Nach 1.791 Tagen endete am 4. September dieses Jahres in Monza die Regentschaft des siebenfachen F1-Weltmeister Michael Schumacher. Seit dem 8. Oktober des Jahres 2000 war Schumacher der amtierende Champion. Seit dem 25. September 2005 steht nun mit Fernando Alonso sein erster Nachfolger der Post-Schumacher-Ära fest.

Doch wo bleiben jene jungen und schnellen Landsleute des Deutschen, die einst nach seinem Karriereende die schwarz-rot-goldenen Farben in der F1-Welt vertreten sollen? Wer sorgt nach einem möglichen Rücktritt des Ferrari-Stars, der schon Ende des nächsten Jahres anstehen könnte, für deutsche Siege und WM-Titel?

Ralf Schumacher: Der Bruder

Thronfolger Nr. 1: Der Bruder., Foto: Sutton
Thronfolger Nr. 1: Der Bruder., Foto: Sutton

Die erste, einleuchtendste und einfachste Antwort lautet natürlich Ralf Schumacher. Allein der Nachname des jüngeren der beiden Schumacher-Brüder prädestiniert den Wahl-Österreicher für die Nachfolge seines Bruders als bester deutscher Formel 1 Pilot.

Aus sportlicher Sicht scheinen die Perspektiven des sechsfachen Grand Prix Siegers jedenfalls viel versprechend zu sein. Mit Toyota steht er bei einem der zukünftigen Spitzenteams unter Vertrag. Schließlich bezweifelt niemand im weiten F1-Paddock, dass die Japaner eines Tages mit all ihren Ressourcen Erfolg haben werden. Allein der Aufwärtstrend in diesem Jahr beweist diese These nachdrücklich.

Aber kann auch Ralf dieser Erwartungshaltung und den hohen Ansprüchen gerecht werden? Dass er Auto fahren kann, daran dürfte niemand zweifeln. Dass er ein F1-Auto auch schneller als viele andere über die Rennstrecken dieser F1-Welt bewegen kann, steht ebenso fest. Aber kann er auch in die übergroßen Fußstapfen seines Bruders treten und in den kommenden Jahren den WM-Titel nach Köln-Marsdorf holen?

Viele seiner Kritiker werden diese Frage mit einem klaren "Nein, dafür ist er viel zu unkonstant" beantworten. Zudem hinterließen seine schlechteren Vorstellungen im Vergleich zu seinem Teamkollegen Jarno Trulli in dieser Saison keine allzu berauschende Visitenkarte. Der Italiener kam mit dem TF105 besser zurecht, wies Ralf im Qualifying durchweg in seine Schranken und war auch im Rennen, so lange ihm das Glück hold war, meistens besser, wenn auch nicht mehr ganz so überlegen wie im Qualifikationstraining.

Dennoch hat Ralf schon in Diensten von BMW-Williams bewiesen, dass er Siege einfahren kann. Sollte er von Toyota das dazu notwendige Material bekommen, dann könnte auch er eines Tages zu Weltmeisterehren kommen.

Nick Heidfeld: Heimlich, still & leise

thronfolger Nr. 2: Der spät Beachtete, Foto: Sutton
thronfolger Nr. 2: Der spät Beachtete, Foto: Sutton

Der nächste Name der in der Reihe der deutschen Schumacher-Erben fallen muss, ist jener von Nick Heidfeld. Seit Jahren wurde der sympathische Mönchengladbacher von den Medien übergangen, nicht beachtet und auf das Abstellgleis geschoben.

Gerade in den heimischen Medien gab es nur den Serienweltmeister aus Kerpen und vielleicht noch dessen Bruder. Vom dritten oder zu Zeiten eines Heinz-Harald Frentzen sogar vierten deutschen Starter war selten bis nie etwas zu hören. So wäre es auch kaum jemandem aufgefallen, dass Quick Nick nach guten Jahren bei Sauber 2003 und 2004 beinahe aus der Königsklasse verschwunden wäre. Erst in letzter Sekunde sicherte er sich Stammcockpits bei Jordan und BMW-Williams.

Und dort, in der weiß-blauen Höhle des Patrick Head, begann in diesem Jahr die Zeit des Nick Heidfeld. Mit zwei zweiten Plätzen und seiner ersten Karriere Pole Position brachte es der zu Saisonbeginn beste Deutsche bis in den Wahrnehmungsbereich der deutschen Medien, die ihn bis dahin, trotz extrem starker Leistungen bei Sauber oder Jordan, fast vollkommen ignoriert hatten.

Mit seinem Wechsel ins neue BMW Werksteam wird der introvertierte Heidfeld, der sich nichts aus großen Schlagzeilen und Wortäußerungen macht, auch in den kommenden Jahren im Blickpunkt des öffentlichen Interesses verweilen.

Da das Team erwartungsgemäß eine Lern- und Aufbauphase zu überstehen haben wird, dürften seine Chancen auf sein großes Ziel den WM-Titel zu gewinnen natürlich noch nicht von Beginn an vorhanden sein. Allerdings ist er als extrem guter Entwickler mit technisch versiertem Feedback genau der richtige, um die Weiß-Blauen an die Spitze zu bringen. Und das er dann mit einem konkurrenzfähigen Auto Podestplätze, Siege und Titel einfahren kann, dass hat er nicht zuletzt in diesem Jahr bei Williams sowie in seiner F3000-Zeit für das McLaren Mercedes Junior Team beweisen.

Nico Rosberg: Der Weltmeistersohn

Thronfolger Nr. 3: Der Weltmeistersohn., Foto: Sutton
Thronfolger Nr. 3: Der Weltmeistersohn., Foto: Sutton

Seit diesem Jahr mischt neben Michael und Ralf Schumacher sowie Nick Heidfeld auch noch ein vierter Deutscher in der Formel 1 mit: Nico Rosberg steht als offizieller Williams-Testfahrer hoch in der Gunst der Teamverantwortlichen. Nicht umsonst wird bereits heftig darüber spekuliert, ob nicht der Sohn von Ex-Champion Keke Rosberg in den letzten beiden Saisonrennen einen möglicherweise weiterhin verletzten Nick Heidfeld ersetzen könnte.

Wie gut der fünfsprachige Weltmeistersohn ist, beweist er in diesem Jahr in der neuen GP2 Serie, in welcher er vor dem Saisonfinale in Bahrain in dieser Woche noch beste Chancen auf den Titelgewinn aufweist. Entsprechend ist er für viele Beobachter reif für eine größere Rolle als Freitagstestfahrer oder sogar Stammfahrer in der Königsklasse.

Zu gute kommt dem etwas an einen jungen Ralf Schumacher erinnernden Rosberg, dass er trotz seiner noch jungen Jahre wie Heidfeld über ein gutes technisches Verständnis verfügt und als eines seiner Hobbys sogar Aerodynamik angibt.

Aufgrund seines Alters und seines noch lange nicht vollzogenen Schrittes zu einem Spitzenfahrer in der Formel 1, darf Nico zwar noch nicht als kurzfristiger Titelnachfolger von Michael Schumacher angesehen werden. Aber mittelfristig könnte der BMW-Schützling egal ob bei Williams oder beim neuen BMW-Werksteam eine große Zukunft vor sich haben. Möglicherweise sogar eine erfolgreichere als die offensichtlicheren Schumacher-Erben, die momentan bei Toyota und BMW noch Aufbauarbeit leisten müssen.

Sebastian Vettel: Die Nachwuchshoffnung

Thronfolger Nr. 4: Die Nachwuchshoffnung, Foto: Sutton
Thronfolger Nr. 4: Die Nachwuchshoffnung, Foto: Sutton

Noch in diesem Jahr wird aber ein fünfter Deutscher in einem F1-Boliden Platz nehmen: Sebastian Vettel erhält für seine tollen Leistungen in der Formel BMW und der Formel 3 Euro Series einen F1-Test für das BMW-Williams Team. So hat einst vor ein paar Jahren auch die Karriere von Nico Rosberg an Schwung gewonnen.

Nachdem Vettel im letzten Jahr die Formel BMW ADAC beinahe nach Belieben dominiert hatte, wurde er schon damals als 'neuer Schumi' hochgejubelt. In dieser Saison musste er sich erst in der für ihn neuen Formel 3 Euro Series einleben, was ihm aber erstaunlich schnell gelungen ist. Nach einigen Podestplätzen liegt er auf Rang 5 der Meisterschaft und führt die Rookie-Wertung an.

Für Vettel ist eine F1-Zukunft zwar noch ein Stück weiter entfernt als für Rosberg, aber die Anlagen für eine erfolgreiche Karriere in der Königsklasse des Motorsports besitzt der BMW-Schützling allemal.

Adrian Sutil: Der Geheimtipp

Thronfolger Nr. 5: Der Unbekannte, Foto: Sutton
Thronfolger Nr. 5: Der Unbekannte, Foto: Sutton

Zusammen mit Sebastien Vettel dreht noch ein weiterer junger Deutscher seine Runden in der F3 Euro Series: Adrian Sutil liegt hinter seinem bereits als Meister feststehenden Teamkollegen Lewis Hamilton auf dem zweiten Platz der Meisterschaftstabelle und konnte in diesem Jahr ein ums andere Mal mit starken Leistungen überzeugen.

Über den Winter startet Sutil zudem zusammen mit Tourenwagenass Timo Scheider für das deutsche A1GP-Team, was ihm wertvolle Erfahrungen mit einem leistungsstarken Formel Boliden einbringt.

Im Gegensatz zu den beiden BMW-Zöglingen Vettel und Rosberg fehlt dem Starnberger allerdings noch eine Verbindung zur Formel 1. Mit Lewis Hamilton hat er bei ASM jedoch einen in der F1 alles andere als unbekannten Teamkollegen: Der Brite wird schon seit Jahren von McLaren Mercedes Teamboss Ron Dennis unterstützt.

Bei zwei etablierten F1-Stars und drei so talentierten Nachwuchshoffnungen, sieht die deutsche Formel 1 Zukunft nach einem Michael Schumacher also doch weit weniger schwarz als viel mehr schwarz-rot-gold aus...