugt, deswegen haben wir nicht gesplittet. Natürlich haben wir beim ersten Stopp etwas Zeit verloren, aber die Strategie war trotzdem richtig." Für Sainz begann nach dem VSC-Pech eine Abwärtsspirale: "Ich verlor Positionen, die ich nicht hätte verlieren sollen. Die frischen Medium-Reifen habe ich wie der Teufel gepusht, um die verlorene Zeit gutzumachen und Hamilton, Norris und Perez wieder zu überholen."
In genau dieser Phase wurde Sainz als einer von vielen Fahrern für das Überschreiten der Track Limits mehrfach verwarnt und schlussendlich mit insgesamt 15 Sekunden bestraft. "Mein Rennen wurde durch den Stopp beeinträchtigt", resümierte Sainz. Besonders bitter: Der Spanier fand sich nur in dieser misslichen Lage, weil er zuvor als Teamplayer agierte: "Wir vereinbarten vor dem Rennen, im ersten Stint nicht miteinander zu kämpfen, um eine Lücke zu den Autos hinter uns aufzubauen. Ich hielt mich an die Absprache, obwohl ich schneller gekonnt hätte."
Sainz verteidigt sich heroisch gegen überlegenen Perez
Das Podium gab Sainz nicht auf. Er kämpfte sich trotz der Fünf-Sekunden-Strafe, die er beim zweiten Stopp absaß, bis auf Platz drei zurück. Perez vollzog seinen zweiten Boxenstopp in Runde 50. Sechs Umläufe später lag der Mexikaner im DRS-Fenster des Ferrari-Piloten. Perez probierte es sowohl außen als auch innen, in Kurve drei und Kurve vier. Doch Sainz - mal mit und mal ohne DRS - hielt Runde um Runde dagegen.
Beim Anbremsen für die Spitzkehre kollidierten die Piloten einmal fast, weil Perez auf gleicher Höhe plötzlich herüberzog. Laut Sainz eine unnötige Aktion: "Er probierte ein paar eigenartige Manöver. Es war ein schöner Zweikampf, aber er muss sein Auto nicht in meines werfen. So etwas braucht es nicht." Sainz musste sich nach Perez' sechster Attacke geschlagen geben. Der Mexikaner erkämpfte sich mit diesem Manöver das erste Podium seit dem Miami GP.
Update vom 02.07.2023, 22:29 Uhr: Die FIA veröffentlichte um 21:45 Uhr das finale Klassement. Die verantwortlichen Stewards untersuchten nach einem Protest von Aston Martin sämtliche potenzielle Track-Vergehen-Vergehen und ahndete diese im Rahmen des Reglements. Unter anderem Carlos Sainz erhielt infolgedessen eine 10-Sekunden-Zeitstrafe und verlor damit zwei Positionen. Betreffende Passagen wurden im Original-Text korrigiert.
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