Fernando Alonso wurde in dieser Saison Formel 1-Weltmeister. Das weiß jeder auch nur halb an der Königsklasse interessierte Beobachter der Nachrichtenlandschaft. Renault wurde Konstrukteursweltmeister. Auch diese Erkenntnis dürften die meisten Nicht-F1-Fans vor einigen Wochen erlangt haben.

Aber wie heißt das Weltmeisterauto? Richtig: R25. Wie der Weltmeistermotor? RS25. Und wer hat den Wagen der R25 und RS25 zu einer schlagkräftigen Einheit verbindet konstruiert? Bei vielen dürfte spätestens jetzt Stille eintreten. Genau deswegen bringen wir nach der Bekanntgabe des Newey-Wechsels von McLaren zu Red Bull ein bisschen Licht in das Designdunkel der F1-Welt. Schließlich betonte Christian Horner nicht umsonst: "Wenn ich die Wahl zwischen Adrian Newey und Michael Schumacher hätte, dann würde ich immer Adrian wählen."

Renault: Das R-Team

Bob Bell schwingt das Zepter in der Chassis-Abteilung von Renault., Foto: RenaultF1
Bob Bell schwingt das Zepter in der Chassis-Abteilung von Renault., Foto: RenaultF1

Mike Gascoyne ist schon lange nicht mehr in Enstone tätig. Dennoch sorgten die von ihm geschaffenen Strukturen in diesem Jahr für den großen gelb-blauen Erfolg. Denn auch sein Nachfolger als Technischer Direktor und seine ehemalige rechte Hand, Bob Bell, setzt auf das von Gascoyne eingeführte doppelte Designteam. Während der 2004er R24 aus der Feder von der Mannschaft rund um (Ex-)Chefdesigner Mark Smith stammte, wurde der weltmeisterliche R25 von Tim Densham und seinem Team entworfen. Der fliegende Wechsel zwischen den beiden Gruppen sorgt dafür, dass die Designteams genügend Zeit haben, um sich intensiv mit dem Design ihrer Autos zu beschäftigen, während das jeweils andere Team bereits am nächsten Boliden werkelt. Nach dem Abgang von Mark Smith übernahm Assistant Chief Designer Martin Tolliday die Leitung des zweiten Teams.

McLaren: Das Starensemble

Ende Januar verlässt der Technische Direktor Adrian Newey das silberne Schiff. Bislang führte er das schlagkräftige Designbüro im hypermodernen McLaren Technology Centre, ehemals als Paragon bekannt. Neben dem Stardesigner Newey zeichneten die Aerodynamiker Nicolas Tombazis und Peter Prodromou sowie Chefdesigner Mike Coughlan für den schnellen, aber nicht immer zuverlässigen MP4-20 verantwortlich. Wie die Nachfolge bei den Silbernen geregelt wird und ob der Abgang des Vaters der Williams- und McLaren-Weltmeisterboliden der Vergangenheit abzufedern sein wird, ist noch nicht bekannt.

Ferrari: Der große Umbruch

Siegerautos stehen heutzutage am Bildschirm., Foto: Sutton
Siegerautos stehen heutzutage am Bildschirm., Foto: Sutton

In Maranello bereiteten die Italiener vor der Saison 2004 bereits den großen Umbruch für das Jahr 2007 vor. Anstelle von Chefdesigner Rory Byrne zeichnete dessen bisherige rechte Hand Aldo Costa für das Design des nicht wirklich geglückten F2005 verantwortlich. Dennoch wird der 2005er Ferrari, den Technikchef Ross Brawn bei seiner Präsentation noch als "den besten Ferrari aller Zeiten" gepriesen hatte, als das am wenigsten erfolgreiche Auto der Kombination Brawn/Byrne in die Geschichtsbücher eingehen.

Toyota: Die Umstrukturierung

Gleich nach seiner Ankunft in Köln-Marsdorf sorgte Mike Gascoyne für eine Umstrukturierung: Wie bei Renault führte er auch bei Toyota sein System zweier voneinander unabhängiger Entwicklungsteams ein. Die Flotte der Cheftechniker ist bei den Japanern entsprechend groß: Neben Technikdirektor Gascoyne sind auch der neue Aerodynamikchef Nicolo Petrucci, Chefdesigner Gustav Brunner sowie der Technische Co-Ordinator Keizo Takahashi in die Entwicklung der weiß-roten Renner involviert. Die eigentlichen Projektleiter der beiden Designteams heißen jedoch Paul White und John Litjens. Während White die Weiterentwicklung des TF105 überwachte, kümmerte sich Litjens bereits um die Entstehung des TF106. Demnächst beginnt White nun mit der Konstruktion des TF107.

Williams: Die zweite Umstrukturierung

Bereits zur Mitte der Saison 2004 übernahm Sam Michael in Grove das Zepter: Der ehemalige Chief Operations Engineer wurde zum Technischen Direktor befördert und übernahm den Posten des neuen Director of Engineering Patrick Head. Für das Design des FW27 zeichneten derweil Chefdesigner Gavin Fisher und Aerodynamikchef Loic Bigois verantwortlich. Die Arbeiten am FW28 hat unterdessen der Nachfolger von Fisher übernommen: Der Deutsche Jörg Zander kam von British American Racing und übernahm schon im September die Arbeit am nächstjährigen Boliden. Fisher befindet sich unterdessen im so genannten gardening leave: Er darf bis zum Auslaufen seines Williams-Vertrages für kein anderes F1-Team arbeiten.

B·A·R Honda: Der Fehlschlag

Ein Blick in ein Designbüro., Foto: Sutton
Ein Blick in ein Designbüro., Foto: Sutton

Der 007 sollte ein würdiges Bondauto werden und dem Team den ersten GP-Sieg einbringen. Stattdessen wussten Technikchef Geoffrey Willis, Aerodynamikchef Willen Toet und Chefdesigner Kevin Taylor schon nach den ersten Tests: Der 007 wird nicht der erhoffte Granate. Nichtsdestotrotz hat Willis nach seinem Wechsel von Williams zu B·A·R ein starkes Designstudio aufgebaut, welches nun 2006 den nächsten Anlauf wagen wird ein Siegerauto zu bauen.

Red Bull Racing: Die Aufrüstung

Als Dietrich Mateschitz die Kontrolle in Milton Keynes übernahm, kündigte er an nicht sofort alles über den Haufen werfen zu wollen. Dennoch mussten David Pitchforth und Tony Purnell das Team verlassen. Neben dem neuen Sportdirektor Christian Horner kam auch der Ex-Jaguar-Mann Günther Steiner als Technikdirektor zurück. Um den Verlust von Dr. Mark Gillan zu kompensieren verpflichtete man zudem Mark Smith, der nach nur wenigen Tagen bei Jordan die Koffer packte und zu RBR weiterreiste. Ab Februar 2006 nimmt Adrian Newey seine Arbeit in Milton Keynes auf. Dann steht den roten Bullen mit dem Team Steiner-Smith-Newey-Agathangelou eine schlagkräftiges Designertruppe zur Verfügung.

Sauber/BMW: Die Schweizer & die Bayern

Bislang agierte Technikdirektor Willi Rampf in Hinwil quasi als Alleinherrscher. Neben ihm ist nur der öffentlichkeitsscheue Aerodynamikchef Seamus Mullarkey manchen Insidern ein Begriff. Mit dem Aufkauf durch BMW wird sich all dies ändern. Allein bis zum Ende des nächsten Jahres sollen insgesamt rund 100 neue Mitarbeiter integriert werden. Ob sich an den Strukturen in der Technikabteilung etwas ändern wird, ist ebenso unbekannt wie der Name des neuen Boliden und Nachfolgers des C24.

Jordan/Midland: Die einen kamen, die anderen gingen

Die Aerodynamik ist bei den Autos am wichtigsten., Foto: Sauber
Die Aerodynamik ist bei den Autos am wichtigsten., Foto: Sauber

Bei den Gelben herrschte reger Durchgangsverkehr: Nachdem Eddie Jordan das Team an Alex Shainder verkauft hatte, gab es bereits den ersten Verlust zu verzeichnen; der gerade erst heimgekehrte Designer Mark Smith verließ Silverstone in Richtung Milton Keynes. Und auch der neue Sportdirektor Trevor Carlin weilte nicht lange in dieser Position. Seinen Posten übernahm seine rechte Hand Adrian Burgess. Die Zusammenarbeit zwischen der Designabteilung bei Jordan, die von Chefdesigner John McQuilliam geführt wird, sowie den Designern bei Dallara in Italien übernahm der technische Co-Ordinator James Key, der für diese Schlüsselstelle genau den richtigen Nachnamen besitzt.

Minardi/Squadra Toro Rosso: Licht am Ende des Tunnels

Der wichtigste Punkt bei den Übernahmeverhandlungen war für Teamboss Paul Stoddart, dass seine Truppe in Faenza stationiert und seine Teammitglieder weiter beschäftigt bleiben. Dieses Ziel konnte der Australier erreichen: Somit wird Gabriele Tredozi auch beim neuen Team als Technischer Direktor für das Auto verantwortlich zeichnen. Welches Auto er vor das Zeichenbrett gestellt bekommt, ist derweil noch nicht geklärt: Es könnte sowohl ein selbst entworfener PS06 als auch ein RB1 sein. Sein Aerodynamikchef hörte in dieser Saison auf den Namen Andrea Rochetto. Ob die tapferen Italiener 2006 weitere Verstärkung erhalten werden, ist noch nicht bekannt.