In Österreich gab es am Dienstag nur zwei wirkliche Schlagzeilen in den Weltnachrichten - die Unruhen in Frankreich, und die Verpflichtung von Adrian Newey bei Red Bull Racing. Seither ist das Land wieder einmal beflügelt - beinahe könnte man glauben, Red Bull sei bereits der Champion des Jahres 2007....

In unregelmäßigen Abständen sorgt Red Bull-Boss Dietrich Mateschitz mit seinen Einkäufen für kollektive Jubelstimmung im österreichischen Medienwald: Kauf einer Rennstrecke, Kauf eines Fußballklubs, Kauf eines Formel 1-Teams, Kauf von Ferrari-Motoren, Kauf eines weiteren F1-Teams - und jetzt eben: Verpflichtung des laut Krone "weltbesten Formel 1-Konstrukteurs"...

Mateschitz selbst jubelt in Österreichs größter Tageszeitung: "Schon unglaublich, was uns da gelungen ist! Das Größte - bis jetzt!" Doch nicht nur in Österreich hat der Newey-Deal für Aufsehen gesorgt - "ganz England steht Kopf", freut sich der Red Bull-Boss. Deutschlands größte Tageszeitung brachte eine Fotomontage eines "Silberarri", Österreichs Kongenial lieferte heute eine modifizierte Skizze der FIA, den RB3 als "McLaren-Ferrari" - mit CDG-Wing...

Und auch Dreifachweltmeister Niki Lauda applaudiert: "Sensationell, dass Newey gerade jetzt, nachdem er für die Silberpfeile das beste und schnellste Formel 1-Auto des Jahres 2005 gebaut hat, zu Red Bull kommt." Lauda selbst wollte den Briten 2001 als Jaguar-Teamchef in sein Team holen, damals musste Newey aus vertraglichen Gründen bei McLaren-Mercedes bleiben.

Dass Newey auf den ersten Red Bull-Ferrari - der ab 16. Dezember getestet und im März, einen Tag vor Saisonstart in einer Doppelpräsentation mit der "Squadra Toro Rosso", präsentiert werden soll - keinen Einfluss mehr nehmen kann, ist sonnenklar - allerdings kann sich Mateschitz vorstellen, dass der Brite den RB2 "ab Sommer weiterentwickelt". Im Vordergrund jedoch steht der RB3 - und der wird "in unserem neuen, sensationellen Windkanal gebaut", freut sich Mateschitz.

Wer wird den RB3-Ferrari steuern? Mateschitz: "Wenn du Newey hast, den Ferrari-Motor und dazu ein gutes Design- und Rennteam - was brauchst du da eigentlich noch mehr?" Auf die Frage der Krone, ob man gar an die Verpflichtung von Michael Schumacher, dessen Vertrag bekanntlich Ende 2006 ausläuft, denke, antwortete Mateschitz: "Ideal wäre, wenn in ein, zwei Jahren sich einer der Youngsters von Red Bull so entwickelt, dass er absolut top ist. Falls nicht, dann wäre es sicherlich richtig, einen der besten Piloten in eines der besten Cockpits zu setzen..." Zuvor hat Red Bull-Teamboss Christian Horner noch erklärt: "Wenn ich die Wahl hätte zwischen Schumacher und Newey, würde ich Newey wählen."

Von Dietrich Mateschitz erhält Newey alle Freiheiten - der experimentierfreudige Brite hat sich in den letzten Jahren mit dem MP4-18 und dem 19 in extreme Bereiche des Leichtbaus vorgewagt - aber erst der 20, bei dem Newey Kompromisse einging, funktionierte wunschgerecht. Mateschitz ist begeistert: "Newey kann alles konstruieren. Wir haben viele Visionen, uns sind keine Grenzen gesetzt." Newey erhält daher auch keinen Berufs-Titel, der seine Funktion einschränken könnte: "Er hat bei uns alle Freiräume. Ist unser Technischer Direktor, Chefdesigner - aber ein Newey braucht keinen Titel..."