"Uns erwartet eine harte Saison, in der wir natürlich alles geben und voll attackieren werden." So oder so ähnlich ließt sich jede von den PR-Abteilungen bereinigte Prognose der Teamverantwortlichen und Fahrer. Manchmal geben die F1-Beteiligten aber trotzdem noch eine verwertbare Vorhersage für die anstehende Saison ab. Und dann lässt sich im Nachhinein überprüfen, ob das ausgegebene Saisonziel tatsächlich erreicht wurde oder ob alles nur leere Versprechen waren...

Die F1-Prognosen auf dem Prüfstand

"Mit regelmäßigen Podestplätzen werden wir uns nicht mehr zufrieden geben. In dieser Saison müssen wir ständig in der Lage sein, Rennen zu gewinnen. Wir müssen um die Weltmeisterschaft kämpfen und Rennsiege erzielen." (Patrick Faure)

RenaultF1-Präsident Patrick Faure ist ein Mann, der sein Wort hält: Nach 19 Rennwochenenden weist sein Team 8 Siege und 2 WM-Titel vor. Die Zielsetzung der Franzosen wurde also mehr als nur erfüllt.

"Mit dem McLaren Mercedes MP4-20 hoffen wir ein schlagkräftiges Paket aus Chassis, Motor und Reifen zusammengestellt zu haben. Es war eine positive Erfahrung in der langen Testvorbereitung keinen einzigen Motorschaden erlebt zu haben. Das haben wir in den Vorjahren nie geschafft." (Norbert Haug)

Paul Stoddarts Meinung war immer gefragt., Foto: Sutton
Paul Stoddarts Meinung war immer gefragt., Foto: Sutton

Anders als bei Renault schafften es die Silbernen rund um Ron Dennis und Norbert Haug nicht ihren hohen Ansprüche gerecht zu werden. Zwar baute man mit dem MP4-20 wie erhofft das schnellste Paket, doch war dieses nicht zuverlässig genug. Somit überstanden die Silberpfeile nur die Testfahrten vor Saisonbeginn ohne jeglichen Motorschaden. Im Laufe des Jahres ließ sie die Technik hingegen mehr als nur einmal im Stich.

"Der F2005 ist das beste Auto, das wir bislang produziert haben." (Ross Brawn)

Diesen Satz, ausgesprochen bei der Präsentation des F2005 in Maranello, dürfte Ross Brawn schon häufig bereut haben. Denn kurz und knapp: Der F2005 war alles andere als der erfolgreichste und beste Wagen aus der Feder des roten Erfolgsteams. Ganz im Gegenteil: Der F2005 brachte der Scuderia das erfolgloseste Jahr seit der Seuchensaison 1996 ein.

"Mit dem F2005 können wir mit der Konkurrenz mithalten." (Rubens Barrichello)

Diese Aussage zeigte zwar Rubens Barrichellos Entschlossenheit nach dem Debüt des Neuwagens konkurrenzfähig zu sein und wieder vorne mitzufahren. Aber mehr als eine leere Versprechung war es letztendlich nicht.

"Ist doch klar, dass wir die Titelverteidigung anstreben, selbst wenn wir wissen, dass es nicht einfach werden wird." (Michael Schumacher)

Wie schwierig es am Ende tatsächlich werden sollte überhaupt hin und wieder auf das Podest zu fahren, hätte sich Michael Schumacher im Februar 2005 sicherlich nicht träumen lassen. Von einer erfolgreichen Titelverteidigung durfte der Serienweltmeister der Vorjahre nur kurz träumen.

Ferrari kannte die Antwort auf die Krise selbst nicht., Foto: Sutton
Ferrari kannte die Antwort auf die Krise selbst nicht., Foto: Sutton

"Unser ultimatives Ziel ist es, in der Formel 1 zu siegen, aber wir wissen, dass man dafür Zeit benötigt. Deshalb ist es in diesem Jahr unser Ziel mit dem TF105 einen bedeutenden Schritt in Richtung Siege zu machen" (Tsutomu Tomita)

Dieses Ziel haben die Weiß-Roten in dieser Saison erreicht. In Belgien lief Ralf Schumacher sogar kurzzeitig "Gefahr" das Ziel zu übertreffen und schon in diesem Jahr den ersten GP-Sieg für die Japaner einzufahren. Am Ende mussten sie sich allerdings mit einigen Podestplätzen und zwei Pole Positions zufrieden geben. Aber die Zeit der Köln-Marsdorfer wird irgendwann kommen...

"Wir möchten wieder in die Erfolgsspur zurück. Die Fehler von 2004 dürfen nicht wiederholt werden." (Frank Williams)

Egal ob alte oder neue Fehler: Williams machte auch 2005 zu viele Fehler, um mit Renault oder McLaren mithalten und um Siege sowie den Titel mitfahren zu können. Die logische Konsequenz waren der Abgang von BMW und ein enttäuschender 5. Platz in der Konstrukteurswertung.

"Jemand muss den Kampf gegen Ferrari aufnehmen und ich freue mich darauf. Wir haben unsere Ziele hoch angesetzt und wir möchten sofort gewinnen. Ich gehe mit der Absicht meinen ersten Sieg einzufahren nach Melbourne. Und ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen können." (Jenson Button)

Diese Zuversicht wich bei Jenson Button schnell einem Schockzustand: Erst in Frankreich durfte der Brite zu Beginn der zweiten Saisonhälfte (!) die ersten WM-Punkte des Teams einfahren. Vom Sieg im ersten Saisonlauf konnte keine Rede sein. Das Auto war zu langsam, teilweise nicht legal und deswegen zwei Rennen lang gesperrt. Erst zum Saisonende blitzte hin und wieder die Form des Vorjahres durch. Aber auch dann nur Achterbahnartig und nicht konstant.

Felipe Massa spricht ab 2006 in einem roten Anzug., Foto: Sauber
Felipe Massa spricht ab 2006 in einem roten Anzug., Foto: Sauber

"Wir müssen in diesem Jahr mit dem Siegen anfangen. Wir müssen aus eigener Kraft gewinnen. Nur so kommt man in die Lage um die Weltmeisterschaft kämpfen zu können." (Geoffrey Willis)

Recht hatte Geoffrey Willis mit dieser Aussage. Erreicht haben die Weißen dieses Ziel aber bei Weitem nicht. Der 007 war alles andere als die stärkste Geheimwaffe ihrer Majestät. Anscheinend haben die Weißen aber nicht viel aus den herben Rückschlägen dieses Jahres gelernt: Für 2006 kündigte Teamboss Nick Fry bereits "Siege - Das ist Plural" an.

"Ich habe meine Ziele in diesem Jahr höher gesetzt und möchte bei den Top-Fahrern mithalten." (Takuma Sato)

Nur ein einziger Punkt spricht für Takuma Sato. Und das ist jener WM-Punkt, den er in den 19 Rennen dieses Jahres einfahren konnte. Alle anderen Zähler des Teams erzielte Jenson Button. Da ist es kein Wunder, dass der Japaner das Team verlassen muss und durch Rubens Barrichello ersetzt wird. Der Sprung unter die Top-Piloten ist Taku also nicht wirklich geglückt.

"Ich werde keine verrückten Vorhersagen machen, aber wir werden konkurrenzfähiger sein als manche Leute dies vielleicht glauben mögen. Ich bin davon überzeugt, dass wir mehr als nur ein paar Leute in der Startaufstellung überraschen werden." (David Coulthard)

Zwei Aussagen stecken in diesem Statement des völlig verwandelten David Coulthard. Die erste besagt, dass Red Bull Racing konkurrenzfähiger als erwartet sein würde. Das traf ein: Die roten Bullen zeigten eine sensationelle Debütsaison und wurden ihrem Slogan gerecht. Red Bull verlieh der müden Raubkatze tatsächlich Flügel. Die zweite Aussage aus DC's Zielsetzung wurde ebenfalls erfüllt: Red Bull Racing überraschte mehr als nur ein "paar Leute". Und zwar sowohl auf als auch neben der Rennstrecke.

Der F1-Interview-Zoo., Foto: Sutton
Der F1-Interview-Zoo., Foto: Sutton

"Unser Ziel ist es, den Schwung aus der Saison 2004 beizubehalten und den Abstand auf die Spitze weiter zu reduzieren." (Peter Sauber)

Gelungen ist den Schweizern das nicht. Dafür erreichte Peter Sauber ein viel größeres Ziel: Mit dem Verkauf an BMW sicherte er die Zukunft seines Teams. Allerdings litt die Leistung der Sauber Truppe unter den Vorbereitungen und Umstrukturierungen für die kommende Saison.

"Wir möchten im Laufe der Saison konstante Verbesserungen erzielen und hin und wieder in die Punkte fahren und Red Bull schlagen." (Colin Kolles)

Mit den roten Bullen hatte sich Colin Kolles zu Saisonbeginn einen übermächtigen Gegner ausgesucht. Am Ende konnten die Gelben zeitweise froh sein, wenn sie Minardi hinter sich halten konnten. Dennoch zeigte das angehende Midland-Team ab der Einführung des überarbeiteten EJ15B einen leichten Aufwärtstrend. Von einer tollen Saison kann aber keineswegs die Rede sein.

"Der PS05 sieht radikal neu aus, anders als jeder Minardi davor. Wir freuen uns darauf gegen die Jordan zu kämpfen." (Paul Stoddart)

Zum ersten Mal seit Jahren hatte Minardi nach dem Debüt des neuen PS05 einen echten Gegner auf der Strecke. So konnten die Schwarz-Weißen bei einigen Rennen aus eigener Kraft den Jordan in die gelbe Suppe spucken. Durch den Verkauf an Red Bull soll dies 2006 noch öfter gelingen.