Wie hätte Fernando Alonso seinen 2. Matchball zum Titelgewinn besser verwandeln können, als mit genau dem minimal notwendigen Ergebnis? Das gesamte Jahr über lebte der Spanier eine risikolose, taktische und überlegte Fahrweise vor, welche ihm letztlich zwei Rennen vor dem Saisonende seinen 1. WM-Titel einbrachte. Und zwar gegen die seit vielen Rennwochenenden klar überlegene Konkurrenz von McLaren Mercedes. Diese darf sich immerhin mit einem Doppelsieg über den Titelverlust hinwegtrösten.

Das Wetter Viel wurde vor dem Rennen über Regen und ähnlich nasse Verhältnisse wie vor zwei Wochen in Belgien diskutiert. Am Ende blieb der erhoffte Regen allerdings wieder einmal aus. Damit bleibt der Belgien GP vorerst das einzige wet race des Jahres.

Der Start Aber auch ohne Regen begann der Große Preis von Brasilien spektakulär: An der Spitze setzte sich Alonso gegen Montoya durch. Dahinter überholten sowohl Räikkönen als auch Michael Schumacher den zweiten Renault von Giancarlo Fisichella. Im hinteren Teil des Feldes krachte es derweil: Antonio Pizzonia wurde von David Coulthard und Mark Webber in die Zange genommen. Alle drei schieden aus.

Der Re-Start Wie der stehende Start hatte auch der fliegende Re-Start zwei packende Duelle zu liefern. Die Betroffenen waren dabei die gleichen: Fisichella erkämpfte sich seinen Platz gegen Michael Schumacher zurück und Montoya überholte den bis dahin Führenden Alonso.

Die Überholmanöver Das drittletzte Saisonrennen begann äußerst munter. Gleich in den ersten drei Runden gab es mehrere Überholmanöver an der Spitze des Feldes. Abgesehen von einigen wenigen Manövern im Hinterfeld, mussten die Zuschauer bis zur 44. Runde warten, bevor ihnen der Lokalmatador Rubens Barrichello ein geglücktes Manöver gegen Jenson Button zeigen konnte.

Die Zwischenfälle Nach dem Startunfall zwischen Coulthard, Pizzonia und Webber kehrte für den Rest des Rennens größtenteils Ruhe ein. Besondere Zwischenfälle gab es nicht.

Die Boxenstopps Bis auf Takuma Sato, der nach seiner doppelten Bestrafung nur einmal stoppte, und Narain Karthikeyan, der als einziger auf drei Stopps setzte, legten alle Piloten nur zwei Boxenstopps ein. Besonders wichtig waren die Stopps für Michael Schumacher. Dieser schaffte es nach beiden Boxenbesuchen vor Giancarlo Fisichella auf die Strecke zurückzukehren und sicherte sich somit Rang 4. Bei Kimi Räikkönen klappte dieses taktische Spielchen diesmal nicht: Der Finne schaffte es bei keinem seiner beiden Stopps an seinem Teamkollegen vorbeizugehen.

Die Reifen Beide Reifenmarken überstanden den Großen Preis von Brasilien ohne Reifenschäden oder größere Probleme mit den Gummiwalzen. Bei der Performance stellte Michelin zwar erneut den Sieger, konnte Bridgestone dank der guten Leistung von Michael Schumacher aber beweisen, dass sie nicht mehr völlig unterlegen sind und ihre Pneus mittlerweile auch eine Renndistanz problemlos aushalten.

Die Ausfälle Keine Runde schaffte das Streittrio Coulthard, Pizzonia und Webber. Nach 30 Runden schickte Williams den am wenigsten beschädigten Wagen dieses Trios aber wieder ins Rennen: Mark Webber versuchte sich an Schadensbegrenzung für seine Startposition für das Japan-Qualifying. Für Robert Doornbos war der Grand Prix wenig später hingegen endgültig vorbei: Sein rauchendes Heck ließ keinen anderen Schluss zu. Bei Tiago Monteiro endete hingegen die größte Zuverlässigkeitsserie eines F1-Rookies: Im 17. Rennen verbuchte der Portugiese seinen 1. Ausfall.

Das Mittelfeld Einige illustre Namen finden sich im punktelosen Mittelfeld des Brasilien GP vor. Neben Karthikeyan und Albers landeten hier nämlich auch Jarno Trulli, Jacques Villeneuve, Felipe Massa, Takuma Sato und Christian Klien.

Die Punkteplatzierungen Erfreulicher endete das Rennen für Ralf Schumacher, der als Achter immerhin einen WM-Zähler holte. Noch einen Punkt mehr erhält Jenson Button für Position 6. Den leichten Aufwärtstrend von Ferrari bestätigte Rubens Barrichello als Sechster. Noch besser machte es sein Teamkollege Michael Schumacher, der vor dem zweiten Renault von Giancarlo Fisichella Rang vier belegte.

Das Podium Er mag in den Ergebnislisten nur Dritter geworden. Aber in der WM-Tabelle steht Fernando Alonso unumstößlich ganz oben. Dank des dritten Ranges von Alonso konnte sich Kimi Räikkönen Platz zwei hinter seinem Teamkollegen leisten. Auch ein Sieg hätte ihm nicht mehr geholfen.

Der Sieger Juan Pablo Montoya gab alles, um bei einem dritten Rang von Alonso auch sein drittes Saisonrennen gewinnen zu dürfen. Das Ergebnis war dabei das gleiche wie im Vorjahr: Nur damals gewann der Kolumbianer noch in einem weiß-blauen Auto vor Kimi Räikkönen.

Die Stimmen

Juan Pablo Montoya, Sieger: Das Rennen hat Spaß gemacht. Wir haben es schon seit lange Zeit verdient in der Team-WM vorne zu liegen. In der Fahrer-WM haben wir am Anfang Punkte verloren, aber in der Konstrukteurs-Wertung verdienen wir den Titel. Das sollten wir in den letzten beiden Rennen schaffen können.

Kimi Räikkönen, 2. Platz: Ich war nicht schnell genug um Juan Pablo zu schlagen. Vielleicht war das Setup nicht perfekt, aber das Endergebnis war hervorragend. Wir haben das optimale Ergebnis geholt und Fernando hat den Titel verdient.

Fernando Alonso, 3. Platz: Es ist unglaublich meine Gefühle zu beschreiben. Ich bin unglaublich glücklich und emotional sehr bewegt. Mein Rennen war gut. Ich dachte zu Beginn, dass wir mit McLaren um den Sieg kämpfen könnten, aber das war leider nicht möglich. Ich versuchte gegen Ende Michael unter Kontrolle zu behalten und das hat funktioniert. Von der ersten Sekunde an denkt man an den Titel. Die ersten 20 Minuten vergingen noch relativ schnell, aber die letzten Runden fürchtete ich den Regen, den mir mein Team angekündigt hatte. Ich komme aus einem Land ohne große F1-Tradition und kämpfte mich ohne große Unterstützung aus der Heimat bis in die Formel 1.

Der Weltmeister Es ist vollbracht. Zwei Rennen vor dem Saisonende ist Fernando Alonso zum ersten Mal Formel 1 Weltmeister. Aber nicht nur das: Der Spanier ist mit 24 Jahren auch der jüngste Champion aller Zeiten. Nach einem starken Saisonbeginn, in dem er der klar überlegene Fahrer war, rettete Alonso seinen Vorsprung ab der Saisonmitte gegen einen überlegenen Gegner über die Runden und sicherte ihn in Interlagos mit dem erforderlichen dritten Platz. Der erste Weltmeister der Nach-Schumacher-Ära heißt also: Fernando Alonso!

Die WM-Wertungen In der Fahrerwertung kletterte Juan Pablo Montoya nach seinem dritten Saisonsieg an Michael Schumacher vorbei auf den dritten WM-Rang. Und auch in der Team-WM hat McLaren Mercedes einen Sprung gemacht: Mit zwei Punkten Vorsprung führen die Silbernen die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft vor Renault an. Für Toyota sieht es nach der doppelten Punkteankunft von Ferrari im Kampf um Rang 3 der Team-WM wieder schlechter aus.