Jeder, der sich in den letzten Jahren mit der Formel 1 ein bisschen auseinandergesetzt hat, sollte eigentlich eines wissen: Dass Sparmaßnahmen ganz schön teuer werden können - vor allem, wenn sie von der FIA respektive ihrem Präsidenten ausgehen. Ein Paradebeispiel für die "sündteuren Sparmaßnahmen" des Max Mosley sind die Zweiwochenend-Zehnzylindermotoren - die Entwicklungsabteilungen mussten die Lebensdauer ihrer V10-Aggregate verdoppeln, für gerade mal ein Jahr - denn 2006 kommen bekanntlich die Achtzylindermaschinen...

Einen ähnlichen Effekt notierte jetzt auch die Reifenfirma Michelin. Die Franzosen erklären in einer empörten Presseaussendung, dass die für 2006 beschlossenen Regeländerungen, im Speziellen das Comeback der Reifenwechsel, "nicht dem Geiste der Kostenreduktion entsprechen, die der FIA-Präsident als Ziel definiert hat". Die Regeländerung sei ein "Rückschritt im Zusammenhang mit den 2005 präsentierten Regeln, die damals zum Zwecke der Kostenreduktion eingeführt wurden".

Die FIA hat für 2006 bekanntlich wieder erlaubt, während des Rennens die Reifen zu wechseln - auch weil das Reifenwechselverbot gefährlich war. Zahlreiche, mitunter haarsträubende, Reifenschäden waren die Folge. Für Michelin bedeutet die Wiedereinführung der Reifenwechsel eine sofortige Kostenerhöhung "um rund 15 Prozent". Die für 2005 entwickelten Reifen könnten "nicht an das Reglement für 2006 angepasst werden", heißt es in der Aussendung. Und: "Die Entscheidung offenbart einen Mangel an technischem Verständnis für unser Produkt und dafür, was ein Reifen eigentlich ist."

Die Reifenabnützung sei im Jahr 2005 speziell für 350 Kilometer ausgelegt worden - ein Reifen der Generation 2006 könne jedoch "alle 100 Kilometer oder früher gewechselt werden". Daher müsse man eine "komplett neue Reifen-Generation entwickeln"...

Michelin könne daher "nur den Sinn hinter dieser Entscheidung hinterfragen", heißt es weiter in der Aussendung. Diese würde "all unsere durch unsere Entwicklungsarbeit im Jahr 2005 erarbeiteten Vorteile zunichte machen, die es unseren Partnern ermöglicht haben, 18 Rennen zu gewinnen". Und: "Michelin hinterfragt daher die versteckten Absichten, die hinter dem Reglement für 2006 liegen. Einmal mehr wird hier das Problem der Formel 1 illustriert - dass nämlich zusammenhangslose Entscheidungen getroffen werden und ein Mangel an Transparenz herrscht."

Mit den "versteckten Absichten" spricht Michelin jenen Verdacht an, dass man mit der Regelung für das Jahr 2006 die Franzosen vergraulen möchte - denn bekanntlich wird es ab dem Jahr 2008 oder schon 2007 nur noch einen Reifenhersteller in der Formel 1 geben. Sicher ist, dass Erzkonkurrent Bridgestone in der abgelaufenen Saison große Probleme mit der neuen und nun wieder alten Reifenregel hatte.

Michelin bedankt sich jedenfalls bei seinen Partnerteams - diese hätten "leider vergeblich versucht, diese in letzter Minute durchgeführte Kehrtwende zu verhindern".